Erinnerungsdiamant als ewiges Andenken

Bild Diamant in Pinzette
Aus nur wenigen Gramm Haaren entsteht ein Erinnerungsdiamant (Foto: privat).

Woran macht sich Erinnerung an einen Menschen fest? „Gebräuchlich sind nach dem Tod eine Uhr, eine Locke, Fotos“, sagt Professor Thomas Klie von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Kulturgeschichtlich neu seien Erinnerungsdiamanten, lässt der Theologe wissen. Hält inne, weiß, dass „das Verfahren umstritten ist.“ Eine Schweizer Firma bietet diese Edelsteine der besonderen Art, die mit einem technisch aufwendigen Verfahren entstehen, seit etwa 15 Jahren aus der Asche von Verstorbenen an.

Die Universität Rostock hat in einem gemeinsamen Forschungs-Projekt mit den Soziologen Dr. Thorsten Benkel und Matthias Meitzler von der Universität Passau Kunden der Schweizer Firma befragt. „Uns interessierte, was Menschen mit dem Diamanten machen, und welche Funktion er im Trauer-Prozess hat“, sagt Prof. Klie. Überraschend sei gewesen, dass viele Hinterbliebene den Diamanten beleben, indem sie zum Beispiel mit ihm sprechen. „Der Verstorbene ist der Diamant“. Professor Klie dazu: „Das hat uns in dieser Eindeutigkeit überrascht“. Im Unterschied zu einem Erbstück, das an den Verstorbenen erinnere, erzeuge der Diamant eine viel stärkere Bindung. „Er repräsentiert den Toten“, verweist Professor Klie auf eines der Ergebnisse aus der Studie. Die Interviews der Studie werden Ende November in dem Buch „Der Glanz des Lebens“ erscheinen, das Thomas Klie mit verfasst hat.

Ein Erinnerungsdiamant wird aus der Kremierungsasche oder den Haaren eines toten Menschen hergestellt. Dazu wird Kohlenstoff aus der Asche gewonnen und unter hohem Druck zu einem Rohdiamanten gepresst. Dieser wird mit oder auch ohne Schliff den Hinterbliebenen übergeben. In Deutschland ist das noch nicht erlaubt. Ob sich das ändert, entscheiden die Länder. In Mecklenburg-Vorpommern legt die Experten-Kommission Bestattungskultur des Landtages Ende des Jahres ihren Bericht vor. Einige Bestatter haben das Abfüllen kleiner Mengen Kremierungsasche allerdings längst schon im Angebot. Manche füllen damit auch kleine Schmuckgegenstände aus Glas.

„Ich glaube, dass der mobile Mensch von heute Mühe mit einem fest fixierten Grab auf einem Friedhof hat und für viele das ambulante Trauergedenken eine hohe Stimmigkeit besitzt“, sagt der Rostocker Theologie-Professor. Er räumt allerdings ein: „Es ist für mich eine logische Entwicklung für eine wachsende Minderheit. Aber es wäre persönlich nicht meine erste Wahl“. Und Professor Klie gibt zu bedenken: „Unbestritten ist, dass mit dem Diamanten keine Abschiednahme im ursprünglichen Sinne stattfindet, außer wenn die Restasche regulär beigesetzt wird. Dann gibt es ein Grab und einen Diamanten“. Offen bleibe die Frage, so Professor Klie, wie sich dadurch Trauerprozesse wandeln werden. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Klie
Universität Rostock
Theologische Fakultät
Tel.: +49 381 498-8435
thomas.klieuni-rostockde


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