Rostocker Physiker nehmen zweidimensionale Kristalle ins Visier

Tobias Korn am Lichtmikroskop im Präparationsraum seiner Arbeitsgruppe. Zweidimensionale Kristalle lassen sich mit wenig Aufwand von dreidimensionalen Ausgangskristallen abschälen. Die dabei entstehenden ‚Flocken‘ werden im Lichtmikroskop identifiziert und können anschließend, Lage für Lage, zu künstlichen Kristallen gestapelt werden. Dazu braucht es Geduld, ein geschultes Auge und ruhige Hände. (Copyright: Universität Rostock/Thomas Rahr).

Sie sind etwa 80.000 Mal dünner als ein menschliches Haar, bestehen nur aus einer oder wenigen Atomlagen: zweidimensionale Kristalle sind die dünnsten Materialien der Welt. Mit dieser neuen und vielversprechenden Materialklasse beschäftigt sich Tobias Korn jetzt intensiv am Institut für Physik der Universität Rostock. Hier, an der Ostseeküste, will er sein neues Forschungsfeld mit einer Heisenberg-Professur etablieren. Der 44-jährige Wissenschaftler erklärt: „Ich bringe Gelder für die eigene Stelle und die finanzielle Ausstattung für Forschungsprojekte mit.“ Weil er mit seiner Forschung alle wissenschaftlichen Exzellenzkriterien der Deutschen Forschungsgemeinschaft erfüllt, wird ihm der Start in Rostock „versüßt“.

Tobias Korn hatte Angebote von anderen Universitäten in Deutschland. „Ich habe mich bewusst für Rostock entscheiden“, sagt der Familienvater. Aus wissenschaftlicher Sicht sei es ein sehr attraktiver Standort. Das sehr junge und kollegiale Team von Professoren in der Physik betreibe international herausragende Forschung auf spannenden Themengebieten. Zum anderen biete der Standort in Rostocks Südstadt eine ausgezeichnete Infrastruktur, die fächerübergreifende Forschung ermögliche. „Ich bin umgeben von Leuten, die von ihrer Arbeit begeistert sind. Davon kann man sich jeden Tag anstecken lassen und gemeinsame Ideen entwickeln.“ Deshalb sei auch kein Tag Alltag. Und Rostock biete einen wunderbaren Ausgleich zur aufregenden Forschung: Tobias Korn liebt genau wie seine Frau und Tochter sowie Familienhund Paula das Meer. 

Tobias Korn hat eine Vision: Zweidimensionale Kristalle besitzen faszinierende mechanische und elektronische Eigenschaften, die wir seit einigen Jahren systematisch erkunden. Ein völlig neuartiges Gebiet der Forschung eröffnet sich, wenn wir verschiedene zweidimensionale Kristalle kombinieren: die einzelnen, wenige Atomlagen dicken Schichten können mit geringem technischen Aufwand präzise aufeinander „gestapelt“ werden und bilden künstliche Festkörper mit kontrollierbaren Eigenschaften.

Professor Korn ist überzeugt: „Diese künstlich erzeugten Heterostrukturen sind das ultimative Limit für die atomar dünne Elektronik der Zukunft“. Derzeit basiere Elektronik überwiegend auf kristallinem Silizium. Zweidimensionale Materialien hätten sich aber bereits als erfolgversprechende Kandidaten für zukünftige flexible, ultradünne und energiesparende elektronische Bauelemente bewiesen.
Text: Wolfgang Thiel


Kontakt:
Universität Rostock
Institut für Physik
AG Zweidimensionale Kristalle und Heterostrukturen
Prof. Dr. Tobias Korn
Tel.: +49 381 498-6820
https://www.kristalle.physik.uni-rostock.de


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