Rostocker forscht am „offenen Herzen“ der Energiewende

Dr. Moritz Hübel demonstriert am Computer das virtuelle Modell eines Kraftwerks. (Foto: Universität Rostock/ Julia Tetzke)
Dr. Moritz Hübel, hier vor der Uni-Kirche, hält auf der Akademischen Festveranstaltung zur Übergabe der Promotions-Urkunden die Festrede. (Foto: Universität Rostock/Anja Klatt).
Uni-Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck: Die Übergabe der Promotions- und Habilitationsurkunden ist ein besonders feierlicher Akt (Foto: Uni Rostock)

Mancherorts wird die allgemeine Digitalisierung des Lebens beklagt. Dabei kann sie aber gerade für die Forschung wertvoll sein. Beispielsweise  für Moritz Hübel. Der 31-jährige Diplom Ingenieur für Maschinenbau vom Lehrstuhl  für Technische Thermodynamik der Universität Rostock hat am Computer virtuelle Modelle verschiedener Kraftwerke entwickelt. Auch das Rostocker Steinkohlekraftwerk  hat er so digital nachgebaut. Gesamtkraftwerke im Computer nachempfinden, da sind die Rostocker Forscher Vorreiter in der Welt. 

„Wir operieren bei der Energiewende am offenen Herzen“, beschreibt der Vater dreier Kinder und leidenschaftlicher Surfer seine wissenschaftliche Arbeit. Mit Hilfe der Abbildung des thermodynamischen Kreisprozesses und der Leittechnik des Kraftwerkblocks in einem Computersimulationsmodell gelinge es, Konzepte zur Anpassung des Kraftwerks an zukünftige Anforderungen zu entwickeln und verschiedene Szenarien durchzurechnen.  Im Klartext: Mithilfe solcher virtueller Simulationsmodelle lässt sich ein erhebliches Potenzial aus den Kraftwerken herauskitzeln und risikofrei am Rechner testen. Somit lassen sich kurzfristig erneuerbare Energien in größerem Umfang zuverlässig in das Energiesystem integrieren. Solche Lösungen sind somit für alle Nationen relevant, die Ihr Energiesystem nachhaltiger gestalten möchten.

Deshalb stoßen Hübels Forschungen  weltweit auf Beachtung: Erst vor wenigen Tagen kam er von einer internationalen Konferenz aus der US-Metropole Charlotte im Bundesstaat North Carolina zurück.  Dort stellte der gebürtige Rostocker, der auch in der Heimatstadt studierte, seine  Forschungsergebnisse zur Modernisierung der Kraftwerke vor. Seine ingenieurtechnischen Leistungen auf höchstem Niveau  sorgten für genauso großes Interesse wie seine Herkunft.
Von der Stadt Rostock und der dortigen Uni hatten die meisten der etwa 4000 Konferenzteilnehmer aus aller Welt allerdings noch nicht viel gehört. „Ich habe gesagt, Rostock liegt an der Ostseeküste, zwei Stunden entfernt von Berlin“, lächelt Hübel.

Bereits während seiner Promotion ist Hübel, der auch gern Fußball und Basketball spielt, auf einer Energiekonferenz in San Diego für seinen Konferenzbeitrag zur Energiespeicherung ausgezeichnet worden. Auch die TU Dresden honorierte seine diesbezüglichen Lösungsansätze mit einem Preis.

Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck freut es, dass die interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor Egon Hassel (Lehrstuhl Technische Thermodynamik) und Professor Harald Weber (Lehrstuhl Elektrische Energieversorgung) so erfolgreich auf dem Gebiet der Energietechnik wirkt. Dass Moritz Hübel mit seinen innovativen Berechnungs- und Bewertungswerkzeugen in der Welt für Aufmerksamkeit sorge, schmücke das Ansehen der Uni Rostock, unterstreicht der Rektor.
Am Freitag (07.07.) erhält Moritz Hübel auf einer Akademischen Festveranstaltung in der Uni-Kirche seine Doktor-Urkunde. Er ist auch Festredner der Veranstaltung, wird über seine Forschung zum Wandel der Energietechnik einen Vortrag halten. „Ich bin sehr gespannt darauf“, sagt der Rektor. 

Insgesamt erhalten 206 junge Wissenschaftler ihre Promotions-Urkunden, die ihre Doktorarbeit in den letzten neun Monaten erfolgreich verteidigt haben. Im gleichen Zeitraum wurden zwölf Forscher der Uni Rostock habilitiert.  Text: WOLFGANG THIEL

Drei neue Doktoren werden mit Preis geehrt

In der akademischen Festveranstaltung der Fakultäten der Universität Rostock und der Gesellschaft der Förderer der Universität Rostock (GFUR) werden in der Universitätskirche drei mit je 2.000 Euro dotierte Joachim-Jungius-Förderpreise der Universität Rostock an junge Wissenschaftler vergeben. Die Gesellschaft der Förderer der Universität Rostock e.V. (GFUR) zeichnet  jährlich bis zu drei herausragende Dissertationen junger Wissenschaftler mit einem Joachim-Jungius-Förderpreis der Universität Rostock aus. Den erhalten in diesem Jahr:

Dr. Martin Koschkar von der Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Er  entwickelte unter anderem in seiner Doktorarbeit beeindruckende theoretische Ansätze zum Regieren in Mehrebenensystemen.

Dr. Jonas Bresien von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Der junge Forscher  hat unter anderem eine Substanz entwickelt, die für eine Vielzahl von weiteren Reaktionen und eine interessante und vielfältige Folgechemie nutzbar ist.

Dr. Moritz Hübel von der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik. Der 31-Jährige wird geehrt für seine weltweit beachteten Leistungen zur besseren Nutzung von Wind- und Solarenergie.    
In Rostock gründete Joachim Jungius 1622 die erste naturwissenschaftliche Gesellschaft nördlich der Alpen. Er beschäftigte sich mit der Atomistik und trug zur Begründung der Chemie als Naturwissenschaft bei. Sein wohl wichtigstes Werk beschäftigt sich mit der Erneuerung der Logik.

Kontakt
Universität Rostock
Dr.-Ing. Moritz Hübel
Lehrstuhl für Technische Thermodynamik
Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik
+49(0)381 405 9661
moritz.huebeluni-rostockde
www.ltt.uni-rostock.de

 


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