Ewig schlauer werden und der Welt zu wichtigen Erkenntnissen verhelfen.  Das klingt gut. Aber auch in den Ingenieurwissenschaften ist der Weg an  die Spitze, also zum Professoren-Titel,  schwer. Insofern ist es etwas  Besonderes, wenn am Center for Life Science Automation der Universität  Rostock,  kurz CELISCA, seit 1999 fünf Habilitierte den Weg nach ganz  oben  gefunden haben. „Wir machen keine Nachwuchsförderung, sondern  Nachwuchsforderung“, unterstreicht Professorin Kerstin Thurow, die  Direktorin des Instituts für Automatisierungstechnik (IAT) der  Universität Rostock. Sie war 1999 mit nur 29 Jahren die jüngste  Professorin Deutschlands, habilitierte als studierte Chemikerin in den  Ingenieurwissenschaften und brach stets eine Lanze für das  fachübergreifende Arbeitsprinzip des Forschungszentrums. Im Institut  haben sich in den letzten Jahren drei Wissenschaftler habilitiert.
„Da  muss man nicht nur ein dickes Buch schreiben“, sagt Prof. Thurow. „Die  Akteure müssen publizieren, dozieren, Studenten betreuen, Drittmittel  für Projekte einwerben.“
 
„Wissenschaft für die Praxis“, das ist  der Anspruch von Kerstin Thurow. „Das, was bei uns am Institut erforscht  wird, muss anwendungsbereit sein“, gibt Prof. Thurow die Richtung vor.  Am Zentrum für Innovationskompetenz CELISCA entsteht das Labor der  Zukunft: Neben der Entwicklung neuer technologischer Verfahren spielen  auch deren gesundheitliche Folgen für die Mitarbeiter eine wichtige  Rolle. 
 
Dr. Heidi Fleischer hat ihre Habilitationsarbeit an der  Fakultät für Informatik und Elektrotechnik (IEF) der Universität Rostock  verteidigt. Die 43-jährige Rostockerin studierte an der Uni Rostock,  promovierte hier und hat sich jetzt habilitiert. Ihr Arbeitsgebiet im  Warnemünder Center for Life Science Automation der Universität Rostock  ist ein Zukunftsgebiet: die Rostockerin war die Erste, die systematisch  Automationskonzepte für die Laborarbeit und die hochkomplexe Messtechnik  entwickelt hat. Soll heißen: Mit hochkomplexen Sensoren und mit  Unterstützung von Robotern hat sie klassische Laborarbeit automatisiert.  So geht sie den Eigenschaften von Materialien aus Medizin, Umwelt und  Bio-Wissenschaften mit anderen Vorzeichen auf den ganz tiefen Grund. So  ganz nach dem Geschmack von Kerstin Thurow: „Wir sitzen nicht im  Elfenbeinturm, suchen im Team nach praktischen Lösungen“.
Hui Liu  aus China ist seit Juli 2011 an der Uni Rostock. Der heute 33-Jährige  kam als Spezialist mit Fachwissen aus Robotik, Transportsystemen und  Energiemanagement an die Uni Rostock. Ihm ist es gelungen, erstmals  weltweit ein Gesamtkonzept für den praktischen Einsatz mobiler Roboter  in klassischen Laboren der Life Sciences zu erarbeiten. Roboter können  jetzt im Warnemünder Institut alleine Fahrstuhl fahren, sich ohne GPS  orientieren, Menschen erkennen, ihnen ausweichen, die richtigen Proben  an die richtige Stelle bringen. 
 
„Es geht nicht darum, den  Menschen im Labor überflüssig zu machen. Wir suchen nach Möglichkeiten,  den Laboranten monotone und sich stets wiederholende Tätigkeiten durch  Automatisierungsprozesse abzunehmen. Unsere Zielsetzung ist die  Entwicklung besserer Verfahren und Produkte für die Life Sciences„,  beschreibt Thurow die Aufgabenstellung von CELISCA.
Im Einzelnen zählen Elektrotechniker, Maschinenbauer, Informatiker, Biologen
und Mediziner zu den tragenden Säulen der CELISCA-Forschung. „Das Thema
der  Automatisierung in den Life Sciences verfolgen auch andere  Forschungseinrichtungen“, weiß die CELISCA- Leiterin zu berichten, „aber  die von uns gewählte wissenschaftliche Bandbreite in diesem  Forschungsfeld ist weltweit einzigartig.“
Davon profitiert der gesamte Hochschulstandort an der Ostsee. Das Center
for Life Science Automation bildet einen zentralen Fixpunkt in dem Bemühen
der Universität Rostock, sich in der Life Sciences-Forschung international zu profilieren.
Dazu  trägt auch Mohit Kumar bei. Der 38-jährige Inder beschäftigt sich mit  der Entwicklung von neuen Methoden der künstlichen Intelligenz für die  Dateninterpretation  und maschinelles Lernen sowie Signale der  Bildverarbeitung. Er ist der Mann für die richtige Dateninterpretation.  Sie lassen auch Schlussfolgerungen darüber zu, ob jemand Stress hat,  Menschen über- oder unterfordert sind.
 
Die Habilitation von  Bernd Göde liegt schon 20 Jahre zurück. Er bringt sich im Institut seit  2000 als Informatiker ein. Damals gingen die Datensätze in die  Millionen. Und für den heute 62-Jährigen tat sich ein neues  Arbeitsgebiet auf: Web-Technologien. Dazu war es notwendig, vorhandene  Anlagentechnik sinnvoll miteinander zu kombinieren. Eine Aufgabe u. a.  für die an CELISCA beteiligten Informatiker, die entsprechende  Softwarelösungen programmieren mussten, um die zum Teil völlig  unterschiedlichen Steuerungen der einzelnen Geräte miteinander zu  „verheiraten“.
Wie alle Forschungsvorhaben im Kompetenzzentrum  gibt es stets einen konkreten Bezug zum Innovationsbedarf in der  Life-Science-Branche. „Wir klopfen vor einer Entwicklung immer auch das  Interesse unserer Kooperationspartner in der Wirtschaft und die  Marktfähigkeit ab“, betont Thurow. Text: WOLFGANG THIEL
Kontakt: 
Prof. Dr.-Ing. habil. Kerstin Thurow
Center for Life Science Automation
Universität Rostock
F.-Barnewitz-Str. 8
18119 Rostock
Tel: +49 381 498 7800
www.celisca.de
Bei Celisca entsteht das Labor der Zukunft
Back


