Mit Rostocker Kunstaugen-Sammlung zum Doktortitel

Daniel Schubert erhält den Doktorhut (Copyright: Universität Rostock / Foto: privat).
Ein Blick in die Kunstaugensammlung der Universitätsaugenklinik (Copyright: Universitätsmedizin Rostock / Christian Dahlke).

In diesem Jahr hat die Universität Rostock ein Programm unter dem Motto aufgelegt: „Die besten Master promovieren in Rostock“. Die Akteure bekommen über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren ein Stipendium von 1.500 Euro pro Monat, zuzüglich Kinderzulage.

„Die Anzahl der Promotionen ist an der Universität in den letzten fünf Jahren stabil“, unterstreicht Rektor Professor Wolfgang Schareck. 283 junge Wissenschaftler erreichten im vergangenen Jahr den akademischen Grad. „Es sollten diejenigen promovieren, die sich für ein Thema so begeistern und darin vertiefen, dass sie dadurch eine hohe Kompetenz entwickeln“, unterstreicht der Rektor. Sein Rat: „All jene, die keine wissenschaftliche Karriere anstreben, sollten sich eine Promotion ersparen“.

Eine wissenschaftliche Karriere strebt Daniel Schubert an. Der 32-jährige studierte in Rostock und Göttingen Medizin und wurde an der Universitätsmedizin Rostock promoviert.

Für seine Doktorarbeit hat sich der junge Mediziner die Kunstaugensammlung der Universität Rostock, im Rahmen der von Professor Hans-Uwe Lammel 2011 initiierten medizinischen Sammlungsforschung, wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Die Sammlung ist eine medizinhistorische Rarität und besonderer Hingucker im wahrsten Sinne des Wortes. Daniel Schubert erklärt: „Bei Kunstaugen handelt es sich um Prothesen aus Glas, die Menschen bei Verlust des Auges eingesetzt werden.“ Die Technik zur Herstellung von Kunstaugen für Statuen geht bis in die Antike zurück. Kunstaugen als Prothesen wurden bereits ab dem 16. Jahrhundert eingesetzt. „Bei der Rostocker Sammlung zeigte sich, dass die Glasaugen aus verschiedenen Gründen als Modelle zur Dokumentation und Visualisierung von pathologischen Befunden genutzt wurden“, resümiert Schubert.

Die Sammlung selbst geht auf den Augenarzt Karl Wilhelm von Zehender (1819-1916) zurück, der 1866 die erste ophthalmologische (augenheilkundliche) Abteilung der Universitätsklinik in Rostock aufbaute, sowie auf seinen italienischen Kollegen Arnaldo Angelucci (1854-1933), der von 1878-1880 als Assistent bei ihm arbeitete. Hergestellt wurden die Glasaugen von einer Glasbläserfamilie aus der Stadt Lauscha, die im 19. Jahrhundert ein Zentrum der europäischen Glasbläserei war.

Für der künftigen Neurologen Schubert zeigten sich bei der Bearbeitung des medizinhistorischen und ophthalmologischen Themas „interessante, gewisse fachliche Überschneidungspunkte“ zu seinem eigenen Fach der Neurologie. Seine Erkenntnisse aus der Doktorarbeit, die mit „summa cum laude“ (mit Auszeichnung) bewertet wurde, will er in seine praktische Tätigkeit in der Neurologie mit einfließen lassen.

Co-Betreuer und Seniorprofessor Rudolf Guthoff ist des Lobes voll über diese Doktorarbeit. „Sie stellt die Geschichte der Rostocker Kunstaugensammlung durch fotografisch dokumentierte Objekte professionell in einen großen Zusammenhang“. Professor Guthoff ist überzeugt, dass auch überregional daraus Nutzen gezogen werden könne. Die in der Sammlung verwendeten Diagnosen können an den heute üblichen Diagnosen gespiegelt werden. Daraus lassen sich äußerst interessante Betrachtungen ableiten, die die Änderungen des Behandlungsspektrums über mehr als 150 Jahre dokumentieren. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Gundula Rogge
Universität Rostock
Zentrale Universitätsverwaltung
Tel.: +49 381 498-1206
gundula.roggeuni-rostockde
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