Selbst gestaltete Naturräume wirken therapeutisch

Sarah Podday in ihrem kleinen Gewächshaus mit Kakteen (Foto: Universität Rostock/privat).
Sarah Podday in ihrem kleinen Gewächshaus mit Kakteen (Foto: Universität Rostock/privat).

„Heilkräfte der Natur haben eine positive Wirkung auf unser Wohlgefühl“, ist Sarah Podday, die von klein auf in der Familie an die Arbeit in der Natur herangeführt wurde und so oft es ging, im Garten war, überzeugt. Das könne nicht nur Kindern, sondern insbesondere alten, kranken Menschen seelischen Halt geben.

„Therapiegärten gewinnen insbesondere vor dem anstehenden demografischen Wandel enorm an Bedeutung“, unterstreicht Professor Henning Bombeck, der den Lehrstuhl Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock (AUF) leitet. Das Thema habe bislang eher sporadisch Beachtung gefunden. Insbesondere aber mit Blick auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes im städtischen Umfeld würden Therapiegärten verstärkt an Aufmerksamkeit gewinnen und in den Focus der Städteplaner geraten. Professor Bombeck sieht das so: Die Pflanze signalisiere beispielsweise, dass sie dringend gegossen werden müsse. Im Duftgarten würden die Sinne geweckt, so ganz nebenbei.

„Ein Garten ist ein guter Ausgleich zum Stress des Alltags“, ist Sarah Podday überzeugt und hat bei ihrer umfangreichen Recherche zur Masterarbeit dafür viele überzeugende Belege gefunden. Sie selbst besitzt ein kleines Gewächshaus mit Kakteen. „Die Pflege der Sukkulenten, das Umtopfen, zu beobachten, wenn die Blüten kommen, das alles habe etwas Beruhigendes.“ Auch die eigene Zucht aus einem Samenkorn bis hin zur blühfähigen Pflanze schaffe kleine Erfolgserlebnisse, das erfahre sie selbst immer wieder.

In den USA ist die sogenannte Gartentherapie schon länger etabliert. „Wir ziehen jetzt in Deutschland nach“, betont die junge Akademikerin. Landschaftsarchitekten würden inzwischen Gärten für Kinder, Senioren sowie Menschen mit psychischen Problemen planen. Insbesondere aber Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens wie Pflege- und Seniorenheime, Reha- und Suchtkliniken profitierten von einem Therapiegarten. „Das ist eine wunderbare Ergänzung zum Spektrum bestehender herkömmlicher Therapiemethoden“, betont die 32-Jährige. Die einzelnen Bewegungs-, Erlebnis- und Aufenthaltsräume innerhalb eines Therapiegartens ermöglichen den Patienten und Bewohnern ein buntes Potpourri an abwechslungsreichen Garten- und Pflanzentätigkeiten. So würden auch Verantwortungs- und Selbstbewusstsein gefördert, körpereigene Prozesse begünstigt sowie Stress- und Schmerzempfindung reduziert.

Aus dem Blickwinkel von Professor Bombeck gibt es noch zu wenige Therapiegärten in der Region und darüber hinaus. Die Masterarbeit von Sarah Podday, die sich mit ihrer Arbeit als Expertin präsentiert habe und die der Professor betreute, biete gerade auch für Kleingartenanlagen im urbanen Umfeld innovative Konzepte zum Anlegen von der Öffentlichkeit zugängigen Therapiegärten. Professor Bombeck setzt auf dieses Thema und betreute in der jüngsten Vergangenheit beispielsweise auch Masterarbeiten zum Freiluft-Klassenzimmer oder Freiluft-Kindergarten. Text: Wolfgang Thiel

Bildunterschrift: Sarah Podday in ihrem kleinen Gewächshaus mit Kakteen (Foto: Universität Rostock/privat).

 

Kontakt:
Professor Henning Bombeck
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke
Tel.: +49 381 498-3280
henning.bombeckuni-rostockde

 


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