Altes Hauptgebäude der Universität auf der Langen Nacht der Wissenschaften entdeckt

Ergebnis der geomagnetischen Prospektion auf dem Universitätsplatz: Die Überreste des Lectoriums vor dem Universitätshauptgebäude (Copyright: Universität Rostock/Hans-Jörg Karlsen).
Der Hopfenmarkt im Jahr 1585, rechts das Lectorium, Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert (Quelle: „Mecklenburg in Bildern“ von Georg Christian Friedrich Lisch, 1844).

Während der Langen der Nacht der Wissenschaften am 26. April 2018 wurden die mittelalterlichen Grundmauern des alten Schulgebäudes der Universität Rostock entdeckt.

Durch eine vom Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte unter Leitung von Professor Hans-Jörg Karlsen durchgeführte geomagnetische Prospektion konnte ein beeindruckender rechteckiger Grundriss von etwa 15 x 25 Metern erfasst werden. Hierbei handelt es sich mit einiger Sicherheit um die Fundamente bzw. den Keller des Rathauses der Rostocker Neustadt aus dem 13. Jahrhundert, das von der 1419 gegründeten Universität Rostock als Schulgebäude genutzt wurde. Schon 1265 hatte das mit einer auffälligen Giebelfassade versehene Gebäude seine Funktion als Rathaus verloren, so dass es nach der Gründung der Universität im Jahre 1419 als Universitätsgebäude genutzt wurde. Das Gebäude spiegelt damit unmittelbar den Beginn Rostocks als Universitätsstadt wider und war zentraler Bestandteil des Bauensembles am ehemaligen Hopfenmarkt.

Die meisten Gebäude aus der Gründungszeit der Universität standen ursprünglich rund um den Hopfenmarkt, den heutigen Universitätsplatz. Dazu zählten mehrere Studentenquartiere, die Regentien, in denen die Studenten wohnten und lernten, aber auch das Schulgebäude, das Lectorium, das vor allem für Vorlesungen genutzt wurde. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Mit Hilfe geomagnetischer Messungen anlässlich einer Vorführung zur Langen Nacht der Wissenschaften ist es Professor Karlsen, dem Direktor des künftigen Archäologischen Landesmuseums in Rostock, dennoch gelungen, es sichtbar zu machen. Zu erkennen sind sowohl die massiven, wahrscheinlich aus Ziegeln gemauerten Außenwände, als auch Quermauern im Innenraum – letztere sind vermutlich Teil der Gewölbekonstruktion.

Der Archäologe Karlsen zeigt sich begeistert über den Fund: „Zu jeder Entdeckung in der Archäologie gehört ein Quäntchen Glück. Auf einer öffentlichen Veranstaltung wie der Langen Nacht der Wissenschaften solch einen Fund zu machen, ist schon erstaunlich. Zumal wir nicht mit einem derartig deutlichen Bild gerechnet hatten. Was nun folgt, ist die gründliche Auswertung der Messdaten – vielleicht sollte man auch über eine Sichtbarmachung oder gar archäologische Freilegung des Grundrisses nachdenken. Ich freue mich jedenfalls sehr über die Entdeckung, ein Geschenk des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte zum 600. Geburtstag der Universität Rostock."

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Jörg Karlsen
Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte
Heinrich Schliemann-Instituts für Altertumswissenschaften
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-2100
hans-joerg.karlsenuni-rostockde
https://www.altertum.uni-rostock.de


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