Zwischen Statusgewinn und Statusverlust. Die Bedeutung der Ehre für die Wismarer Stadtmusikanten im 17. Jahrhundert

Stadtmusikanten waren in der Frühen Neuzeit wichtige Träger der alltäglichen Musikkultur. In Abgrenzung zu fahrenden Spielleuten schafften sie es infolge ihrer Sesshaftwerdung, sich in die städtische und ständische Gesellschaft zu integrieren und ihren eigenen Sozialstatus auszubauen. Auf Grundlage einer schriftlich fixierten Bestallungsurkunde, die das Patron-Klienten-Verhältnis zwischen dem Rat einer Stadt und einem Kunstpfeifer besiegelte, konnten Stadtmusikanten auf eine quartalsweise ausgezahlte Besoldung sowie obrigkeitlichen Schutz vor Pfuschern und fahrenden Spielleuten in der jeweiligen Stadt und den umliegenden Dörfern hoffen. Ein auf diese Weise geschlossenes Arbeitsverhältnis konnte über viele Jahrzehnte hinweg bestehen (wie im Fall des Kunstpfeifers Hans Wien 44 Jahre oder des Marien-Türmers Gottfried Marquard 53 Jahre) und den alltäglichen Lebensunterhalt eines Stadtmusikanten sichern. Auf der anderen Seite konnten ‚Verfehlungen‘ schnell zur Degradierung oder auch zum Verlust des Amtes führen.

Der Vortrag soll auf differenzierte Weise zeigen, wie sich Stadtmusikanten von den fahrenden Spielleuten und den mit diesen verbundenen Stereotypen lossagten und ihren Lebens- und Arbeitsalltag in der Hansestadt Wismar bestritten. Dabei soll auch die Sonderstellung der Stadtmusikanten im nach dem 30-jährigen Krieg schwedischen Wismar skizziert werden. Zudem wird am Beispiel des Musikanten Friedrich Rinck verdeutlicht, welche Rückschläge sich in der Biografie eines Stadtmusikanten finden lassen und wie schnell dieser seine erworbene Stellung wieder verlieren konnte.

 

Alexander Thomas studierte an der Hochschule für Musik und Theater sowie der Universität Rostock die Fächer Musik und Geschichte für das gymnasiale Lehramt. Seit April 2018 arbeitet er an seiner Promotion zur gesellschaftlichen Integration und zur Entwicklung des Sozialstatus mecklenburgischer Stadtmusikanten in der Frühen Neuzeit. Im Februar 2021 begann er seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.

online (https://bbb-greenlight.uni-rostock.de/b/hel-u99-x3j-wl5)

Arbeitskreis mediävistischer  NachwuchswissenschaftlerInnen
Universität  Rostock · Institut  für Germanistik
Kröpeliner Str. 57 
18055 Rostock                                                           

www.mediaevistik.uni-rostock.de

 

Organisator

  • Arbeitskreis mediävistischer NachwuchswissenschaftlerInnen

Veranstaltungsort

  • online

Zurück zu allen Veranstaltungen