Ein Zentrum für Künstliche Intelligenz für Rostocks Wissenschaft und Wirtschaft

Welf Wustlich (rechts) und Jesper Kleinjohann von Planet AI sind Absolventen der Universität Rostock und arbeiten eng mit den Forschern der Alma Mater zusammen (Copyright: Universität Rostock / Thomas Rahr).
Rektor Professor Wolfgang Schareck: „Wenn Firmen Ideen der Wissenschaft aufgreifen, gemeinsam mit Forschern nach bahnbrechenden Lösungen suchen, sind das gute Beispiele“ (Copyright: Universität Rostock / Thomas Rahr).

„Die Nähe zur Universität Rostock motiviert uns zusätzlich zu diesem Schritt“, sagt Firmen-Chef Welf Wustlich, der selbst an der Universität Rostock studierte und seit vielen Jahren mit der Alma Mater, insbesondere dem Institut für Mathematik, eine enge Zusammenarbeit pflegt. Mit namhaften Partnern wie IBM oder Qualcomm sollen hier schon möglichst bald mehr als 50 Leute arbeiten und Startups, Ausgründungen aus der Uni, sich ansiedeln können.

Ursprünglich gab es nur die Planet intelligence systems GmbH in Raben Steinfeld bei Schwerin. Im Jahr 2015 hat die Firma die weitere Entwicklung der Technologie in die Hanse- und Universitätsstadt verlegt und mit zwei Mitarbeitern begonnen. Heute sind es 15, zumeist Absolventen der Universität Rostock, die hier arbeiten. Für Text- und Bilderkennung hat die Firma gemeinsam mit der Forschungsgruppe CITlab (Computational Intelligence Technology Lab) vom Institut für Mathematik der Universität Rostock unter Leitung von Professor Roger Labahn schon weltweit Anerkennung und Abnehmer gefunden.

„Doktor KI“, so nennt Hagen Wustlich den Doktor der Zukunft. In einem neuen Projekt will Planet AI nach dem Motto „KI kann Menschen retten“ mit der Universitätsmedizin Rostock Zusammenhänge zwischen medizinischen Daten erkennen und Ärzten mit einer Software Empfehlungen zur Prävention und Behandlung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen geben und damit einen Beitrag zur Verhinderung von Schlaganfällen leisten.  

Das Herzzentrum der Universitätsmedizin Rostock nutzt innovative Technologien zum Vorteil der Patienten. Ärzte und IT-Spezialisten wollen im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten die Kompetenzen und Expertisen bündeln. „Dabei geht es um eine individualisierte Behandlung chronisch herzkranker Patienten unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz und um die Entwicklung von Informationssystemen für eine flächendeckende Präventionsstrategie“, sagt Thomas Lips, Zentrumsmanager Herzmedizin. Kurzum: es geht um die Vermeidung, Detektion, Bewertung und frühzeitige Behandlung sich entwickelnder chronischer Herzkrankheiten. Dies geschehe vor dem Hintergrund, dass die Verfügbarkeit von tragbaren Computersystemen (z.B. Apple Watch) in der Bevölkerung rasant wachse und es somit in kurzer Zeit praktisch jedem möglich sein werde, eigene Gesundheitsdaten zu erheben und somit Unregelmäßigkeiten seines Körperzustandes zu detektieren, sagt Thomas Lips. „Daraus wird sich ein Bedarf für eine qualifizierte Bewertung individuell erhobener Diagnoseergebnisse in der Bevölkerung ergeben“. Intelligente Systeme können maßgeblich zu einer Lösung beitragen.

„Wenn neugiergetriebene Grundlagen-Forschung zu Entwicklungen führt, die für die Menschen und unsere Umwelt nutzbar gemacht wird, intelligente Systeme geschaffen werden und Computer uns dabei helfen, begrüße ich das sehr“, betont Rektor Professor Wolfgang Schareck. Die Innovations- und Akzelerationszentren würden dafür Weichen stellen. Der Rektor fordert jedoch im gleichen Atemzug eine Diskussion über die Risiken der Künstlichen Intelligenz. „Da können und müssen wir Vorsorge tragen, um sich der Konsequenzen für unsere Gesellschaft, im Zusammenleben, in der Politik oder auch in der Pädagogik bewusst zu werden“, unterstreicht Professor Schareck. „Wenn Firmen Ideen der Wissenschaft aufgreifen, gemeinsam mit Forschern nach bahnbrechenden Lösungen suchen, sind das gute Beispiele“. Die auf Diagnose von seltenen Erbkrankheiten spezialisierte Biotechfirma Centogene und Planet AI seien dafür Leuchttürme in Rostock.

„Wirtschaft und Wissenschaft sind in der Hanse- und Universitätsstadt eng miteinander verzahnt“, betont Christian Weiß, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderer von Rostock Business. „Diese Verbundenheit hält die Stadt auf Wachstumskurs. Mit dem Bau eines Innovationszentrums für Künstliche Intelligenz werden die Standortvorteile für Ansiedlungen weiter gestärkt und Rostock zunehmend attraktiver für Startups und wissensintensive Investoren“, unterstreicht Weiß. „Als Wirtschaftsförderung freuen wir uns ganz besonders über die Umsetzung dieses Projekts durch die Planet AI GmbH.“

Text: Wolfgang Thiel

Die PLANET artificial intelligence GmbH mit Sitz am Stadthafen in Rostock verfolgt die Vision, kognitive Systeme zum Erkennen und Verstehen von Inhalten in geschriebener und gesprochener Sprache zu entwickeln und in innovativen Softwareprodukten zum Einsatz zu bringen. Die gemeinsam mit dem Institut für Mathematik der Universität Rostock entwickelte KI-basierte, innovative Texterkennung kommt bereits zum Erkennen und Sortieren von Briefen und Paketen bei den amerikanischen Versandunternehmen FedEx und US Postal zum Einsatz und für die automatische Analyse von Dokumenten in Versicherungsunternehmen.

Kontakt:
Dipl.-Ing. Thomas Lips
Zentrumsmanager Herzmedizin
Universitätsmedizin Rostock
Tel.: +49 381 494-5057
thomas.lipsuni-med.rostockde


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