Interview mit Prof. Dr. Katharina Stein

Katharina Stein wurde zum WiSe 2024/25 auf die Professur für Botanik, Dendrologie und Pflanzenökologie an die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) berufen. Sie ist ehemalige Mentee einer Gruppe von Postdoktorandinnen und Juniorprofessorinnen bei uns im Projekt. Wir freuen uns sehr, dass Sie liebe Frau Stein, sich heute die Zeit genommen haben, um mit mir dieses Interview zu führen.

 

Haben Sie viele Bewerbungen schreiben müssen, bevor es mit dem Ruf geklappt hat?

Ich hatte mich vorher schon einmal auf eine Juniorprofessur beworben, wo ich, wie man mir sagte, eigentlich die Beste gewesen sei, - aber jemand mit einer anderen fachlichen Ausrichtung gesucht und schließlich auch eingestellt wurde. Die Bewerbung auf die W2-Professur, auf die ich jetzt berufen wurde, war tatsächlich die erste und mit der hat es dann gleich geklappt.

Wie haben Sie sich auf die Verhandlungen vorbereitet?

Während des Mentoringprogramms habe ich viel gelernt zum Thema „Bewerbungen schreiben“ und dort insbesondere zum Unterpunkt wie man ein Lehrportfolio (Lehrphilosophie und Lehrbiographie) erstellt. Außerdem bin ich Mitglied im Deutschen Hochschulverband und habe dort an Coachings für Bewerbungs- und Berufungsgespräche teilgenommen. Das war zwar relativ teuer, aber super hilfreich und sehr intensiv. Das Mentoring hat mich fundiert vorbereitet, mich professionell zu bewerben und das DHV-Coaching hat mich befähigt, im Bewerbungsverfahren selbst weiter zu kommen (Fachvortrag, Probevorlesung, Kommissionsgespräch und Berufungsverhandlungen).

Frau Stein, Sie waren im Programm von Januar 2017 bis November 2018. Mit welchem Ziel sind Sie in das Mentoring-Programm gestartet?

Mein großes Ziel war, eine Hochschulprofessur zu ergattern. Mein damaliger „Post-Doc-Vater“ Herr Prof. Dr. Stefan Porembski (Institut für Botanik und Botan. Garten) an der Uni Rostock hatte mich auf das Mentoringprogramm aufmerksam gemacht und mich immer problemlos freigestellt, um an den Seminaren, Workshops und anderen Veranstaltungen des Programms teilnehmen zu können. Das Mentoringprogramm war eine tolle Chance, um Softskills, Tipps und Tricks zu erlernen und nachhaltige Netzwerke zu bilden. Zudem habe ich einige „Leistungsscheine“ erworben, die für das hochschuldidaktische Zertifikat anerkannt werden. Mit einigen Mentees aus unsere Peergruppe im Mentoringprogramm bin ich noch immer in Kontakt.

Von welchem Programm-Baustein – One-to-One-Mentoring, Peer-Mentoring, Seminare/ Netzwerkveranstaltungen, Coaching – haben Sie persönlich am meisten profitiert?

Inhaltlich habe ich am meisten aus den Seminaren etwas mitgenommen – es waren immer sehr professionelle, erfahrene Dozentinnen aktiv. Zwischenmenschlich war das Peer-Mentoring wichtig. Aber die Mentoringbeziehung war ein echter Meilenstein für mich! Nicht nur, dass wir in unseren Gesprächen einen guten Austausch zu den Themen Karriere und Familienplanung hatte, viel wichtiger war, dass mich mein Mentor sehr gepusht hat. „Think big“ war die Devise.

Was war Ihr Highlight in der Mentoring-Beziehung? Was war besonders unterstützend?

Besonders unterstützend war tatsächlich, dass mir mein Mentor das Gefühl gab, ich könnte alles schaffen – sogar eine Publikation im renommierten Journal „Nature“  und den Subjournals unterzubringen. Und es hat geklappt. Ohne seine Unterstützung hätte ich mich nicht getraut, überhaupt einen Artikel dort einzureichen.

Welche Rolle hat für Sie das Geschlecht bei der Wahl des Mentors/ der Mentorin gespielt?

Das hat für mich gar keine Rolle gespielt. Das war ein rein fachliches Matching.

Welche Stärken haben Sie durch die Teilnahme am Mentoring-Programm gewonnen?

Selbstvertrauen, Groß-Denken und dass man sich selbst reflektiert, ohne sich ständig mit anderen zu vergleichen. Man muss seinen eigenen Weg gehen. Ebenso wahrzunehmen, was ich als Frau schon erreicht habe und welche extra Hürden für Frauen in der Wissenschaft noch immer bestehen. Zu den Stärken, die ich im Mentoringprogramm erlernt habe, gehört natürlich auch, wie ich schon sagte, Bewerbungen/ Lehrportfolio zu erarbeiten und eine Art der Selbstevaluation: was kann ich, was kann ich (noch) nicht, wohin will ich, wie realisiere ich das? Wo finde ich Unterstützung? Im Mentoringprogramm habe ich in einem Seminar verschiedene Führungsstile kennengelernt und tatsächlich wurde ich im Berufungsverfahren gefragt, welchen Führungsstil ich bevorzuge: Durch das Seminar konnte ich die Frage besser einordnen und darauf professionell und selbst-reflektiert antworten.

Was hat Ihnen besonders viel Spaß im Mentoringprogramm gemacht?

Neben den Seminaren war das Peer-Mentoring für mich sehr bereichernd. Zu hören, was andere für Probleme haben und unbeobachtet und unzensiert darüber sprechen zu können. Besonders hilfreich war, dass die Mentees in der Postdoc-Gruppe in unterschiedlichen Phasen ihrer Postdoc-Zeit steckten. Manche standen noch ganz am Anfang, manche hatten sogar schon eine Juniorprofessur. Dadurch war ein sehr intensiver Austausch möglich. Das Fachgebiet war eigentlich egal; work-life-balance war beispielsweise ein wichtiges Thema und die Möglichkeit von den Problemen und Lösungen der anderen zu lernen. Einige haben schon eine Arbeitsgruppe geleitet, andere Projekte eingeworben – und von denen zu lernen, wie gehst Du was an, das war extrem wichtig. Wir waren kein Kummerkasten, sondern haben voneinander gelernt. Ohne euch (KarriereWegeMentoring, U.M.) hätten wir uns nicht gefunden.

Liebe Frau Stein: was war besonders herausfordernd in den ersten Monaten der Professur?

An der HAW gibt es ein extrem hohes Lehrdeputat. Mir ist es gelungen, meine Lehrverpflichtung von 18 auf 14 SWS herunterzuhandeln und in den ersten zwei Semestern muss ich sogar nur 12 SWS ableisten. Zudem bin ich Direktorin des Forstbotanischen Gartens mit 14 Mitarbeitenden, sowie Präsidentin der „Stiftung Waldwelten“ (Umweltbildung gemeinsam mit der Stadt Eberswalde und der Uni). Ich lebe gerade von Vorlesung zu Vorlesung. (lacht). Diese vielen Lehrveranstaltungen sind ja aber nicht die einzige Aufgabe: Ich betreue Abschlussarbeiten, sogar noch 5 Masterstudierende von meiner alten Uni, ich bin in die akademische Selbstverwaltung eingebunden, nehme an Fachbereichsratssitzungen teil und erhalte natürlich in verschiedenen Angelegenheiten Anfragen von Studis. Diese sportliche Leistung, die ich jetzt erbringen muss, wird aber sicherlich in einem Jahr nach dem vollbrachten Turnus besser. Erst nach dieser Zeit werden Forschungsprojektanträge wieder realistischer. Ich fühle mich erfüllt und gefordert durch die Lehre, die Forschung soll aber definitiv – bei freiwerdenden Ressourcen – wieder vorangetrieben werden.

Was möchten Sie den aktuellen Mentees mit auf den Weg geben?

Vertraue Dir selbst, tue was Du liebst und was Du gut kannst. Verliere nicht Dein Ziel aus den Augen und lasse Dich nicht verbiegen, sonst hältst Du nicht durch.

 

Frau Stein, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch und Ihre Zeit und wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!

Der Dank ist ganz meinerseits. Ich wünsche diesem Programm noch viele tolle Mentees und Erfolge!