Forscher suchen Lösungen, wie Kahlschlag-Areale wieder neu bepflanzt werden können

Dr. Karin Glaser bei der Probennahme von biologischen Bodenkrusten
Dr. Karin Glaser bei der Probennahme von biologischen Bodenkrusten (Foto: Universität Rostock / Dr. Maximilian Berthold).
An den Wurzeltellern umgestürzter Bäume entwickelt sich eine Biokruste. Microalgen sind als grünlicher Bewuchs erkennbar
An den Wurzeltellern umgestürzter Bäume entwickelt sich eine Biokruste. Microalgen sind als grünlicher Bewuchs erkennbar (Foto: Universität Rostock / Dr. Karin Glaser).

Die Forscher beschäftigen sich konkret mit im Wald entstandenen Lücken und wie diese rasch wieder geschlossen werden können. Insbesondere in Thüringen (Nationalpark Hainich), in der Schorfheide bei Berlin und der Schwäbischen Alb. Genau dort, wo Bäume besonders durch Trockenheit und durch zunehmend starke Stürme, beides bedingt durch den Klimawandel, umstürzen oder erkranken und gefällt werden müssen.

Das Projekt knüpft eng an bisherige Forschungen zu diesem Thema an, das insbesondere von Professor Ulf Karsten und Professor Peter Leinweber, deutschlandweit geachtete Spezialisten für Bodenkrusten, an der Universität Rostock bearbeitet wurde.

Jetzt hat die 35-jährige Biologin Karin Glaser als Hauptverantwortliche in dem Forschungsprojekt den Hut auf. Die gebürtige Leipzigerin bekundet ihre Liebe zur Natur und verhehlt nicht, dass sie große Traurigkeit empfinde, wenn sie bei Spaziergängen kranke Bäume sehe. Umso größer sei ihre Motivation, Lösungen zu erforschen, wie Lücken im Wald schnell geschlossen werden, so dass nach Sturm oder Krankheit wieder ein gesunder Wald entsteht. Denn erst wenn die Krustenbildung richtig verstanden ist, kann sie für die Natur genutzt werden.

Was das bedeutet? Karin Glaser erklärt es so: „Wir beobachten genau dort, wo Bäume gefällt wurden, wie die Bodenkrusten, die auch Wasser und Nährstoffe speichern können, entstehen. Bodenkrusten setzen sich aus Bakterien, Algen, Pilzen und Flechten zusammen, sie sind sehr vielfältig und anpassungsfähig“. Wie ihr Zusammenspiel funktioniere, das sei weitgehend unerforscht, erklärt Karin Glaser. Ziel sei es, Lösungen zu finden, damit die leeren, traurigen Areale in der Natur schnell wieder neu bepflanzt werden können. „Wir wollen herausfinden, welche Organismen welche Funktion in der Bodenkruste übernehmen“. Kernfrage ist es, welche Organismen im Stickstoffkreislauf die Schlüsselrolle spielen. Dafür wird im Labor mit den Biokrusten experimentiert und im Anschluss Nano-Analysen durchgeführt. Die Rostocker Forscherin erklärt diesen Prozess so: „Auf mikroskopischer Skala können wir genau sehen, wo sich in der Biokruste die Nährstoffe befinden. Damit lassen sich die Organismen, die besonders für die Ansiedlung der Biokrusten wichtig sind, bestimmen.“

Großes Ziel der Forscher ist es, präzise Vorhersagen zu treffen, wie schnell eine Wiederbesiedlung der durch Baumfällung und Windbruch entstandenen Lücken möglich ist. „Damit der Wald nicht ausdünnt“, formuliert Karin Glaser es. Die Rostock Forscher beschäftigten sich schon in der Vergangenheit mit biologischen Bodenkrusten. Das sind Pionier-Gemeinschaften, die in allen Klimazonen der Welt und auf allen Kontinenten der Erde vorkommen, speziell dort, wo die Bodenfeuchte als limitierender Faktor wirkt. „Bodenkrusten spielen beispielsweise in den australischen Trockengebieten eine große Rolle“, sagt Professor Ulf Karsten. Auf den Krusten bilden sich Gräser aus, die saftiger und kräftiger sind als auf dem nackten Boden. Dadurch lasse sich Viehhaltung in Trockengebieten viel nachhaltiger durchführen. Doch zu diesem Thema gibt es noch viele Fragen, die die Rostocker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beantworten wollen. Deshalb untersuchen sie auch die Wechselwirkungen in terrestrischen, trockenen Ökosystemen und gehen der Frage nach, welche Auswirkungen der globale Wandel und die Beanspruchung durch den Menschen auf diese hochkomplexen Gefüge haben, sagt Professor Karsten. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Dr. Karin Glaser
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel.: +49 381 498-6093
karin.glaseruni-rostockde

 

 


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