KOSMOS Handlungsfeld 1

Im KOSMOS Handlungsfeld 1 befassen sich die Leiter der Teilprojekte – der sogenannten Arbeitspakete – an vier Lehrstühlen und Instituten mit den Voraussetzungen für ein Konzept des Lebenslangen Lernens (LLL). So werden die gesellschaftlichen, ökonomischen und bildungsorganisatorischen Kontexte erforscht, in denen ein LLL-Konzept entstehen soll, damit dieses als gültiger Leitfaden in der Universität eingesetzt und anerkannt wird. Die bildungsinteressierten Zielgruppen, Fragen der Anrechnung und Anerkennung von Leistungen werden im Rahmen von KOSMOS beleuchtet, adressatengerechte Angebote zu entwickeln: Das ist eine wichtige Grundlage, damit nachfrage- und zielgruppenorientierte Studienformate konzipiert, erprobt und – in der zweiten Phase des Projekts – in den Fakultäten verankert werden können.

KOSMOS 1.1: Zielgruppen- und Anforderungsanalyse sowie Anrechnungsmodelle

Kreative und offene Studienmodelle ermöglichen den Studierenden individuelle Lebensentwürfe zu verwirklichen. Entsprechend der gesellschaftlichen und individuellen Nachfrage sind Zielgruppen und deren Motivation zu untersuchen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die nicht-traditionellen Studierenden und die Bestimmung der vorhandenen Kompetenzen gelegt. Ein transparentes System der Anrechnung beruflicher Kompetenzen wird in Abstimmung mit den Trägern der beruflichen Bildung entwickelt.

Schwerpunkte und erwartete Ergebnisse in diesem Arbeitspaket:

  • Identifizierung von Zielgruppen für zunächst sechs Studienangebote aus bereits sechs ausgewählten Wissenschaftsgebieten, die für die Weiterbildung relevant sind
  • Bestimmung des konkreten Bedarfs für die zu planenden Angebote, Ermittlung eines künftig zu erwartenden Bedarfs (mittel- und langfristig) an Weiterbildung, Erstellung von empirischen Untersuchungen/Veröffentlichung
  • Vorlage von Fallstudien (quantitativ, qualitativ) anhand von Bildungsbiographien
  • Entwicklung von erreichbaren Kompetenzdimensionen und Kompetenzen anhand der Vorgaben des EQR und DQR im Kontext der Rostocker Ausgangsbedingungen
  • Entwicklung von Anrechnungsmodellen bei Nutzung bereits vorhandener Ergebnisse, beispielsweise das Oldenburger Modell aus der ANKOM-Initiative
  • Entwicklung von Konzepten zum Transfer der Ergebnisse des Arbeitspaketes auf den internationalen Raum (insbesondere Ostseeanrainerstaaten)


Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik, Prof. Dr. Andreas Diettrich in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik, Prof. Dr. Wolfgang Nieke

KOSMOS 1.2: Entwicklung zielgruppenorientierter Studienformate

Angesichts der Tatsache, dass Lernprozesse in formalen Bildungsgängen kategorial anders verlaufen als Lernprozesse des informellen und des informalen Lernens, müssen Studienanteile, in denen beide Lernprozesse und Lernergebnisse zusammengeführt werden sollen, neu gestaltet werden.

Schwerpunkte und erwartete Ergebnisse in diesem Arbeitspaket:

  • Entwicklung von mindestens sechs Studienmodellen, die erprobt und nachhaltig umgesetzt werden
  • Entwicklung eines übertragbaren Verfahrens zur Anforderungsanalyse in Bezug auf die Zielgruppen sowie zur Ansprache nicht-traditioneller Zielgruppen und Erarbeitung einer Handreichung
  • Entwicklung von wissenschaftsdidaktischen Grundformen, die den Adressaten entsprechen (beispielsweise Projektstudium, Teilzeitstudium, Fernstudium)
  • Erarbeitung von Modulhandbüchern zu den Studienformaten, die auf die besonderen wissenschaftsdidaktischen Anforderungen der Zielgruppe eingehen
  • Erstellung einer Handreichung für hochschuldidaktische Spezifizierungen mit Blick auf die Zielgruppen;
  • Herausarbeitung von allgemeinen übertragbaren Kriterien, Maßnahmen sowie disziplin- und zielgruppenspezifischer Merkmale Herausarbeitung des Bezuges der Rostocker Studienmodelle zu europäischen, nationalen Reformkonzepten der allgemeinen, hochschulischen, beruflichen Bildung
  • Entwicklung eines Leitfadens für die Umsetzung der Anrechnungsmodelle in die Studienangebote


Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik, Prof. Dr. Wolfgang Nieke

KOSMOS 1.3: Entwicklung von Beratungskonzepten

Im Mittelpunkt des Projektes steht im Vergleich zur traditionellen Studienberatung die Bildungsberatung und deren Funktion und Rolle bei der Information, Beratung und Studienbegleitung der neuen Zielgruppen. Die Frage, in welchem Verhältnis LLL und Information sowie Beratung am Lernort Hochschule stehen, wenn es um Bedürfnislagen von Bildungsinteressierten und Studierenden mit unterschiedlichen Voraussetzungen in der Weiterbildung geht, ist virulent; dabei ist der Einsatz von Medien- und Informationssystemen in allen Studienphasen zu bedenken und abzustimmen. Es wird erwartet, dass die Lernprozesse in allen Lebensphasen differenzierter unterstützt werden müssen: Neben der Informations- und Eingangsberatung müssen „Supportstrukturen“ für die Lern- beratung, Kompetenzentwicklungsberatung und Laufbahnberatung geschaffen werden. Implementiert werden soll ein Informations- und Beratungssystem, das zielgruppenspezifisch ausgerichtet und forschungsbasiert ist.

Schwerpunkte und erwartete Ergebnisse in diesem Arbeitspaket:

  • Entwicklung eines umfassenden Konzeptes zur Bildungsberatung unter besonderer Berücksichtigung der nicht-traditionellen Zielgruppen
  • Basis: Befunderhebung und Bearbeitung von Forschungsfragen zu Bildungsbiographien und Erfahrungen in der Weiterbildung und besonders im E-Learning-Bereich
  • Auswertung der Evaluationsergebnisse hinsichtlich der Teilnehmerstruktur, -motivation, Lernerfahrungen im Kontext der Bildungsberatung
  • Erarbeitung von Empfehlungen zur allgemeinen und individuellen Bildungs-, Lern- und Kompetenzberatung für Zielgruppen ohne Erfahrung mit hochschulischer Weiterbildung
  • Empfehlung für die Schaffung von „Support-Strukturen“ für eine professionelle Bildungsberatung unter besonderer Berücksichtigung der nicht-traditionellen Zielgruppen


Institut für Pädagogische Psychologie, Prof. Dr. Christoph Perleth

KOSMOS 1.4: Netzwerkbildung

Die Initiierung, Implementierung und Weiterentwicklung eines Netzwerkes vor allem mit regionalen, überregionalen und internationalen Trägern, zu denen bisher keine oder nur sporadische Kontakte bestanden, ist eine wesentliche Projektaufgabe über die gesamte Laufzeit. Das Netzwerk soll vor allem ein Zusammenschluss von Trägern der akademischen und beruflichen Weiterbildung, der Kammern, Unternehmens- und Wirtschaftsverbänden sowie innovativer Unternehmen sein, die sich der Idee des LLL verpflichtet fühlen. Das zu bildende Netzwerk fördert eine multiperspektivische Diskussion der Lösungsansätze zum LLL und entwickelt einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog. Um dieses Kooperationsmodell nachhaltig zu implementieren, wird eine Anlaufstelle im ZQS für alle Akteure geschaffen (siehe Koordination), die den Transfer zwischen Universität, Gesellschaft und Wirtschaft sichert. Der Aufbau erfolgt in der ersten Förderphase regional und überregional, in der zweiten Förderphase auf internationaler Ebene. Insbesondere auf der Ebene „Ostseeraum“ sollen transnationale Aktivitäten unterstützt und die Bildungs- und Fachkräftemobilität gefördert werden. Ein entsprechendes Netzwerkmanagement ist jeweils zu installieren und auf Grundlage von Ergebnissen der Netzwerkforschung entsprechend zu qualifizieren.

Schwerpunkte und erwartete Ergebnisse in diesem Arbeitspaket:

  • Initiierung, Implementierung und kontinuierliche Weiterentwicklung und Betreuung von Netz- werken, Akteuren, Institutionen der verschiedenen Bildungsträger
  • Analyse bestehender Strukturen und der Anbieter- und Trägerlandschaft im Kontext von Studienangeboten zum LLL
  • Entwicklung eines Netzwerkkonzeptes, Netzwerkmanagement, Kooperationsstrukturen, Kommunikationsinstrumente für die regionale, bundesweiter und internationale Ebene
  • Unterstützung der Anlaufstelle im ZQS aus der Perspektive der anwendungsorientierten Forschung; Unterstützung der Fakultätsvertreter, die die Studienmodelle mit den „Stakeholdern“ beraten und gestalten


Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik, Prof. Dr. Andreas Diettrich

KOSMOS 1.5: Aktive Unterstützung einer medialen Infrastruktur

Dieses Arbeitspaket berücksichtigt spezifische Entwicklungen einer neuen Lernkultur innerhalb von Fachkulturen in Zusammenhang mit heterogenen Zielgruppen und beachtet dabei die Verfügbarkeit von Techniken und Lernsystemen; kontextbasierte Lernsysteme und Lehrinhalte werden erprobt und für die wissenschaftliche Weiterbildung bewertet. Viele Untersuchungen aus dem Wissensmanagement, dem E-Learning und der Informationslogistik weisen darauf hin, dass das Verstehen und die Unterstützung des Nutzerkontextes einen signifikanten Einfluss auf die Akzeptanz und die vom Nutzer empfundene Qualität von Lernsystemen und Lehrinhalten haben. Der Nutzerkontext umfasst in diesem Zusammenhang nicht nur die aktuelle Rolle oder Aufgabe eines Nutzers, sondern auch dessen Ausbildungshintergrund, Erfahrungen und persönliche Präferenzen. Auf E-Learning oder Blended Learning übertragen, soll das Arbeitspaket in diesem Zusammenhang den „Wert“ und die Einflussfaktoren der Kontext-Basierung verstehen helfen und messbar machen. Konkret wird eine Entscheidungshilfe angestrebt, bei welchen Gruppen von Lernern und in welchen Phasen des Lernens die Kontext-Basierung den größten Wert aus organisatorischer und individueller Sicht verspricht und wie die konkrete Umsetzung erfolgen kann.

Schwerpunkte und erwartete Ergebnisse in diesem Arbeitspaket:

  • Entwicklung von Mechanismen der Kontext-Basierung
  • Erarbeitung eines Kontextmodells für Lerner unter Berücksichtigung unterschiedlicher Ausbildungs- und Lehrformen
  • Anwendung des Kontextmodells auf verschiedene Phasen des Lernens
  • Entwicklung eines Rahmenwerks orientiert am Ansatz der Balanced Scorecard
  • Operationalisierung der Indikatoren des Rahmenwerks
  • Konzeption und Durchführung von Studien, die Lernsysteme und Lehrinhalte ohne Kontext-Basierung anbieten Konzeption von Studien zur Kontext-Basierung
  • Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zum Einsatz von Kontext-Basierung als Baustein zu einer nachhaltigen wissenschaftlichen Weiterbildung
  • Dokumentation der Ergebnisse in einem Leitfaden


Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Prof. Dr. Kurt Sandkuhl