Fische, Pflanzen, Forschen – Aquaponik als nachhaltige Intervention für die Zukunft

Lu Xu ist eine 34-Jährige Doktorandin an der Fakultät für Agrar- und Umweltwissenschaften im Bereich Aquaponik. Sie ist seit 2019 in der Substratforschung an der Uni Rostock und beschäftigt sich dort insbesondere mit Nachhaltigkeit. Aquaponik kann nicht nur in großen Einrichtungen wie im FischGlasHaus am Justus-Liebig-Weg 3 betrieben werden, sondern auch in privaten Haushalten.

Lu ist vor fast zehn Jahren von ihrer Heimatstadt Shanghai nach Rostock gezogen, um 2015 hier an der Universität ihren Master in Aquakultur zu machen. Bevor die heutige Doktorandin nach Rostock kam, absolvierte sie im Jahr 2012 ihren Bachelor im Bereich Marine Technology in Shanghai. Um für etwas mehr frischen Wind in ihren akademischen Werdegang zu sorgen, plante Lu als damalige Bachelorstudentin nach Deutschland zu kommen. Dabei trieb der Wind sie in Richtung Norden, denn die Universität Rostock ist eine der wenigen Universitäten in Deutschland, die sich mit Meeresforschung im Ostseeraum beschäftigt und Masterstudiengänge dazu anbietet.

Der Forschungsbereich, in dem die Doktorandin arbeitet, bezeichnet sich als Aquaponik, eine Verschmelzung der Themen Aquakultur und Hydroponik im Bereich der Agrar- und Umweltwissenschaften. Bei Aquaponik geht es um die Kultivierung von Fischen und Pflanzen sowie die Wiederverwendbarkeit der von den Fischen ausgeschiedenen Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Dabei forscht Lu in ihrer Doktorarbeit an dem optimalen Substrat für die Pflanzen beziehungsweise die beste Kombination von Substraten. Herkömmliche Pflanzenerde enthält sehr oft Torf, was kritisch betrachtet wird. Zum einen verringert es die Biodiversität und beeinflusst die CO2-Speicherung, aber auch die Regulation des Wassers und Bodenerosion.

Daher hat sich Lu zur Aufgabe gemacht, das nachhaltigste Substrat zu finden und dabei die verschiedenen Kombinationen zu untersuchen. Lus Forschungsinteresse gilt Mikroben, die das Pflanzenwachstum unterstützen. Zur Kultivierung wird Weizengras und beispielsweise ein Substrat aus Kokosfasern, Perlit oder Vermiculite verwendet, um die ausgeschiedenen Nährstoffe der Fische, in diesem Fall der Afrikanische Raubwels, für das Wachstum des Weizengrases zu benutzen. Afrikanische Raubwelse gelten als robuste Fische und vertragen Veränderungen ihres Umfelds, wie beispielsweise eine Senkung oder Erhöhung des PH-Wertes ihres Wassers, wesentlich besser als andere Fische.

Ein riesiger Meilenstein für die Doktorandin wäre die mehrfache Anwendung in privaten Haushalten, um zu zeigen, wie simpel Aquaponik für Nutzer*innen zu Hause ist. Daher möchte sie durch ihre Doktorarbeit auf Aquaponik und deren Vorteile aufmerksam machen. „Aquaponik kann ein Teil des modernen Lebensstils sein, weil es eine nachhaltige Methode zur Lebensmittelproduktion darstellt, die Wasser und Platz effizient nutzt. Zudem ermöglicht es den Zugang zu frischem, pestizidfreiem Gemüse und Fisch, was zur Gesundheit und Ernährung beiträgt“, sagt die Forscherin.

Dass Lu als Doktorandin in der Aquaponik forscht und arbeitet, ist eher einem Zufall geschuldet, denn ursprünglich wollte sie Dolmetscherin werden. Lu interessiert sich insbesondere für EnglischundFranzösisch sowie amerikanische Kultur. Wenn sie gerade nicht am Experimentieren und Testen verschiedener Substrate ist, dann schaut sie in ihrer Freizeit gerne Fußball oder wandert. Aber auch Science-Fiction Bücher sowie Serien auf der Couch zu lesen und schauen oder mal zu meditieren, dienen Lu neben ihrer Doktorarbeit als Ausgleich.

Lu möchte an die jüngere Generation viel Courage weitergeben und appelliert keine Scheu vor fremden Kulturen zu haben, wenn man ins Ausland geht. „Isoliert euch nicht, sondern traut euch auf Menschen zuzugehen!“ Lu hat es sehr geholfen, nicht nur bei ihrer eigenen Community zu sein, sondern auch diverse Studierende aus anderen Fakultäten mit verschiedenen Nationalitäten kennenzulernen.

Kontakt:
Lu Xu
Aquakultur und Sea-Ranching
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
E-Mail: Lu.Xu@uni-rostock.de
Justus-von-Liebig-Weg 6, 18059 Rostock

Bildquelle: Lu Xu, Universität Rostock
Text: Lyn Luca Berlin (er/ihm)