Das Verfahren wird zurzeit patentiert. Aktuell laufen Gespräche mit einer kanadischen Firma über eine Zusammenarbeit, die möglicherweise auf ein Start-up in Rostock hinausläuft. Patentingenieur Lars Worm von der Universität Rostock Service GmbH unterstützt Dr. Dirk Hollmann und sein Team bei der Patentierung und Verwertung und zeigt sich diesbezüglich optimistisch: „Gerade in der heutigen Zeit, in der viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird, sind immer mehr Verpackungsunternehmen an effizienteren und umweltfreundlicheren Lösungen interessiert.“ Und genau hier kommt diese Erfindung ins Spiel. „Der innovative Ansatz umgeht die Nachteile der derzeitigen Zelluloseproduktion“. Zudem sei diese Erfindung durch die stärkere politische Unterstützung für die Bioökonomie und nicht zuletzt durch das gesteigerte Verbraucherbewusstsein für nachhaltige Produkte und Verpackungen an einen zukunftsträchtigen Markt adressiert.
Der Zufall hat den Rostocker Forschern bei dieser Entwicklung in die Hände gespielt. „Wir haben verschiedene biobasierte Chemikalien für die Lösung von Zellulose getestet, um herauszufinden, wie Zellulose perfekt verarbeitet werden kann“, resümiert der gebürtige Berliner Dirk Hollmann, der seit vier Jahren Bad Doberaner ist und am Rostocker Leibniz-Institut für Katalyse promovierte.
Überraschenderweise habe im Labor eine besondere Substanzklasse verblüffende Eigenschaften gezeigt. Die Zellulose habe sich innerhalb von Sekunden, ohne dass sie ihre optischen Eigenschaften verlor, verfestigt. „Das war die Geburtsstunde von bioabbaubaren Verpackungs-Folien.“
Aber damit allein geben sich die Rostocker Forscher noch nicht zufrieden. „Wir sind jetzt dabei, diese Eigenschaften auszunutzen, um eine breitere Anwendung der Folien möglich zu machen“, blickt Hollmann, der Vater von zwei Söhnen ist, voraus. Für den passionierten Wissenschaftler steht fest: „Zufälle bringen die Forschung richtig voran.“ Man sehe sein Thema dann aus einem anderen Blickwinkel. Immerhin ist Zellulose seit über 100 Jahren unter anderem als Grundbaustein für Textilien und Folien bekannt. Bis jetzt müssen bei ihrer Verarbeitung jedoch umwelt-und gesundheitsschädigende Stoffe eingesetzt werden. Das kann sich nun durch die Rostocker Erfindung bald ändern. Text: Wolfgang Thiel
Kontakt:
Dr. Dirk Hollmann
Universität Rostock
Interdisziplinäre Fakultät
Institut für Chemie
dirk.hollmannuni-rostockde
Tel.: +49 381 498-8994