Erste bekannte Kopie einer Weltkarte von Amerigo Vespucci in Rostock entdeckt

Als einzige Ausgabe des „Novus Mundus“ enthält der Rostocker Druck als ganzseitige Illustration eine handkolorierte Weltkarte (Signatur UB Rostock: SON B 2). (Copyright: UB Rostock)

In Anerkennung dieser besonderen Leistung bezeichnete der deutsche Geograph Martin Waldseemüller den neuen Kontinent seit 1507 auf seinen Karten nach dem Vornamen Vespuccis „America“. Die Besonderheit des Rostocker Druckes des Novus Mundus besteht darin, dass nur diese Ausgabe eine Weltkarte enthält. In der Erläuterung zur Karte bleibt der Kartenautor ungenannt. Bis heute wurde sie für eine damals übliche Weltdarstellung gehalten. Professor emeritus Gyula Pápay von der Universität Rostock ist es aufgrund eigener Nachforschungen gelungen, ihre einzigartige kulturhistorische Bedeutung zu ermitteln: „Bei der Rostocker Karte handelt es sich wahrscheinlich um die einzige Karte, die am vollständigsten eine Karte von Vespucci zumindest als Kopie für die Nachwelt bewahrt hat.“

Vor genau 520 Jahren am 18. Juli 1500 schrieb Vespucci, der in der Filiale des Bankhauses der Medici in Sevilla tätig war, einen Brief an Lorenzo di Pierfrancesco de Medici, dem er zwei von ihm selbst gezeichnete Karten beifügte. „Aus dem Brief geht hervor, dass Vespucci eine neue kreisrunde Projektion erarbeitet hat, auf die er sehr stolz war. Diese Projektion benutzte er nur für die Darstellung der Alten Welt. Für die Darstellung der westlichen Hemisphäre, die größtenteils noch unentdeckt war, verwendete er hingegen eine Karte „in figura piana“, d. h. eine „platte Karte“, deren Grundlagen auf die Antike zurückgehen“, erklärt Pápay. Die runde Karte diente Vespucci für die Darstellung des Bekannten und die unrunde Karte der Entdeckung des Unbekannten. Vespucci hatte offenbar eine eigene Konzeption für Entdeckungsreisen entwickelt, die von der damals üblichen Praxis abwich. Bei seiner dritten Reise kartierte Vespucci die entdeckten Gebiete in einer solchen Karte. Möglicherweise war die Konzeption seiner Entdeckungsfahrt ein Grund dafür, dass König Manuel I. von Portugal ihn in seinen Dienst stellte. Das Schicksal der Karten, die Vespucci 1500 nach Italien sandte, ist unbekannt.

„Bei der Untersuchung der Kartenstruktur der Rostocker Weltkarte hat sich herausgestellt, dass die Karte nicht in Rostock erarbeitet wurde: Sie ist die Kopie einer mit großer kartographischer Fachkenntnis erarbeiteten Karte, die 1478 in Rom erschien“, erläutert Professor Pápay. Sowohl das Original als auch die Druckvariante sind verschollen. Lediglich zwei Kopien dieser Karte sind erhalten geblieben. Die früheste und vollständigste Kopie ist in der in Rostock gedruckten Ausgabe des „Novus Mundus“ erhalten. Es ist anzunehmen, dass Barckhusen den 1502 verfassten Bericht und die 1500 gezeichnete Karte zeitgleich in Nürnberg erwarb. Die Herausgabe eines Sammelbandes zu der Karte im Rostocker Druck des „Novus Mundus ist 2021 geplant. Die Recherchen werden von Professor Gyula Pápay, Universität Rostock, durchgeführt, unterstützt von Dr. Thomas Horst, CIUHCT Universidade de Lisboa und der Abteilung Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Rostock. Den Beilagentext der Rostocker Karte übersetzte Dr. Nikolaus Thurn von der Freien Universität Berlin.

Kontakt:
Universität Rostock
Prof. Gyula Pápay
gyula.papayuni-rostockde

Universitätsbibliothek Rostock
Abteilung Sondersammlungen
Sylvia Sobiech
Tel.: +49 381 498-8700
sylvia.sobiechuni-rostockde

 


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