KI soll für Unternehmen in Zukunft kein Fremdwort mehr sein

Leon Griesch und Andreas Diettrich (v.l.) sind überzeugt, dass die Analyse von Daten und Zusammenhängen ein wichtiger Teil der KI-Einführung ist (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).
Leon Griesch und Andreas Diettrich (v.l.) sind überzeugt, dass die Analyse von Daten und Zusammenhängen ein wichtiger Teil der KI-Einführung ist (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

„Die demografischen Entwicklungen und der digitale Wandel verändern die Arbeitswelt und den Arbeitsmarkt nachhaltig. Nachhaltiges Wirtschaften, Arbeiten in digitalen Teams, mit neuen Technologien wie KI oder mit individueller Work-Life-Balance erfordern eine neue Art der Arbeitsorganisation und erweiterte Kompetenzen der Beschäftigten“, sagt Professor Andreas Diettrich, der den Lehrstuhl für Wirtschafts-und Gründungspädagogik an der Universität Rostock leitet. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Rostock, dem Lehrstuhl für Gesundheit und Prävention der Universität Greifswald sowie fünf Partnern aus der Wirtschaft arbeitet er im „Regionalen Zukunftszentrum M-V“. Das Zukunftszentrum ist ein seit gut zwei Jahren vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördertes Projekt, für das insgesamt über vier Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ziel ist die Unterstützung von Unternehmen im wirtschaftlichen Strukturwandel und in der gesellschaftlichen Transformation. seit „Ein aktuelles Beispiel für den Strukturwandel in MV sind die Werften“, betont Diettrich. Für viele Beschäftigte führe die Werftenkrise zu einem Arbeitsplatzwechsel oder zu beruflicher Neuorientierung in kleinen oder mittelgroßen Unternehmen, zumindest aber zu einem erheblichen Weiterbildungsbedarf.

Im „Zukunftszentrum MV“ entwickeln beide Universitäten zusammen mit ihren Wirtschaftspartnern innovative Beratungs- und Weiterbildungsangebote insbesondere für kleine und mittelgroße Unternehmen. Der Schwerpunkt des Zentrums liege auf der Befähigung von Unternehmen und deren Beschäftigten, den digitalen Wandel – auch im Hinblick auf Künstliche Intelligenz – zu gestalten. „Wir beraten und vernetzen sowohl kleine als auch mittelständische Unternehmen und entwickeln sowie erproben innovative Konzepte zur Weiterbildung im Betrieb“, so Professor Diettrich.

Inzwischen seien lernende Systeme und Künstliche Intelligenz im beruflichen Alltag – mal mehr, mal weniger bewusst – angekommen, würden allerdings auch Ängste verursachen, weiß Andreas Diettrich. „Oft denken die Leute, Künstliche Intelligenz ist etwas Übermenschliches“, sagt auch Leon Griesch. Der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Universität Rostock hat schon so manche Teilnehmende in Seminaren beruhigen können. „KI ist immer dann sinnvoll, wenn Arbeitsprozesse ständig nach einem gleichen Muster ablaufen und Unternehmen genügend Daten vorliegen haben, um die Arbeitsabläufe zeitsparender zu gestalten“, sagt Griesch. In so manchem Unternehmen würde sogar noch mit Zettel und Stift gearbeitet. Hier sei Künstliche Intelligenz oft noch ein Fremdwort. Dabei könne KI vielseitig eingesetzt werden, z.B. in der Rechnungsverwaltung, Qualitätskontrolle oder bei der Unterstützung von einfachen Kundenanfragen.

Die HygCen Germany GmbH beispielsweise ist ein akkreditiertes Prüflabor mit Sitz in Schwerin. Zu ihren Kernleistungen gehören vor allem Prüfungen von Medizinprodukten in Fragen der Hygiene und der medizinischen Produktsicherheit gemäß den europäischen und international gültigen Normen. Der Kundenkreis besteht insbesondere aus internationalen Medizinprodukteherstellern im englischsprachigen Raum. Geschäftsführer Dr. Sebastian Werner freut sich über die Unterstützung durch das „Zukunftszentrum MV“ und über mögliche Einsatzgebiete von KI in der Dokumentenanalyse und bei Prozessabläufen. Die Zusammenarbeit mit dem Zentrum biete „die Möglichkeit des unvoreingenommenen Blickes von außen auf unsere praktischen Abläufe. Wir sind, wie viele andere Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels, darauf angewiesen, Prozesse im Hause weiter zu digitalisieren und zu automatisieren, um Personal insbesondere bei Routineaufgaben zu schonen“.

Ein Aspekt bei der KI sei die strukturierte und intelligente Prüfung der firmeneigenen Prozesse, um eine weitere Verbesserung zu erreichen. Hier könne die KI eine Unterstützung für einzelne Prozesse oder Prozessteile bieten, sagt Firmenchef Werner.

Die Digitalisierung verändere Berufe – ein Beruf würde heute durch ganz andere Tätigkeiten als noch vor zehn Jahren beschrieben – und damit veränderten sich auch verknüpfte Kompetenz- und Qualifikationsprofile, erklärt Professor Diettrich. Wichtig sei ihm dabei, dass z.B. Einführungs- und Anwendungsprozesse von digitalen Technologien und KI-basierten Systemen gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet würden. Text: Wolfgang Thiel

Hintergrund: Das Projekt „Regionales Zukunftszentrum Mecklenburg-Vorpommern (ZMV)“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren – Unterstützung von KMU, Beschäftigten und Selbstständigen bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Gestaltungsansätze zur Bewältigung der digitalen Transformation“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Mehr unter www.zukunftszentrum-mv.de

Kontakt:
Leon Griesch
Universität Rostock
Fakultät für Informatik und Elektrotechnik
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik
Projektleiter KI-Modul im Projekt „Regionales Zukunftszentrum M-V"
Tel.: +49 381 498-7413
leon.grieschuni-rostockde

Professor Andreas Diettrich
Universität Rostock
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Gründungspädagogik
Tel.: +49 381 498-4560 (Sekretariat: -4561)


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