Rostocker Biologen erforschen Stabilität der Küstenschutz-Dünen

Dr. Karin Glaser misst die Intensität des Lichtes in den Dünen von Warnemünde.
Dr. Karin Glaser misst die Intensität des Lichtes in den Dünen von Warnemünde.
Die gesammelten Biokrusten werden fotodokumentiert, bevor sie im Labor auf ihre Zusammensetzung untersucht werden.
Die gesammelten Biokrusten werden fotodokumentiert, bevor sie im Labor auf ihre Zusammensetzung untersucht werden.
Biokrusten stabilisieren die Sandoberfläche in den Dünen, wie Dr. Karin Glaser hier eindrucksvoll zeigt.
Biokrusten stabilisieren die Sandoberfläche in den Dünen, wie Dr. Karin Glaser hier eindrucksvoll zeigt.
Im Vordergrund erkennt man die Biokrusten an der Abbruchkante, die eine weitere Abtragung der Sanddüne verhindern, im Hintergrund hält Dr. Karin Glaser nach weiteren Biokrusten Ausschau (Strandaufgang Warnemünde). (Fotos (4): Universität Rostock/Julia Tetzke).
Im Vordergrund erkennt man die Biokrusten an der Abbruchkante, die eine weitere Abtragung der Sanddüne verhindern, im Hintergrund hält Dr. Karin Glaser nach weiteren Biokrusten Ausschau (Strandaufgang Warnemünde). (Fotos (4): Universität Rostock/Julia Tetzke).

In dem neuen Projekt geht die Rostocker Biologin erstmalig und systematisch der Frage nach, wie der menschliche Einfluss, also beispielsweise Trampelpfade, sich auf die Stabilität der Küstenschutz-Dünen auswirken. Dafür werden unter anderem an ausgesuchten Dünenstandorten entlang der Ostseeküste Proben genommen, die im Labor untersucht werden. Besonders intensiv wolle sie sich auf die Halbinsel Darß konzentrieren, weil es dort einerseits einen starken Einfluss von Menschen auf die Dünen gibt; andererseits stellt der Nationalpark mit Betretungsverbot und somit ohne jeglichen menschlichen Einfluss eine interessante Kombination dar. „Das ist für Forscher deshalb so spannend, weil es auf geographischer Nähe gravierende Unterschiede gibt“, betont Karin Glaser. 

In Warnemünde sei beispielsweise bei Sturm die Promenade nicht so stark gefährdet. Die Mole bietet einen gewissen Schutz, funktioniert wie ein großer Sandfang. Karin Glaser möchte in konkreten Zahlen herausfinden, wie wichtig die Biokrusten für die Stabilität der Küstendünen sind. Denn: Eine geschlossene Decke höherer Pflanzen kann sich auf Grund von Nährstoff- und Wassermangel nicht ausbilden, mit Ausnahme des angepflanzten Strandhafers. Biokrusten dagegen können durch ihre klebrigen Ausscheidungsprodukte Sandkörner binden, diese dadurch stabilisieren und eine Bodenbildung initiieren. Noch aber sind ökologische Funktionen der Biokrusten in Dünen unbekannt. Deshalb werden vor Ort mit einem Penetrometer, einem Gerät zur Bestimmung des Eindringwiderstands, die Stabilität der Biokruste bestimmt und Proben genommen. Im Labor werden im Anschluss die Biomasse und die in der Biokruste lebenden Arten bestimmt. „Wir können dann sehen, welche Arten von Mikroalgen vorkommen und welche Rolle sie für die Stabilität spielen“, erläutert Karin Glaser.

Im besten Falle könnte die Forschung dazu diesen, diese besonderen Algen gezielt im Labor zu züchten und auf die Dünen aufzusprühen. So werde die Biokrustenbildung beschleunigt und die Stabilität der Dünen erheblich verbessert. Interessant: Das Aufsprühen von Algen auf Wanderdünen wird bereits in China erfolgreich praktiziert. Dadurch wird in dem fernen Land die Wüstenbildung aufgehalten.    

Für Karin Glaser ist dieses Projekt, das von der Rudolf- und Helene-Glaser-Stiftung finanziert wird, eine, wie sie sagt, „Herzensangelegenheit“. „Familiäre Bande ausgeschlossen“, lächelt die Forscherin mit dem gleichen Nachnamen. „Für mich sind die Dünen und ihr Geruch von frischer Luft und einem Hauch von Salz Kindheitserinnerungen, wenn ich mit meinen Eltern oder Großeltern auf Usedom Urlaub gemacht habe“, erzählt die 36-jährige gebürtige Leipzigern. Sie hat in ihrer Heimatstadt Biologie studiert und dort promoviert. Seit 2014 ist ihre wissenschaftliche Heimat die Universität Rostock. Hier sei sie den Mikroalgen, also Kleinstlebewesen, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind und auf fast allen Oberflächen wie Verkehrsschildern, Fassaden oder Rinden zu finden sind, nähergekommen.

„Wenn auch die Dünen an Nord- und Ostsee im weltweiten Vergleich im relativ guten Zustand sind, so sind sie doch durch den ansteigenden Meeresspiegel gefährdet“, unterstreicht die Biologin. „Das ist Anlass genug, die Stabilität der Dünen zu verbessern.“ Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Dr. Karin Glaser
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften 
Tel: +49 381 498-6093
karin.glaser@uni-rostock.de

 


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