Ab kommendem Montag diskutieren die Wissenschaftler auf dem Ulmencampus interdisziplinär über komplexe Systeme und deren zeitabhängiges Verhalten. Fachlich stehen neben Themen aus den Grundlagenwissenschaften und der Entwicklung moderner mathematischer Analysemethoden insbesondere auch die Anwendungen mathematischer Modelle und Simulationsverfahren für komplexe Systeme im Zentrum, um – zum Beispiel – hochaktuelle Fragen aus der Klimaforschung, zur Beschreibung von Gehirnaktivitäten, zur Anwendung von Laserlichtquellen der neuesten Generation, bis hin zur Entstehung von Tönen in Musikinstrumenten zu beantworten.
„Internationale Konferenzen wie die „Dynamics Days“ tragen verschiedene Sichtweisen und neueste Erkenntnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, um diese mit anderen Experten kritisch zu diskutieren und damit die Forschungsgebiete voranzubringen“, so Professor Starke. Er fügt hinzu: „Es geht auch darum, das Wissen, das sich heute in Spezialgebieten weit auseinanderentwickelt hat, wieder zusammenzuführen und dafür über Fächergrenzen hinaus eine gemeinsame Sprache zu finden“. Kurz gesagt, um eine Wiederbelebung der Ursprungsidee der Wissenschaften: die Phänomene der Welt gleichzeitig mit den Begriffen und Methoden der Mathematik, der Naturwissenschaften und technischen Wissenschaften zu beschreiben, zu untersuchen und zur Anwendung zu bringen.
Dabei haben die Gastgeber aus Rostock so einiges zu bieten. Der Physiker Professor Fennel und seine Arbeitsgruppe forschen beispielsweise erfolgreich an der Aufklärung und theoretischen Beschreibung der Wirkung extrem kurzer Laserblitze auf Nanostrukturen. Mögliche Anwendungen reichen von extrem schneller lichtbasierter Elektronik bis zur Abbildung und gezielten Veränderung von Materie mit intensiver Laserstrahlung. In einem aktuellen Projekt beschäftigen sich Professor Starke und sein Team mit neuen mathematischen Methoden, um Fußgängerströme besser verstehen und vorausschauend beschreiben zu können. Dazu wird es auf der Konferenz ein mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführtes Fußgänger-Experiment geben, um neuartige Analysemethoden validieren zu können. Langfristig sollen diese Methoden helfen, die Sicherheit bei Großveranstaltungen zu verbessern und Evakuierungsstrategien von Gebäuden zu optimieren.
Mehrere Vorträge in der kommenden Woche erörtern hochaktuelle Themen zur Energiewende und zur Stabilität der Stromnetze. „Mathematik ist Schlüsseltechnologie für viele angewandte Bereiche, zum Beispiel auch der Energieforschung“, unterstreicht Professor Starke. Er empfiehlt gerade jungen Menschen, in Rostock Mathematik oder Physik zu studieren. Die hiesige Universität biete beste Bedingungen. Und: „Diese Fächer werden überall gebraucht und bieten sichere Jobs“. Text: Wolfgang Thiel
Weitere Informationen zur Tagung
Kontakt:
Professor Jens Starke
Universität Rostock
Institut für Mathematik
Tel.: +49 381 498-6641
jens.starkeuni-rostockde