Erosion einer Ideologie
Schleichender Wandel
Bruch von politischen Dogmen
Kritische Meinung zum politischen System oder zu den Lebensbedingungen in der DDR oder gar der Bruch von politischen Dogmen konnte leicht als „staatsfeindliches“ oder „politisch-negatives“ Handeln ausgelegt werden und den Urheber ernsthaft in Gefahr bringen.
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Das MfS kannte die prekäre Lage
Während Dr. Wolfgang Müller wegen seiner kritischen Äußerungen zur Wirtschaftslage der DDR in Rostock scharf kritisiert und beim MfS denunziert wurde, besaß die Staatssicherheit in Berlin längst viel umfassende Kenntnisse über den maroden Zustand der DDR-Wirtschaft. In einer Studie ohne Titel und ohne Autor der für Wirtschaftsfragen zuständigen Hauptabteilung XVII vom 25. Januar 1982, geleitet von Generalmajor Alfred Kleine, wird scharfe Kritik geübt an den obersten Wirtschaftslenkern der SED und die Zahlungsunfähigkeit der DDR schon Anfang der 80iger Jahre prophezeit.
[Quelle: Ohne Autor [HA XVIII], ohne Titel, Berlin, den 25.1.1982, in: BStU, MfS, HA XVIII Nr. 4693, Bl. 63 – 98.,
aus: 1980-1983: Bankrott mit Anlauf | Stasi | bpb.de]
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APO-Versammlung kritisiert „Sozialistische Demokratie“
Die nebenstehenden Streng vertraulicher Parteiinformation von MfS-Generalmajor Mittag über Diskussionen in der Parteiorganisation Germanistik/Sektion Sprach- und Literaturwissenschaft der WPU am 21.05.1987 zeigt, dass Glasnost auch in der SED-Basis angekommen war:
- Die Parteigruppe verurteilt einhellig die Unterdrückung von Kritik in der Partei hinsichtlich des Berlinjubiläums. „Alles für die Hauptstadt“ bedeute Defizite in der Republik. Laut Statut der SED gäbe es keine Tabu-Themen in der Partei. Das gelte auch für Berlin.
- Es gab einhellige Kritik am Interview des Genossen Kurt HAGER im “Stern”. Die von ihm vertretene Auffassung zu den Vorgängen in der Sowjetunion (“Tapetenwechsel”) können nicht geteilt werden.
- Es bestehe ein unzureichender Grad an Demokratie in der obersten Leitungsebene der Universität und seitens des Ministeriums.
- Zu einem Subbotnik seien ca. 60 Studenten zu Malerarbeiten bestellt gewesen. Es hätten jedoch nur 7 Pinsel zur Verfügung gestanden. Die Studenten seien daraufhin ohne Murren nach Hause gegangen. Sie hätten sich nicht beschwert, da sie so etwas gewohnt seien.
Mittag forderte eine Auswertung durch die Universitätsparteileitung, um eine Ausbreitung solcher Tendenzen entgegenzuwirken.
[Quelle des MfS-Dokuments: BArch, MfS, BV Rst., Abt. XX, Nr. 1265]
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