Laut Professor Kaiser haben Lehrkräfte für den Schutz und die Erhaltung der Demokratie eine wichtige Rolle inne, „um mit den Schülerinnen und Schülern zusammen demokratische Werte und Verhaltensweisen einzuüben. Dazu gehört, wertschätzendem Umgang miteinander kennenzulernen – aber auch, darüber hinaus zu sagen, ‚Was wollen wir denn an der Welt gestalten und wie wollen wir die Welt gestalten?‘“ Schon in der Ausbildung müssen angehende Lehrkräfte inhaltlich und praktisch in Demokratiebildung geschult werden, damit sie später an Schulen der Bedrohung der Demokratie entgegenwirken können.
In einem anerkennenden Miteinander sieht Professor Kaiser das Potenzial, Gewalttätigkeit und menschenverachtendem Verhalten wie Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit an berufsbildenden Institutionen entgegenzuwirken und so die zunehmende Radikalisierung junger Erwachsener aufzuhalten. Menschen, denen Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht werde, seien auch bereit, mit anderen achtsam umzugehen. Anerkennung bedeutet für Professor Kaiser vor allem Gesehen-werden: „Ich spüre, dass ich wirksam bin in der Welt, ich habe eine Bedeutung, ich werde gesehen und das, was ich tue, hat Relevanz, nicht nur für mich, sondern auch für andere.“
Konkrete Anknüpfungspunkte in der Berufsbildung sieht er darin, Studierenden und Auszubildenden nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern ihnen Raum zu geben, ihre eigene Meinung zu äußern und miteinander in den Diskurs zu treten. Schon Kleinigkeiten könnten dazu beitragen, dass sie sich anerkannt fühlten: Vor Veranstaltungsbeginn macht Professor Kaiser gern kleine Meditationen und Körperübungen, um die Achtsamkeit seiner Studierenden zu steigern und sie körperlich und psychisch im Seminar ankommen zu lassen.
Vor allem gäbe es jedoch strukturellen Handlungsbedarf, wie er in einem Vortrag zu einer Arbeitsgruppensitzung des Pakts für berufliche Schulen ausführte. Der Pakt ist eine Initiative der Kultusministerkonferenz und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und hat sich eine zukunftsfähige Gestaltung beruflicher Bildung als Ziel gesetzt. So schlägt Professor Kaiser unter anderem vor, die Kompetenz zu einer demokratischen Unterrichtskultur in die Standards für Berufsbildungslehrkräfte aufzunehmen, aber auch berufsschulische Kooperationen mit Initiativen wie Schule ohne Rassismus zu stärken.
Weitere Informationen:
Pakt für berufliche Schulen
Netzwerk Bildung und Demokratie Mecklenburg-Vorpommern
Schule ohne Rassismus
Untersuchung zu Rechtsextremismus an Berufsschulen (KATAPULT MV)
Kontakt:
Prof. Dr. Franz Kaiser
Institut für Berufspädagogik
Universität Rostock
Telefon: +49 381 498-2643
franz.kaiseruni-rostockde