Stubbendorfer Wildapfel für den Botanischen Garten Rostock

Freuen sich über die Gemeinschaftsaktion: Initiator Dr. Friedrich Höhne (M.), Spender Behzod Yuldasher (re.) und Empfänger Dr. Dethardt Götze (li.) (Universität Rostock/Thomas Rahr).
Freuen sich über die Gemeinschaftsaktion: Initiator Dr. Friedrich Höhne (M.), Spender Behzod Yuldasher (re.) und Empfänger Dr. Dethardt Götze (li.) (Universität Rostock/Thomas Rahr).
Eine kleine Tafel weist auf die Besonderheiten des jungen Apfelbäumchens hin. (Universität Rostock/Thomas Rahr)
Eine kleine Tafel weist auf die Besonderheiten des jungen Apfelbäumchens hin. (Universität Rostock/Thomas Rahr)

Dr. Friedrich Höhne, Sprecher der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern des Pomologen-Vereins und Apfelsortenforscher, überbrachte jetzt dem Botanischen Garten der Universität Rostock ein ganz besonderes Geschenk: einen europäischen Wildapfelbaum. Dieses noch kleine Bäumchen mit großer Geschichte wurde von der Inselmühle Usedom Agrar GmbH gespendet. Der 2019 neu entstandene Obstbau- und Landwirtschaftsbetrieb legt auf der Insel Usedom Plantagen mit Äpfeln an, darunter viele alte regionale Sorten, Aprikosen und Pfirsiche, Kornelkirschen, Quitten und Beerenobst (Haskap, Johannisbeeren, Aronia, Sanddorn) für die eigene Verarbeitung in der Inselmühle in Usedom. Dr. Höhne, der an der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock Vorlesungen zum Obstbau hält, wird auch vom Kustos des Botanischen Gartens, Dr. Dethardt Götze, als guter Ratgeber geschätzt. Im Botanischen Garten gedeihen etwa 1.000 verschiedene Arten von Sträuchern und Bäumen. „Dieser Wildapfelbaum ist eine ganz besonders wertvolle Pflanze“, freut sich Dr. Götze. Denn das neue Bäumchen ist ein Original-Abkömmling eines über 400 Jahre alten Wildapfelbaums bei Stubbendorf. Bei dessen Entstehung waren noch nicht so viele Apfelsorten in unserer Landschaft verstreut, die sich mit den Wildformen kreuzen konnten, so dass hier noch von einem viel unverfälschteren Wilderbgut ausgegangen werden kann. Der Baum hat seinen Platz auf dem Areal der Trockenwiese gefunden, auf der verschiedene Wildobstarten gedeihen.

Erst vor kurzen konnte sich der Botanische Garten über ein ganz besonderes und nicht alltägliches Geschenk freuen. Der Rostocker Uwe Brand hat der Einrichtung eine Süntel-Buche gestiftet. Der 65-Jährige, der 31 Jahre, also fast die Hälfte seines Lebens, im Zoologischen Garten der Hanse- und Universitätsstadt als Bereichsleiter Garten gearbeitet hat, wünschte sich zum Abschied in den Ruhestand von seinen Kollegen Geld für einen Baum – einen ganz besonderen Baum, eben eine Süntel-Buche. Diese natürliche Mutante, die einige Hundert Euro gekostet hat, ist eine Rarität, in Europa und in Parks und Gärten kaum zu finden.

Nun ist der Botanische Garten um ein weiteres seltenes Expemplar reicher. Der europäische Wildapfel (Malus sylvestris) wurde 2013 als Baum des Jahres in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Nach einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) waren 2013 nur noch 5.500 Exemplare des Wildapfels in Deutschland nachgewiesen worden.

„Der Stubbendorfer Wildapfelbaum, beheimatet südöstlich von Sanitz an der Landstraße von Stubbendorf nach Ehmkendorf, wird wohl nicht mehr mitgezählt worden sein, denn 2007 wurde der Baum Opfer des Orkans Kyrill, der mehr als die Hälfte der Krone zerstörte. In den Folgejahren brach der Baum dann völlig zusammen“, sagt Höhne. Dieser Baum sei eine wirklich imposante Erscheinung gewesen. „Man fühlte sich unter seiner Krone wie in einem Dom“. Höhne gelang es kurz vor dem völligen Zusammenbrechen des Wildapfels am 23. April 2010, Reiser zu schneiden und in der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Gülzow aufzuveredeln. 2011 konnten erste Äpfel geerntet werden. „Die zahlreichen Blüten des Wildapfels sind wunderschön gefärbt, die offene Blüte ist dann fast weiß“, so Höhne. Die Äpfel sind, typisch Wildapfel, sehr klein und gelb gefärbt. Bei Untersuchungen haben die Früchte einen Brix-Wert (Zuckergehalt) von 15,25 und eine beachtliche Säure von 23,6 g/l, wahrlich kein Genuss zum Frischverzehr. Aber wer ahnt, wozu man die Äpfel nutzen könnte?

Mit der Pflanzung im Botanischen Garten lebt der Genfonds des ältesten Wildapfelbaumes weiter und wer weiß, wie viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte er in Rostock erleben wird.

Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Dr. Dethardt Götze
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel.: +49 381 498-6255 (direkt)
Tel.: +49 381 498-6250 (Sekretariat)

 


Back