Forschungsdefizite und Forschungsbedarf für die Arktis und Antarktis identifiziert

Blick auf den Blomstrand-Gletscher im Kongsfjorden, Nordwest-Spitzbergen, Arktis (Foto: Ulf Karsten).

Die Polargebiete spielen eine besonders wichtige Rolle im Klimageschehen der Erde, so dass sich die Auswirkungen des globalen Klimawandels am deutlichsten in den hohen Breiten widerspiegeln. Aufgrund ihrer extremen Umweltbedingungen zeichnen sich die Antarktis und Arktis sowohl durch eine besonders angepasste, mit dem Eis assoziierte, als auch marine und terrestrische Flora und Fauna aus. Diese hoch spezialisierten Organismen reagieren besonders empfindlich auf die Erderwärmung und stellen somit effektive Bioindikatoren für Klimaänderungen dar. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind deren Biodiversität und Anpassungsmechanismen jedoch nur unvollständig untersucht und verstanden. Denn mehr als andere Forschungsfelder ist die Polarforschung stark von den logistischen Möglichkeiten und einer spezifischen wissenschaftlichen Infrastruktur wie dem Einsatz von eisbrechenden Forschungsschiffen abhängig. Deshalb sind auch die heutigen Möglichkeiten moderner molekularer Methoden bisher nur unvollständig in den Polargebieten zum Einsatz gekommen.

Professor Ulf Karsten und sein Team vom Institut für Biowissenschaften der Universität Rostock koordinieren und organisieren seit neun Jahren das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Schwerpunktprogramm „Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten“ (SPP 1158) mit großem Erfolg. Neben der Projektkoordination umfasst diese Aufgabe auch die regelmäßige Durchführung und Finanzierung von Workshops, um interdisziplinäre Forschung zu stimulieren und neue Konzepte zu erstellen. Deshalb wurden auf einem internationalen, molekularbiologischen Workshop im Jahr 2022 an der Universität Bielefeld mit 40 Teilnehmenden der aktuelle Stand der Technik, Zukunftsperspektiven und Empfehlungen für die Polargebiete diskutiert. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass konzertierte Maßnahmen erforderlich sind, um die Auswirkungen der Erderwärmung auf polare Ökosysteme abzumildern und diese so weit wie möglich zu schützen und somit zu erhalten. Dafür ist ein nachhaltiges Management, wie die Einrichtung von Naturschutzgebieten, notwendig, um die Geheimnisse der biologischen Vielfalt der Polargebiete und deren unbekannte Gene und Stoffwechselprodukte zum Nutzen für die Gesellschaft zu lüften. Der Einsatz moderner molekularbiologischer Methoden und Konzepte wurde als besonders wichtig für die Erreichung dieser Ziele in den Polargebieten erachtet.

Die Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Antarktisforschung mit vergleichenden Untersuchungen in arktischen Eisgebieten“ gefördert.

Originalveröffentlichung:
M.S. Clark, J.I. Hoffman, L.S. Peck, ….K. Glaser, S. Heesch,….. U. Karsten, ……T. Mock (2023) Multi-omics for studying and understanding polar life
Nature Communications 14, Article number: 7451; https://doi.org/10.1038/s41467-023-43209-y
 

Kontakt:
Prof. Dr. Ulf Karsten
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Professur für Angewandte Ökologie und Phykologie  
Tel.: +49 381 498-6090 
ulf.karstenuni-rostockde

 


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