Nomenklaturkader

Rückgrat der SED-Diktatur

5. Aufsteller der Aussstellung

Die Kaderpolitik der SED an Schulen und Hochschulen

Protokoll der 6. Sitzung der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ am Donnerstag, dem 29. Februar 1996, Bonn, Vorsitz: Abg. Rainer Eppelmann
Öffentliche Anhörung zu dem Thema Die Kaderpolitik der SED an Schulen und Hochschulen in der DDR und ihre Folge
Abgerufen am 17.03.2025 von: 
https://enquete-online.de/pdf?pdf=wp13b4_1_12-104

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Nomenklaturordnung

Jede Universität der DDR war verpflichtet, in einer an die jeweilige Struktur der Universität angepassten Nomenklaturordnung die Arbeit mit ihren Nomenklaturkadern zu regeln. Die Verantwortung hierfür trug der Rektor.
Eine Nomenklaturordnung der Wilhelm-Pieck-Universität war bisher nicht auffindbar: Entweder wurden alle Exemplare im Rahmen der Aktenbereinigungen 1989/90 vernichtet, oder sie befinden sich noch in den nicht aufgearbeiteten Akten des Universitätsarchivs. Als Ersatz verweisen wir auf die Nomenklaturordnung der Karl-Marx-Universität Leipzig.

[Quelle: service.archiv.uni-leipzig.de/ws/ds/KMU-DS%200037.pdf].

Wir wären allen Ausstellungsbesuchern für Hinweise über den Verbleib einer entsprechenden Nomenklaturordnung der Rostocker Universität dankbar.

Nomenklatur- und Kaderreserve des Rektors 1969

Die beigefügten Dokumente aus dem Universitätsarchiv Rostock demonstrieren die Arbeit mit den Nomenklaturkadern des Rektors, insbesondere auch den Einfluss des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesens.

Nomenklaturkader- und Nachwuchskaderreserve

Am 18.06.1987 legte das Direktorat für Kader und Qualifizierung (DKQ) der Universitätsparteileitung (UPL) in bewährter enger Zusammenarbeit ein Dokument zum Aufbau einer Kaderreserve von Nachwuchswissenschaftern für Leitungsfunktionen vor. Die Leitungen der Einrichtungen waren zuvor aufgefordert gewesen, geeignete Personen für das Kaderentwicklungsprogramm 1986 - 1990 vozuschlagen. Die Vorschläge waren mit dem stellvertretenden UPL-Sekretär für Organisation/Kader und den Sekretären der SED Grundorganisationen abgestimmt. In die Kaderreserve wurden 139 Kader aufgenommen. Davon waren 85,6 % Mitglieder der SED und nur 0,26 % Frauen.
Die UPL beschloss, 110 Genossen in die Nomenklaturkaderreserve und Nachwuchskaderreserve aufzunehmen.

 

Investitur von "Genossen Magnifizenz" Prof. Dr. Günter Heidorn am 20.10.1965 [Quelle: UAR-000980]

Rektorwahlen von 1945 bis 1990

Rektoren waren Nomenklaturkader. Seit 1945 wurde die Wahl der Rektoren im Sinne des Machterhaltes der SED immer mehr perfektioniert.

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Dokumente aus dem Universitätsarchiv zu den Rektorwahlen 1965

Zur anstehenden Rektorwahl 1965 informierte Prorektor Prof. Dr. Heitz das Ministerium vorab darüber, dass aus den Fakultäten drei Kandidaten für das Rektoramt vorgeschlagen worden waren: Der Prorektor für Gesellschaftswissenschaften Prof. Dr. Günter Heidorn, der Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Günther Schott und der Theologe Prof. Dr. Karl Heinz Bernhardt. Die Kandidatur von Prof. Heidorn werde von den gesellschaftlichen Organisationen und von der Bezirksleitung der SED unterstützt.
Die für den 15.07.1965 vorgesehene Wahl im Senat musste am Wahltag auf "Empfehlung" des Staatssekretariats für Hoch- und Fachschulwesen auf den Hertbst verschoben werden, weil "die für die Wahl eines Rektors erforderliche Vorbestätigung seitens zentraler Organe" noch nicht vorlag. In der Wahlsitzung gab es dann nur noch den einen Kandidaten Prof. Dr. Heidorn, der einstimmig gewählt wurde.

 

Ernst Reinmuth (Foto, ohne Jahr, UAR)

Aussprache von Harry Tisch und Werner Krolikowski mit Rektor Prof. Dr. Ernst Reinmuth

Die Bezirksleitung der SED war 1958 von der Parteileitung der Universität Rostock darüber informiert worden, dass sich Rektor Prof. Dr. Ernst Reinmuth "in sehr aggressiver Form gegen politische Maßnahmen in der DDR" geäußert hätte. Prof. Reinmuth wurde daraufhin zu einer Aussprache mit den Sekretären der Bezirksleitung Krolikowski und Tisch eingeladen. In dem Gespräch vertrat Prof. Reinmuth mutig seine Auffassung, dass die zunehmende Republikflucht auf eine falsche Politik der SED zurückzuführen sei. Harry Tisch informierte unverzüglich das Politbüro des ZK der SED über den Inhalt des Gesprächs mit Rektor Reinmuth.

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[Quelle: UAR]

Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben

Dies war gemäß Wolfgang Leonhardts  Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder" die ungeschriebene Herrschaftsmaxime von Walter Ulbricht. 

Bei den Rektorwahlen an der Universität durch den Wissenschaftlichen Rat hatte man alles in der Hand: Wie aus den Vorschlägen für die Zusammensetzung des Wissenschaftlichen Rat im Jahr 1977 ersichtlich ist, wurde die Mehrheit der SED-Mitglieder in diesem Gremium peinlichst genau abgesichert. 10 zusätzliche SED-Stimmen kamen von den Mitgliedern, die dem Wissenschaftlichen Rat ex officio angehörten.
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