UN-Dekade zeichnet Rostocker Studienprojekt Gemeinschaftsgarten aus

Das berauschendste Gefühl nach einer Saison voller Gartenarbeit: Die Studierenden entdecken zahlreiche Leckerbissen. (Foto: privat).
Der Barfußpfad lockt Kinder und Erwachsene im Gemeinschaftsgarten zum Erkunden mit allen Sinnen. (Foto: privat).
Man kann nie genug wissen! Auf Infoveranstaltungen bilden sich Studierende weiter, hier mithilfe eines Modells des Steckbohnenwachstums. (Foto: privat).

Die Rostocker Biologie-Studentin Anne Stettnisch brennt für dieses Projekt und ist stolz über die Ehre. „Seit etwa zwei Jahren werden die Studierenden am Beispiel eines Gartens mit nachhaltigem Denken sehr konkret vertraut gemacht.“ Es gehe darum, die künftigen Lehrer zu befähigen, später auch genau dieses nachhaltige Denken und Handeln den ihnen anvertrauten Schülern zu vermitteln, sagt Doktorand Frederik Ernst, der dieses Projekt wissenschaftlich betreut.

„Wir betreiben die uns anvertraute Parzelle auch als Lernort“, sagt die 22-jährige Studentin. Das eher abstrakte Konstrukt Nachhaltigkeit könne auf diesem Fleckchen Erde sehr konkret reflektiert werden. „Weil wir unseren Lernort in der Natur selbst gestalten und auch Mädchen und Jungen einer nah gelegenen Schule einbeziehen, erwerben alle grüne Schlüsselkompetenzen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung im Erlebnisgarten“, sagt Anne Stettnisch. Das bedürfe mehr als Wissen, hier sei vor allem auch die innere Einstellung gefragt. „Positive Naturerfahrungen und Naturnähe haben darauf Einfluss“. Weil die Studierenden ihr „Lernlabor“ selbst gestalten können, würden sie praxisnah Schulgartenarbeit im Sinne der Nachhaltigkeit verinnerlichen. Gemeinsam mit den Kindern würden die Studenten beispielsweise einer Wildbienenwiese Leben einhauchen. Belebt und bereichert wird das Projekt durch das Netzwerk „Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Gemeinschaftsgärten“, in dem neben der Universität Rostock die Vereine „Weiße Rose“, „Natur im Garten“, „Kurze Wege Bunte Höfe“, „Power on“, „Ackerdemia“ und „Bunte Höfe“ agieren.

Im Gemeinschaftsgarten selbst werden keine Pestizide eingesetzt, Mischkulturen angebaut, käme nur torffreie Erde zum Einsatz. „Der Fokus geht über den Garten selbst weit hinaus“, sagt Anne Stettnisch. Als Beispiel dafür steht die Aktion mit Sonnenblumen. Die wurden von Studenten an Rostocker Bürger verteilt und damit auf das Sterben der Kleingartenanlagen in Rostock aufmerksam gemacht. Durch das ökologische Gärtnern wird der Gedanke auch in den Hörsaal getragen. In den Seminaren spielen beispielsweise Artenvielfalt, der Sinn von Kleingärten innerhalb der Stadtentwicklung, die Europäische Agrarpolitik oder die Wechselwirkungen der Natur mit Blick auf den Klimawandel eine viel größere Rolle als noch vor zwei Jahren.

Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2011 bis 2020 zur UN-Dekade für die biologische Vielfalt erklärt. Hintergrund ist ein kontinuierlicher Rückgang an Artenvielfalt in fast allen Ländern der Erde. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Universität Rostock
Institut für Grundschulpädagogik
Frederik Ernst
E-Mail: frederik.ernst@uni-rostock.de


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