Erbse ist Kulturpflanze des Jahres 2022

Die Erbse ist die Kulturpflanze des Jahres 2022. (Foto: privat).
Die Erbse ist die Kulturpflanze des Jahres 2022 (Foto: privat).

„Befragt wurden Agrarwissenschaftler aus ganz Deutschland“, sagt Ralf Uptmoor, Professor für Pflanzenbau an der Universität Rostock. Er hält ein Plädoyer für die Erbse. „Ob als Futtermittel, proteinreiches Grundnahrungsmittel oder einfach nur schmackhaftes Gemüse, die Verwendungsmöglichkeiten der vor Jahrtausenden domestizierten Kulturpflanze sind vielfältig.“ Die hohen Gehalte an wertvollen Proteinen und Stärke würden sie, bezogen auf Fläche und Ertrag, zu einer der weltweit wichtigsten Hülsenfrüchte nach der Sojabohne machen.

In Deutschland wurden 2021 auf etwa 97.700 Hektar Körnererbsen und 2020 auf 4.550 Hektar Gemüseerbsen angebaut. Das sei ein Plus von 18 Prozent bei der Körnererbse im Vergleich zum Vorjahr. „Damit ist die Erbse zwar hierzulande vor der Ackerbohne die wichtigste Körnerleguminose, aber insgesamt werden diese nur auf gut zwei Prozent der Ackerfläche kultiviert. Ein Grund dafür sind relativ stark schwankende und oft niedrige Erträge sowohl der Körnerfuttererbse als auch anderer Körnerleguminosen im Vergleich z. B. zu Wintergetreide“, sagt Professor Uptmoor.

Die vor mehr als 9.000 Jahren nördlich der arabischen Halbinsel domestizierte Erbse habe vielfältige Nutzungsmöglichkeiten als Futterpflanze, Speiseerbse und Rohstofflieferant für die Nahrungsmittelindustrie. „Physiologisch unreif geerntet ist sie ein schmackhaftes Gemüse, während reife Erbsen hohe Gehalte an wertvollen Proteinen und Stärke aufweisen. Als Leguminose kann die Erbse aufgrund ihrer Symbiose mit Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium Stickstoff aus der Luft fixieren“, sagt Uptmoor. Das mache sie unabhängig von der Stickstoffdüngung und damit an vielen Standorten unentbehrlich in der Fruchtfolgegestaltung des ökologischen Landbaus.

Auch Mischkulturen mit dem Ziel, das reife Korn zu ernten, sind bei synchronem Erntezeitpunkt der Partner möglich. „Besonders für Biobetriebe ist das interessant, um eine verbesserte Unkrautunterdrückung zu erzielen“, nennt der Rostocker Wissenschaftler weitere Vorteile. Zudem könne die Gesamtproduktivität von Mischkulturen erhöht werden. Als Stützfrucht und Partner hat sich die Sommergerste bewährt. Obwohl es Winterformen gibt, wird die Erbse überwiegend als Sommerkultur angebaut. In getreide- und winterkulturlastigen Fruchtfolgen könne die Integration der Erbse Infektionsketten durchbrechen und einer einseitigen Verunkrautung entgegenwirken. Ihr hoher Vorfruchtwert resultiert zudem aus dem Aufbau stabiler Humusformen und dem Einsparpotential bei Stickstoffdüngern.

Körnererbsen sind aufgrund der Ausweitung der Sojabohnenproduktion nur noch die zweitwichtigste Körnerleguminose in der EU. Die gesamte, mit Körnerleguminosen bestellte Fläche lag 2020 bei knapp 3 % der Ackerfläche. In Ländern wie Österreich, Italien, Rumänien und Ungarn dominiert aufgrund des wärmeren Klimas der Anbau von Soja. Die Erbse spielt in diesen Ländern daher eine untergeordnete Rolle. Gemüseerbsen werden in der EU auf etwas mehr als 150.000 Hektar angebaut. Die wichtigsten Produzenten sind Frankreich, Ungarn, Spanien, Italien und Belgien. In Österreich wurden Gemüseerbsen 2021 auf rund 2.200 Hektar kultiviert. Der allergrößte Teil der Produktionsmenge wird zu Tiefkühlprodukten weiterverarbeitet. Aufgrund der fehlenden Lagerfähigkeit handgepflückter Frischmarkterbsen ist deren Bedeutung im Anbau gering. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar-und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Professor Ralf Uptmoor
ralf.uptmooruni-rostockde  

Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Pflanzenbau
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