Rostocker Studenten gründen Startup zur Proteinproduktion – dem Klima zu Liebe

Das Gründerteam: Ahmed Hussein, Raijana Schiemann, Christian Baudisch (v.l.n.r.) (Copyright: Universität Rostock / ITMZ).
Insektenmehl aus selbst gezüchteten Mehlwürmern (Copyright: Universität Rostock / ITMZ).
Gründergruppe mit Mentorin Professor Petra Wolf (2.v.r.) (Copyright: Universität Rostock / ITMZ).

„INOVA Protein“ heißt die Geschäftsidee von drei Master-Studenten aus unterschiedlichen Fachrichtungen der Universität Rostock. Ziel des Startups ist es, Insektenmehl aus selbst gezüchteten Insekten (Mehlwürmer) zu produzieren und in die Ernährung von Mensch und Tier zu integrieren. „Der ökologischen Umwelt zu Liebe wird es ein Wegbereiter sein, die Agrarwirtschaft von Morgen in Deutschland einzuleiten“, sagt Biologie-Studentin Raijana Schiemann. Diese Idee wurde bereits mit mehreren Preisen bedacht.

Die Welt hat ein Ernährungs-Problem. Über kurz oder lang müssen sich Menschen nachhaltige Lösungen ausdenken, wie die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung gelöst werden kann. Ein Hauptaugenmerk legen Forscher auf Insekten. Sie liefern günstig und in ausreichender Menge Proteine. Allerdings ist diese Idee im Bewusstsein gerade der westlich orientierten Menschen noch nicht wirklich angekommen.

Die junge Rostocker Firma hat es sich mit ihrem Startup „INOVA Protein“ nun zur Aufgabe gemacht, Möglichkeiten der Ernährung durch Insekten zu entwickeln. Dafür haben sich die drei Rostocker Master-Studenten aus ganz verschiedenen Fachrichtungen zusammengetan. Die Idee entstand im Freundeskreis, reifte an der Universität Rostock und wird im Team zur Wirklichkeit. Christian Baudisch studiert Wirtschaftspädagogik, Raijana Schiemann Biologie und Ahmed Hussein Maschinenbau. Die Biologin erläutert die Gründungs-Idee: „Wir wollen ressourcenschonend Mehlwürmer mit einem hohen Grad an Automatisierung produzieren und sie in die Ernährung von Tier und Mensch integrieren.“ Insekten werden als Geheimtipp gehandelt, wenn es darum geht, den Fleischhunger der Welt zu stillen. Gibt es also bald Mehlwürmer statt Steak? Raijana Schiemann bricht eine Lanze für diese Art der Ernährung. „Der Mehlwurm ist unglaublich proteinreich, hat viele Omega 3-Fettsäuren und Mineralstoffe. Es sei eine sehr gute Ernährungsquelle, insbesondere für Sport-und fitnessbegeisterte Menschen, aber auch für solche, die gesund abnehmen wollen. In Ländern wie Thailand, China oder Afrika ist diese Art der Ernährung bereits Alltag.“

Auch Christian Baudisch sieht viel Potenzial, um von einem normalen Fleischverzehr auf Mehlwürmer umzusteigen. „Aus dem Mehl lassen sich Back- und Teigwaren, wie beispielsweise Nudeln, Brot, Kekse, Riegel und gesunde Snacks herstellen“. Besonders wichtig finden die Studenten, dass bei dieser Ernährungskette die Emissionen „enormer Mengen an Treibhausgasen, die bei moderner Massentierhaltung von Vieh entstehen, verringert werden.“

Doch, was die drei jungen Rostocker Studenten so begeistert, dürfte vielen Menschen auf den Magen schlagen: Mehlwürmer als alternative Proteinquelle zu Huhn, Schwein oder Rind? Raijana Schiemann weiß, dass noch Überzeugungsarbeit gegen den Ekel-Faktor zu leisten ist. „Genauso wie Hack von der Fleischtheke, wird bei uns das verarbeitete Mehl gekauft. Es besteht beim Kauf genauso wenig eine direkte Verbindung zum Tier, wie beim Fleisch“, erklärt die Biologin.

Im Vergleich zur sonstigen Tierhaltung benötige die Kultivierung der Insekten wenig Fläche und schone das Klima, argumentiert Raijana Schiemann. Die Studenten wollen eine eigene Zuchtlinie von Mehlwürmern aufbauen und damit in etwa einem Jahr in einer turnhallengroßen Lagerhalle in oder um Rostock starten. „Aus wenigen Tierchen werden in kürzester Zeit sehr viele, denn ein Weibchen legt nach der Verpaarung bis zu 300 Eier“, sagt die Biologin. „Weil wir nachhaltig agieren wollen, verwenden wir für die Fütterung Ausschuss-Produkte wie beispielsweise altes Brot oder Gemüse“, blickt Christian Baudisch voraus. Deshalb werde eine Kooperation mit Lebensmittel-Produzenten angestrebt.

Unterstützung bekommen die drei Studenten beispielsweise von Professorin Petra Wolf. Sie leitet den Lehrstuhl „Ernährungsphysiologie und Tierernährung“ an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock mit ausgezeichneter Reputation in diesem Fachthema. Auch sie war von der Idee sofort begeistert und übernahm die Mentorenfunktion für das EXIST-Gründerstipendium. Das Team und die Idee „INOVA Protein“ waren geboren.

„Insekten zu züchten ist nicht innovativ“, sagt Raijana Schiemann. Und ergänzt dann: „Aber die Idee, wie wir sie produzieren wollen, ist es“. Das sei zum einen das Zuchtkonzept, um vitale Bestände zu erhalten, zum anderen strebe das Team einen hohen Grad an Automatisierung an. Deshalb will es einen autonomen Zuchtroboter entwickeln und einsetzen. Das Produkt wollen die Initiatoren von „INOVA Protein“ sowohl an Lebensmittelhersteller für den menschlichen Verzehr, als auch an Biobauern, Aquakulturbetriebe und die Heimtierernährung verkaufen. „Der Hund zu Hause hat dann auch was von unserer Arbeit“, sagt Christian Baudisch. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Raijana Schiemann
Universität Rostock
Tel.: 0162 399 24 54
E-Mail: raijana.schiemannuni-rostockde


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