Junger syrischer Forscher aus Rostock beeindruckt die Wissenschaftswelt

Der 33-jährige Syrier Loai Al Sheakh kam vor fünf Jahren nach Deutschland und ist jetzt Doktorand in der Physikalischen Chemie der Universität Rostock. Foto: Universität Rostock/ Julia Tetzke.
Der 33-jährige Syrier Loai Al Sheakh kam vor fünf Jahren nach Deutschland und ist jetzt Doktorand in der Physikalischen Chemie der Universität Rostock. Foto: Universität Rostock/ Julia Tetzke.

„Ich habe an der Universität Rostock und in der Freizeit Menschen getroffen, die an mich glauben“, sagt Loai Al Sheakh. Die deutsche Sprache hat er sich weitgehend alleine beigebracht. Das Masterstudium der Chemie schloss er in Rostock mit 1,5 ab.

Jetzt freut er sich über seine erste Publikation in einer internationalen Fachzeitschrift. Nach jetzigem Stand wird die Arbeit mit ihm als Erstautor sogar mit einer Titelseite ausgezeichnet. Sein Betreuer Professor Ralf Ludwig jedenfalls ist stolz auf seinen Schützling: „Loai Al Sheakh ist vor gut einem Jahr zur Promotion in meine Arbeitsgruppe gekommen und hat schnell sein Geschick als Synthesechemiker unter Beweis gestellt.“

Bereits an den Universitäten im syrischen Euphrat und Allepo machte er durch gute Leistungen während seines Bachelor-Studiums auf sich aufmerksam. Im Arbeitskreis von Professor Martin Köckerling an der Universität Rostock erlernte er sein Handwerkszeug für die Chemie und warf auch seine erworbenen Kenntnisse als Trainee für die Wirtschaft mit in die Waagschale. „In Syrien hatte ich bereits eine sehr gute Chemieausbildung. Es fehlte aber eine stärkere Praxisausbildung, richtige Chemie am Abzug.“ Die hat er nun in der Physikalischen Chemie in Rostock umgesetzt und Verbindungen mit gewünschten Eigenschaften hergestellt. Auf seinem ehrgeizigen Plan stehen weitere Verbindungen, die im Arbeitskreis Ludwig auch in Experimente an Großforschungseinrichtungen wie ISIS in England untersucht werden. Für die Neutronenstreuexperimente werden gezielt isotopenmarkierte Verbindungen benötigt, die Loai Al Sheakh gerne synthetisiert. „Bisher habe ich noch nicht aufgeben müssen“, freut er sich über seinen Erfolg. Die nächsten Manuskripte über ganz neue Erkenntnisse befinden sich bereits in Arbeit. Und: Sprachlich gibt es ja kein Problem. Englisch und Deutsch beherrscht er fließend in Wort und Schrift, wie seine C1-Zertifikate ausweisen.

In der Publikation von Loai Al Sheakh geht es um Salze und ionische Flüssigkeiten, die ausschließlich aus geladenen Teilchen, sogenannten Ionen bestehen. Zum ersten Mal gelang es ihm zu zeigen, dass zwischen den Ionen gleich drei unterschiedliche Typen von Wasserstoffbrücken ausgebildet werden können: Drei auf einen Streich! Die für Wasser und Biomoleküle bekannten Wasserstoffbrücken zeigen hier eine ganz besondere Seite. Es werden sogar Wasserstoffbrücken zwischen gleichgeladenen Ionen gebildet. Die Brücken können also die stark abstoßenden Kräfte überwinden. Solche stabilen Brücken auf molekularer Ebene wird der Rostocker Chemiker aus Raqqa bis zu seiner Promotion noch einige bauen. „Wir sind froh, dass Loai bei uns ist und mit seiner ausgewiesenen Kompetenz dem Arbeitskreis sehr weiterhilft“, urteilt Professor Ludwig.

Die ausgezeichneten Forschungsarbeiten werden im Rahmen von Programmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, die während der Corona-Pandemie zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt hat. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Loai Al Sheakh
Universität Rostock
Institut für Chemie
Tel.: 0381 498 6495
loai.sheakh(2)@uni-rostock.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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