Rostocker Medienwissenschaftler erforscht sorbisches Filmerbe

Dr. Andy Raeder (Copyright: Universität Rostock).

Die Bevölkerungsgruppe der Sorben ist eine staatlich anerkannte nationale Minderheit in Deutschland mit eigener Sprache, einer offiziellen Flagge und Hymne. Sie lebt überwiegend in der sächsischen Oberlausitz und der brandenburgischen Niederlausitz. Bekannt sind die Sorben unter anderem durch die Osterbräuche und die traditionellen Trachten aus dem Spreewald. Nahezu vergessen ist dagegen ihre über 100-jährige Filmtradition, die zum deutschen Filmkulturerbe zählt, gegenwärtig jedoch kaum als solches wahrgenommen wird. So entstand 1911 mit „Ein Fremder Vogel“ (Regie: Urban Gad) der erste Film, der das sorbische Thema aufgriff. In diesem frühen Stummfilm spielt Asta Nielsen die junge Engländerin May, die mit ihrem Vater den Spreewald bereist.

Das sorbische Filmschaffen beinhaltet jedoch überwiegend dokumentarische Filmbeispiele. In der DDR entstanden mehrheitlich Kultur- und Dokumentarfilme über das Leben der Sorben. Sie kamen im Vorprogramm der Kinos zur Aufführung oder wurden im Fernsehen gezeigt. Gleichzeitig dienten die Filme dem sozialistischen Staat als Werbung. „Die Partei- und Staatsführung wollte auf internationalen Filmfestivals zeigen, wie die DDR mit ihren Minderheiten umgeht,“ erklärt Dr. Andy Räder. 1980 kam es sogar zur Gründung einer eigenen Produktionsgruppe „Sorbischer Film“ beim DEFA-Studio für Trickfilme. Der Rostocker Medienwissenschaftler beschäftigt sich überwiegend mit den Filmen dieser Gruppe. Im Anschluss an den Forschungsaufenthalt präsentiert Dr. Räder seine Ergebnisse auf dem internationalen Kongress der German Studies Association in Portland, Oregon (USA).

Das Serbski institut/Sorbische Institut mit Sitz in Bautzen und Cottbus ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, welche die Sprache, Geschichte und Kultur der Sorben (Wenden) in der Ober- und der Niederlausitz untersucht. Jedes Jahr vergibt sie Fellowships für Forschungsaufenthalte an Wissenschaftler, die sich mit Fragen der (vergleichenden) Minderheitenforschung und/oder der Sprache, Geschichte und Kultur der Lausitzer Sorben beschäftigen.

Kontakt:
Dr. phil. Andy Räder
Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Institut für Medienforschung an der Philosophischen Fakultät
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-2730
andy.raederuni-rostockde


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