Am 17. Juni 2020 findet im Botanischen Garten ein „Erdbeertag“ mit einem extra angelegten Erdbeerpfad statt, der um 10:00 Uhr eröffnet wird. Er ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen Botanischer Gärten in acht Bundesländern im Rahmen des dreijährigen Projekts „Die politische Pflanze", initiiert von der Universität Kassel und finanziert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. In Mecklenburg-Vorpommern beteiligen sich das Landesamt für Umwelt, Natur und Geologie (LUNG) gemeinsam mit den Botanischen Gärten der Universitäten Rostock und Greifswald.
„Die Nahrungsmittelproduktion, auch die der Erdbeere, findet in der Welt unter Bedingungen statt, die für Menschen oft nicht so gut sind“, betont Professorin Retzlaff-Fürst. Da müsse der Finger in Wunden gelegt werden. Auch wenn die Erdbeerfrucht wegen ihres unverwechselbaren Aromas emotional positiv besetzt sei, gebe es nicht nur Positives.
Und gerade, weil die Erdbeere als einheimische Pflanze mit mehr als 1.000 Sorten zu den beliebtesten heimischen Gartenfrüchten zähle und sie bei den Verbrauchern sinnlich positiv im Gedächtnis sei, lasse sie sich gut für die politische Bildung nutzen, betont die Rostocker Wissenschaftlerin. Das soll nun geschehen: Auf 34 Tafeln, die im acht Hektar großen Areal des Rostocker Botanischen Gartens stehen werden, ist am Aktionstag beispielsweise zu erfahren, wie es Erdbeeren im Winter geben kann, welche ökologischen Folgen das nach sich zieht, dass die Pflanze sehr viel Wasser braucht und wie es um den Pestizid-Einsatz bestellt ist.
Erdbeeren kann man im Handel das ganze Jahr über kaufen. Doch ihre jahreszeitliche Herkunft, Wuchsformen, regionale Ernte-Zeitpunkte sind vielen Menschen nicht mehr bekannt. Professorin Retzlaff-Fürst betont: „Die jahreszeitunabhängige Verfügbarkeit, neue, viel länger haltende Sorten und starker Pestizideinsatz schneiden die Verbindung zur ursprünglichen realen Pflanze, deren Herkunft und Anbauregion emotional ab“. Genau deshalb könnten exemplarisch an dieser schönen und leckeren Frucht alle Aspekte zum so wichtigen Thema der Nachhaltigkeit erfahrbar gemacht werden. Es gehe vor allem um die Wertschätzung dieser schönen Frucht, betont die Professorin. Weil weltweit ein Verlust der Arten- und Sortenvielfalt drohe, weil nur wenige Sorten industriell angebaut würden, solle mit dem Erdbeerpfad auf die globale Verantwortung hingewiesen werden.
Der angehende Biologielehrer Nick Schramm hat für den „Erdbeerpfad“ eine separat verfügbare Actionbound-App entwickelt, die viele Fragen zur Kulturpflanze beantwortet und die eine digitale Multimedia-Rallye durch die einzelnen Stationen für vor allem junge Besucherinnen und Besucher im Botanischen Garten ermöglicht.
„Das Thema steht erstmals bei uns auf der Tagesordnung“, unterstreicht Kustos Dr. Götze. Es gehe dabei weniger um Botanik als vielmehr um wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Aspekte. Nachhaltigkeit und Biodiversität, also Artenvielfalt, das seien auch bei der Erdbeere die Gebote der Stunde. Die Informationen auf den Tafeln sollen zu Diskussionen u. a. zum ökologischen Fußabdruck unterschiedlicher Anbau-Bedingungen sowie das Konsumverhalten der Verbraucher anregen. Eine große Frage dabei: Brauche ich im Dezember Erdbeeren? Text: Wolfgang Thiel
Kontakt:
Prof. Dr. Carolin Retzlaff-Fürst
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel.: +49 381 498-6190
carolin.retzlaff-fuerstuni-rostockde
Dr. Dethardt Götze
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel. +49 381 498-6255 (direkt)
Tel. +49 381 498-6250 (Sekretariat)
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