Mit der Mathe-Olympiade von der Schulzeit bis zur Rente

Professor Konrad Engel ist Vorsitzender des Aufgabenausschusses für die Mathematik-Olympiade in Deutschland. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).
Professor Konrad Engel ist Vorsitzender des Aufgabenausschusses für die Mathematik-Olympiade in Deutschland. (Foto: Universität Rostock/Julia Tetzke).

Einer der Väter der Mathematik-Olympiade war der Rostocker Professor Wolfgang Engel, der Vater von Konrad Engel, der das Werk fortsetzt. „Ich wusste schon in der 1. Klasse, dass ich mal was mit Mathe zu tun haben wollte“, blickt der fast 65-jährige Konrad Engel zurück. Er, der als Schüler an Mathe-Arbeitsgemeinschaften auf Kreis-, Bezirks-sowie Landesebene teilnahm und vordere Preise bei der Mathe-Olympiade gewann, ist Vorsitzender des Aufgabenausschusses für die Mathematik-Olympiade in Deutschland, an der sich jährlich in vier Runden bis zu 200.000 Schülerinnen und Schüler ab Klasse 3 beteiligen. Und schon jetzt brütet er über neuen Aufgaben für die nächsten Runden. Etwa 150 Aufgaben einschließlich der Lösungen müssen die Mitglieder des Ausschusses jedes Jahr produzieren.

Konrad Engel hat in Rostock Mathematik studiert, hier promoviert, sich habilitiert, war dann zwei Jahre als Dozent in Algier tätig und wurde wie sein Vater in Rostock zum Professor berufen. Er ist  froh, dass die in der ehemaligen DDR gegründete Mathe-Olympiade über die Wende hinaus bundesdeutsch etabliert ist. „Zu den Enthusiasten der Nachwendezeit gehören insbesondere auch die Rostocker Professoren Hans-Dietrich Gronau und Roger Labahn sowie die Rostocker Lehrer Klaus Krüger, Helmut Schwarz und Viola Mendler“, unterstreicht Professor Engel. Er lehrt Diskrete Mathematik und Optimierung, wo vor allem Strukturen und Bewertungen endlicher Mengen untersucht werden. Optimale Strukturen werden zum Beispiel bei der sicheren und fehlerfreien Datenübertragung gebraucht.

Konrad Engel hat sich unter anderem mit der mathematischen Optimierung in der Strahlentherapie beschäftigt, wo es darum geht, Tumore mit der richtigen Dosis homogen zu bestrahlen, Risikoorgane aber bestmöglich zu schützen. „Mathe ist sowohl ein Grundlagenfach als auch angewandte Wissenschaft“, sagt der Vater zweier erwachsener Kinder und Opa von zwei Enkeln.

Wer Mathematik oder ein Fach mit hohem Mathematik-Anteil studiert, hat beste Job-Aussichten. Trotzdem brechen noch zu viele Studierende das Studium ab. „Wer es aber einmal geschafft hat, ist wirklich gut“, unterstreicht Konrad Engel. „Das strukturierte Denken des Mathematikers wird von Unternehmen geschätzt. Mathematisch arbeiten, das bedeutet, mathematische Modelle und Algorithmen für Probleme der realen Welt zu entwickeln und wahre Aussagen unwiderruflich zu beweisen.“ Die Mathe-Olympiade ermöglicht Schülerinnen und Schülern die frühzeitige Erkenntnis, dass Beweise ein zentraler Punkt der Mathematik sind. „Das Finden eines Beweises kann Glücksgefühle erzeugen“, sagt Konrad Engel und betont: „Das wollen wir den Teilnehmern vermitteln“. Leider würden in der Schule zu schnell Formeln in den Computer getippt, ohne zu verstehen, worum es in diesen Formeln gehe. Ohne Verständnis der mathematischen Sachverhalte ließen sich keine guten Leistungen in dem Fach erzielen und schon gar nicht neue Erkenntnisse gewinnen. Und Konrad Engel benennt ohne Umschweife ein weiteres Problem. In der Öffentlichkeit würde zu oft damit kokettiert, in Mathe immer schlecht gewesen und doch etwas geworden zu sein. Glücklicherweise habe sich dies etwas geändert und es ist heute ein Aushängeschild, gute mathematische Fähigkeiten zu besitzen. „Die von den Naturwissenschaften und der Technik geprägte Welt ist ohne Mathematik undenkbar. Und das muss sich in einer wieder stärker mathematisch-naturwissenschaftlich orientierten Schulbildung widerspiegeln“, sagt Professor Engel. Man solle es ruhig glauben: „Mathe kann richtig Spaß machen, auch wenn – oder gerade weil – Mathe schwer ist. Es ist wie im Sport. Solides Training und Ausdauer liefern Erfolgserlebnisse, Befriedigung und Lebensfreude“. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Prof. Dr. Konrad Engel
Universität Rostock
Institut für Mathematik
Tel.: 49 381 498-6630
www.mathematik.uni-rostock.de


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