Performance Kunst- und Video Sektion auf dem 8. Queer Film Fest Rostock

kuratiert von Dr. Andrea Zittlau und Christoph Behrens, 6.10.2016, ab 22:00 Uhr, Peter-Weiss-Haus, Rostock

Performance-Kunst nutzt den Körper als kritisches Ausdrucksmittel. Sie ist als Einmal-Akt und live konzipiert. Jedes Festhalten der Performance, auch in Form eines Film; jede Archivierung ist nicht mehr Performance. Somit stellen Filme, die eine Performance zum Inhalt haben, eine besondere Kategorie dar. Sie experimentieren nicht mit filmischen Techniken, Kameraeinstellungen und Effekten, sondern dokumentieren ein künstlerisches Experiment, das sich mit dem Ansehen des Filmes bereits in der Vergangenheit befindet und damit auch keinem Publikum mehr zugänglich ist. Ihr Gegenstand befindet sich in einem Limbo, in einer Endlosschleife, die versucht zu reproduzieren, was nicht zu reproduzieren ist: Eine Performance, die in einem Moment entstand, im Zusammenspiel mit Raum und Publikum.

Der Block zu Video und Performance Kunst beim 8. Queer Film Fest 2016 in Rostock stellt den Körper als soziokulturelle Konstruktion in den Vordergrund. Körper, sind wie Geschlecht und Sexualität, soziale Formationen. Als Projektionsflächen von Heteronormativtät sind sie auch in ihrer Materialität, ihrer Bewegung und ihrem Zusammensein diesen Zwängen unterworfen. Doch was passiert, wenn Körper durch ihre eigene Körperlichkeit diese Zwänge umgehen, konterkarieren, aufbrechen und hinter sich lassen, sie queeren? Dieser Frage gehen die Kunstwerke unter der Überschrift „Queering the Body“ nach.

„my body, my sexuality, my image“ präsentiert drei Kurzfilme der türkisch-amerikanischen Künstler*in Nazli Dinçel. Wie bestimmt ein gesellschaftlicher Diskurs das Recht über unsere Sexualität? Was ist erlaubt? Was ist verachtet? Was tun wir (dennoch)? Und vor allem wer oder was bestimmen die Antwort auf diese Fragen? Wer hat das Recht an/auf meinem/n Körper?

In der letzten Sektion „Living together“ wird das Zusammensein von Körpern thematisiert. Wie leben wir zusammen? Wer lebt zusammen? Wer sagt, wer zusammen gehört?

 

 

 

Owen Eric Wood (Kanada): To Avoid Fading (2013) – Waiting (2013)

Video-Installationen, 8. Queer Film Fest Rostock, Peter-Weiss-Haus, Rostock

Das Filmangebot des Queer Film Fests wird erstmalig durch Installationskunst bereichert. Die hier gezeigten Werke des kanadischen Künstlers* Owen Eric Wood thematisieren das Konzept von (Körper)Identität, das niemals Stabil als Kategorie existiert. Was verbirgt sich hinter der Fassade, wenn wir nur diese sehen? Durch die für Wood charakteristischen Selbstprojektionen, wird das Konzept des (Selbst)Porträts neu entdeckt.

In beiden Installationen visualisiert der Künstler* die Form von Bewusstsein, die unsere Körper als Projektionsfläche hinterlässt, als mentale Konstruktion, als Hülle, deren Inhalt vorborgen bleibt.

WAITING

performance, 2012
video, 2013

 

hiding in the dark
between layers of undecided
I picture you sleeping
or is it morning
where you are now?

I should have stayed
until the last moment before the plane
you can cry when you get back
though I know the tears
are not for me

I remember lazy wasted days
breathing in your warm hair
it is cold here
can you think of these things
where you are now?

I cannot breathe or sleep or cry
not like before
the air is thick
with things unsaid
lost in a dialogue of dreams