Dr. Anja Behrendt erhält Förderpreis für Lehre

Foto: Silke Paustian

Die Gesellschaft der Förderer der Universität Rostock e.V. verleiht im diesem Jahr Frau Dr. Anja Behrendt den halben Förderpreis für Lehre für ihre hervorragende Lehrveranstaltungsreihe „Lateinische Sprach- und Stilübungen“. Der mit 3.000 Euro dotierte Gesamtpreis entfällt somit zur Hälfte auf Frau Dr. Behrendt. Ihre Studentinnen und Studenten hatten die Dozentin vorgeschlagen und dies in der Sitzung der Vergabekommission noch einmal offenkundig sehr überzeugend begründet. Die Preisverleihung erfolgt während der Akademischen Festveranstaltung, die am 6.7.2018 ab 14 Uhr in der Universitätskirche stattfindet.

Frau Dr. Anja Behrendt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock im Bereich Latinistik/Fachdidaktik der Alten Sprachen. Seit 2014 lehrt sie die „Lateinischen Sprach- und Stilübungen“ innerhalb des Studiengangs Lehramt an Gymnasien Latein und BA/MA Latinistik. Wir haben uns mit ihr über die Lehre unterhalten.

 

[KarriereWegeMentoring]: „Haben Sie damit gerechnet, diesen Preis zu bekommen?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Nein, ganz und gar nicht, aber ich freue mich sehr, dass meine Lehre bei den Studierenden so gut ankommt.“

[KarriereWegeMentoring]: „Was wird in der Lehrveranstaltung vermittelt?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Die Studierenden üben auf verschiedenen Niveaus das Übersetzen vom Deutschen in das sogenannte klassische Latein (Cicero, Caesar). Ziel ist dabei zum einen, dass die Studierenden ihre Grammatik- und Wortschatzkenntnisse festigen und vertiefen, und zum anderen, ihre Fähigkeit schulen, lateinische Texte (und auch deutsche Texte) nach sprachlichen und stilistischen Merkmalen zu analysieren.“

[KarriereWegeMentoring]: „Die Studierenden entwickeln also ihre Sprach- und Textkompetenz?

[Dr. Anja Behrendt]: „Genau, der Schwerpunkt liegt darin, den eigenen Sprachgebrauch im Vergleich mit der lateinischen (und auch griechischen) Sprache zu reflektieren. Gerade angehende Lehrkräfte werden so in die Lage versetzt, sowohl den Themen des lateinischen Lehrplanes als auch den von Schülerinnen und Schülern eingebrachten Interessen didaktisch und methodisch flexibel zu begegnen bzw. eigene und qualitativ hochwertige Lehrmaterialien zu entwickeln.“

[KarriereWegeMentoring]: „Wodurch zeichnet sich die Lehrveranstaltung besonders aus?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Ich bemühe mich, zwischen den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Motivlagen der Studierenden und den Anforderungen von Seiten des Faches zu vermitteln.“

[KarriereWegeMentoring]: „Wie erreichen Sie das?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Ich erhebe die Lernausgangslage der einzelnen Studierenden, vermittle strukturiert und (hoffentlich) verständlich die Grundlagen des jeweiligen Themas. Außerdem gibt es viel Gelegenheit zum Üben und eine regelmäßige individuelle Rückmeldung in Form von korrigierten Übungsaufgaben, Probeklausuren oder Gesprächen in Tutorien z.B. zu Lernstrategien und weiterführender Literatur.“

[KarriereWegeMentoring]: „Welche didaktischen Methoden verwenden Sie und warum?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Ich orientiere mich im Unterricht und bei der Vorbereitung meiner Materialien an der Entwicklungslogischen Didaktik Georg Feusers. Diese steht in der Tradition der kulturhistorischen Psychologie und Tätigkeitstheorie von Vygotksij, Lurija und Leontjew und wird – verkürzt gesagt – von der Annahme geleitet, dass jeder Mensch lernt, indem er einen ihm zunächst durch äußere Mittel nahegebrachten Lerngegenstand zu einem „inneren“, d.h. von ihm erlernten und beherrschten macht. Hierfür bedarf er – je jünger, desto mehr – eines Vermittlers (z. B. Eltern, Lehrkraft, andere Studierende), der diesen Prozess kontinuierlich kommunikativ begleitet und unterstützt.“

[KarriereWegeMentoring]: „Worauf kommt es hierbei an?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Während jedes Lernprozesses ist der Lernende in Entwicklung begriffen, so dass immer wieder geprüft werden muss, ob für die Vermittlung des Lernstoffes von neuen Bedingungen ausgegangen werden muss. Hinzu tritt die Annahme, dass die Frage, wie ein einzelner Mensch lernt und in welcher Weise er den neuen Lernstoff verarbeitet, in direktem Zusammenhang zu seiner „Lernbiographie“ steht. Soweit das möglich ist, sollte dies beim Unterrichten Berücksichtigung finden.“

[KarriereWegeMentoring]: „Was ist Ihnen wichtig bei der Lehre?“

[Dr. Anja Behrendt] „Bei der Vermittlung der Themen habe ich stets den Anspruch, diese allen Studierenden meiner Kurse verständlich und wertschätzend im Umgang miteinander nahezubringen. Zufrieden bin ich eigentlich nur, wenn es keine (Verständnis-)Fragen mehr gibt. Fast schon ehrgeizig kann ich werden, wenn ich bemerke, dass die Art und Weise, wie ich einen bestimmten Gegenstand unterrichte, nicht zu einem Verstehen auf Seiten der Lernenden führt.“

[KarriereWegeMentoring]: „Was machen Sie in solch einem Fall?“

[Dr. Anja Behrendt]: „Ich versuche dann durch Einzelgespräche herauszufinden, wo die Hindernisse liegen könnten. Daneben bin ich daran interessiert, den Studierenden Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie eigenverantwortlich und selbständig ihren Lernprozess organisieren bzw. eigene Forschungsfragen entwickeln können. Denn diesen Punkt halte ich für wesentlich für ein akademisches Studium, gerade im Vergleich zum Lernen an der Schule.“

Autorin: Stefanie Westermark


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