Hitzeliebende Superhelden in der Abfallgasverwertung

Junior-Professor Mirko Basen isoliert im Labor hitzeliebende Mikroorganismen (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Sein damaliger Professor Mike Adams war weltweit einer der ersten Forscher, der Enzyme aus hitzeliebenden Mikroorganismen isoliert und beschrieben hat. Den 41-jährigen Mirko Basen, Vater von zwei Kindern, hat dieses Thema seitdem nicht losgelassen. Aktuell leitet er das Verbundprojekt „ThermoSynCon“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung als eines von 13 Verbundprojekten zur Entwicklung neuartiger „Mikrobieller Biofabriken“ mit über 1,6 Millionen Euro fördert. Beteiligt daran sind neben Rostock die Universitäten Tübingen, Göttingen und Frankfurt am Main.

Die Forscher wollen völlig neuen Mikroorganismen auf die Schliche kommen und herausfinden, wie Synthesegas in Biobrennstoffe oder Chemikalien umgewandelt werden kann, die für die Industrie von großem Interesse sind. Da ist viel Forschergeist und auch langer Atem gefragt. An den vier Universitäten ist zu diesem Thema viel gebündelte Kompetenz zu finden.

Von Essigsäure-bildenden (acetogenen) Mikroorganismen ist bekannt, dass sie Synthesegas biologisch abbauen können. Professor Volker Müller von der Goethe-Universität Frankfurt am Main ist weltweit einer der Experten auf diesem Gebiet der Mikrobiologie. Mirko Basen hat bei ihm vier Jahre lang gelernt und seine Faszination für diese ursprünglichen, acetogenen Bakterien entdeckt. Im Forschungsteam sind ebenfalls Professor Rolf Daniel (Göttingen), der sich seit langem für das genetische Potenzial dieser Bakterien begeistert, sowie Professor Lars Angenent (Tübingen), ein Experte auf dem Gebiet der Bioprozessführung von Synthesegasfermentationen.

Lisa Engelhardt, Doktorandin bei Professor Basen, ist gegenwärtig rund um Rostock unterwegs und sammelt in Kaffeeröstereien, Kompostierwerken, Pferdeställen und in der freien Natur sowohl pflanzliche als auch tierische Abfälle. „Alle enthalten Mikroorganismen“, erklärt Mirko Basen. „Wir wollen herausfinden, ob da auch hitzeliebende, acetogene Mikroorganismen drin sind“. Falls ja, werden diese isoliert und auf ihre Fähigkeit untersucht, ob sie Synthesegas umwandeln können. So werden im Projekt neben wenigen schon bekannten hitzeliebenden acetogenen Mikroorganismen ebenfalls völlig neuartige Mikroorganismen beschrieben und weiterentwickelt.  

Das Stichwort lautet: Mikrobielle Biofabriken, gemeint ist in diesem Fall die Entwicklung hitzeliebender Mikroorganismen für den Einsatz als Biokatalysatoren bei der Umwandlung von Synthesegas zu Biobrennstoffen und Chemikalien. Professor Basen erklärt es so: Synthesegas (Syngas) besteht hauptsächlich aus Wasserstoff, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid. Diese Gasmischung entstehe bei der unvollständigen Verbrennung von Biomasse, falle aber ebenso als industrielles Abfallgas an, beispielsweise in der Stahlverhüttung. Dieses so genannte Syngas könne als Ausgangsstoff für die biotechnologische Produktion vieler Brennstoffe und Chemikalien verwendet werden. Ziel des Projektes sei die Entwicklung hitzeliebender Biokatalysatoren für die Umwandlung von Syngas zu industriell gefragten Produkten, wie Ameisensäure, Ethanol oder Butanol. Dazu wollen die vier Universitäten eine Antwort liefern. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Mirko Basen
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel.: +49 381 498-6162
Mirko.Basenuni-rostockde
 

 


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