Studie zur Zukunft der Friedhöfe in Norddeutschland

 

In einem Forschungsprojekt der Theologischen Fakultät der Universität Rostock unter Leitung von Professor Thomas Klie untersuchen die Wissenschaftler, wie sich zum einen Friedhöfe in der öffentlichen Wahrnehmung aktuell präsentieren. Zum anderen wollen die Forscher herausfinden, wie der Friedhof der Zukunft in Norddeutschland aussehen kann.

„Der Friedhof hat jedoch für viele ein schlechtes Image“, weiß Professor Klie. Er werde in Verbindung gebracht mit Enge, Überregulierung und auch Unflexibilität. „Mobile und naturnahe Bestattungsformen erscheinen den Menschen viel attraktiver“, betont Professor Klie. Als Beispiele dafür nennt der Theologe den Ruheforst oder die in Deutschland noch illegale Option, die Asche zu Hause in einer Urne aufzubewahren.

Aber was hat das für Folgen? „Immer mehr Friedhöfe haben große Freiflächen“, unterstreicht Professor Klie. Diese Situation hat für die Träger der Friedhöfe, also die Kirchen oder Kommunen, direkte Auswirkungen. Das Gebührenaufkommen ist rückläufig. Der Friedhof wird zum Minusgeschäft. Und dennoch gilt der Friedhof für viele als erhaltenswertes Kulturgut. Er ist Ort der Stille und Erholung. Doch spielt die Finanzierung der Friedhöfe eine immer größere Rolle. Professor Klie formuliert es so: „Die Spanne zwischen Anspruch und Wunsch geht immer weiter auseinander“. Selbst ein solch traditionelles Biotop wie der Friedhof gerate in den Strudel der neuzeitlichen Entwicklung. Und genau an dieser Stelle setzen die Rostocker Forscher an. Sie wollen am Beispiel einzelner Friedhöfe in MV herausfinden, wie sich der kulturelle „Klimawandel“ zeigt.

In Kooperation mit den einzelnen Friedhofsträgern sollen ortsnahe Entwicklungs-Modelle für Friedhöfe erarbeitet werden. Professor Klie hat klare Vorstellungen und Ideen: Das könne für den kleinen Dorffriedhof das Bereitstellen von Klappstühlen zum Ausruhen und Gedenken sein, für den großen Stadtfriedhof eine digitale Service-Plattform bzw. kulturelle Angebote in Form von thematischen Führungen. „Es sind manchmal schon die einfachen Ideen, um einen Friedhof zu beleben“, sagt Professor Klie.

Derzeit berät eine Expertenkommission des Landtages über die Novellierung des Bestattungsgesetzes in MV. Für deren Mitglied Eva-Maria Kröger (Linke), „gehört die Friedhofs-Kultur zu unserer Kultur“, wie die Landtagsabgeordnete es formuliert. „Für mich ist die Bewahrung von Friedhöfen Daseinsvorsorge“, unterstreicht Eva-Maria Kröger. Und ergänzt dann: „Die Friedhofsverwaltungen müssen sich damit auseinandersetzen, dass sich die Wünsche der Menschen und die Bestattungskultur verändern“. Wer sich nicht bewege, müsse damit rechnen, dass sich immer weniger Menschen auf dem Friedhof beisetzen lassen“, sagt Eva-Maria Kröger. Dass die Universität Rostock sich diesem hochsensiblen Thema widme, sei lobenswert.  Text: Wolfgang Thiel

 

Bildunterschrift: Professor Thomas Klie und Doktorand Jakob Kühn von der Theologischen Fakultät haben ihre Aufgabe fest im Blick. Es geht ihnen um die Zukunftsfähigkeit kirchlicher Friedhöfe. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

 

Kontakt:
Professor Thomas Klie
Universität Rostock
Theologische Fakultät
Tel.: +49 381 498-8435
thomas.klieuni-rostockde

 

 


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