Das erste Jahr Professur - Zwischen Lehre, Unabhängigkeit und Priorisierungen im Arbeitsalltag

Postdoc Appreciation Week 2024

Anne-Kristin Kuhnt ist Professorin für Demographie an der Universität Rostock. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u.a. Fertilitätsdynamiken, Reproduktionsmedizin, Biopolitik, Migration, demographische Prozesse und soziale Integration internationaler Migrant:innen. Weiterhin forschte sie am Max-Planck-Institut für demografische Forschung und an der Universität Duisburg-Essen.
Morana Lukač ist Assistent Professorin an der Universität Groningen, Niederlande und spezialisiert auf Soziolinguistik. Ihre Forschung konzentriert sich darauf, wie Sprache soziale Identitäten und Ungleichheiten widerspiegelt, insbesondere in Bezug auf soziale Klasse, Geschlecht und psychische Gesundheit. Bevor sie zur Professorin in Groningen berufen wurde, forschte und lehrte sie an den Universitäten Rostock und Greifswald.

Unter dem Titel „The first year as a professor - two former mentees talk about their experiences“ kamen Mentees, Alumnae und externe Postdoktorand:innen innerhalb der „Postdoc Appreciation Week 2024“ (https://paw-germany.de/) mit der Juniorprofessorin Dr. Anne-Kristin Kuhnt und der Assistenzprofessorin Dr. Morana Lukač über Herausforderungen und Erwartungshaltungen, aber auch zu Unterschieden im deutschen und niederländischen Wissenschaftsbetrieb in den Austausch.

In der deutsch-englischsprachigen Netzwerkveranstaltung gewährten Dr. Anne-Kristin Kuhnt und Dr. Morana Lukač Einblicke in die Anfangszeit der Professur. Beide Professorinnen sind ehemalige Mentees aus dem Mentoring-Programm für Postdoktorandinnen und Juniorprofessorinnen und lehren und forschen als Juniorprofessorin in Rostock bzw. als Assistenzprofessorin in Groningen. Sie gaben wertvolle Hinweise rund um das Berufungsverfahren, die Berufungsverhandlungen und den Einstieg in die Professur.

Der lebendige Austausch begann unter der Fragestellung: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie in den ersten Monaten der Professur und was hätten Sie gerne vor der Berufung über die Anforderungen und Erwartungshaltungen an eine Junior- bzw. Assistenzprofessur gewusst?“ Im ersten Jahr der Professur stehe die Lehre eindeutig im Vordergrund. Doch beide betonten auch, die Bedeutung von Mentoring und Wissenschaftskooperationen sowie von (strategischen) Netzwerken, mit deren Aufbau nicht früh genug begonnen werden könne. Wichtig sei zudem, sich über den Zeitaufwand für neu hinzukommende Aufgaben klar zu sein, die mit einer Professur verbunden sind: Einarbeitung in die Prüfungsordnungen der verschiedenen Studiengänge, die zeitintensive Selbstverwaltung, die umfangreiche E-Mail-Kommunikation und vieles weitere mehr. Ein großes Thema war während der Veranstaltung deshalb auch der Umgang mit Zeitressourcen und die Priorisierung von Aufgaben.

Deutlich wurde bei dieser Veranstaltung ebenfalls, dass die Juniorprofessur ohne Tenure-Track – befristete Qualifizierungsstelle ohne Option zur Berufung und Übernahme auf eine Lebenszeitprofessur – mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist. Erst nach einer erfolgreichen Zwischenevaluation verlängert sich das Beschäftigungsverhältnis um weitere drei Jahre. Zu den zahlreichen Evaluationskriterien gehören unter anderem Publikationen in High Impact Fachzeitschriften, die Einwerbung von Drittmitteln sowie Lehre und Forschung, wie Anne-Kristin Kuhnt erzählt. Gleichzeitig genießt sie aber auch die mit dieser Position verbundene Unabhängigkeit und die Freiheit sich selber ihre Forschungsthemen und Koorperationspartner:innen aussuchen zu können.

Zur Vorbereitung auf das Berufungsverfahren gab Anne-Kristin Kuhnt den Tipp, Mitglied im Deutschen Hochschulverband zu werden, um so diverse Coaching-Angebote zum Berufungsverfahren (inkl. Verhandlung) wahrnehmen zu können. Da Morana Lukač in den Niederlanden eine Assistenzprofessur übernommen hat, war es zudem möglich, Unterschiede zwischen dem deutschen und dem niederländischen Universitätssystem deutlich zu machen und die Notwendigkeit zu betonen, mit dem jeweiligen nationalen Kontext einer potentiellen Professur vertraut zu sein. Neben einer extra erworbenen Lehrbefähigung, müssen auch ausreichende Sprachkenntnisse mitgebracht bzw. erworben werden. Gleichzeitig sind ebenfalls wie in Deutschland die Einwerbung von Drittmitteln wichtig, um zusätzliche Mitarbeiter:innen, Sachmittel, Publikationen und Tagungen finanzieren zu können. Für die anspruchsvollen Herausforderungen braucht man einen „cool head“ sagt Morana Lukač.

Mit einem „Thank you so much for sharing all your experiences and insights! Really appreciating your openness.“, bedankten sich die Interessent:innen für den offenen Austausch und die Möglichkeit, Fragen zu stellen.