Sandmännchen, Turnen, Politik: Ein neuer Band der Rostocker Uwe Johnson-Ausgabe ist erschienen

Buchumschlag

"Der 5. Kanal" enthält 99 Rezensionen zum DDR-Fernsehen, die Uwe Johnson in zweiten Halbjahr 1964 für den West-Berliner "Tagesspiegel" verfasst hat. Im Gegenzug druckte der "Tagesspiegel" das Fernsehprogramm der DDR ab, das in der westlichen Presse bis dahin weitgehend ignoriert wurde. Johnson brachte mit seiner Rezensionstätigkeit somit ein marginalisiertes Thema ins öffentliche Bewusstsein: das DDR-Fernsehen. Die Kritiken zielen auf verschiedenste Sendungen, Formate und Filme. Das Spektrum reicht von der Magazin-Sendung "Prisma", die mit konkreten Lösungsansätzen von Schwierigkeiten des DDR-Alltags berichtete, über den berühmten wie politisch gefärbten "Schwarzen Kanal" von Karl-Eduard von Schnitzler bis hin zur Gymnastiksendung "Medizin nach Noten" und zum allabendlichen "Sandmännchen". Vor dem Hintergrund der Fernsehkonkurrenz von DDR und BRD liefern die Kritiken einen spannenden Einblick in die Zeitgeschichte. Johnson erweist sich dabei einmal mehr als genauer Beobachter und als scharfzüngiger Kritiker.

Die historisch-kritische Ausgabe legt in einem reichhaltigen Stellenkommentar nun offen, auf welche Sendungen und Filme des DDR-Fernsehens sich Johnson bezieht, was diese ausmachte und in welchen historischen Kontexten sie standen. Darüber hinaus werden Einblicke in Johnsons Arbeit an seinen Fernsehrezensionen ermöglicht, die den Schriftsteller das erste und einzige Mal in einer Situation zeigen, in der er regelmäßig über einen längeren Zeitraum für eine Tageszeitung schreibt.

Die Uwe Johnson-Werkausgabe ist als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock angesiedelt. Die Bände erschei­nen sowohl in Buchform als auch digital. Das Projekt mit einer Laufzeit von insgesamt 24 Jahren wird seit 2014 gemeinsam von der BBAW und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Die dazugehörige Arbeitsstelle ist an der Uwe Johnson-Professur bei Prof. Dr. Holger Helbig angesiedelt. Die materiale Basis der Edition ist das Uwe Johnson-Archiv, das sich als Depositum der Johannes und Annitta Fries Stiftung an der Universität Rostock befindet und von einer Forschungsstelle betreut wird. Gemeinsam mit der Uwe Johnson-Gesellschaft bilden diese Institutionen das Zentrum der Johnson-Forschung weltweit.

Kontakt:
Arbeitsstelle Uwe Johnson-Werkausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock
johnson-werkausgabeuni-rostockde

Prof. Dr. Holger Helbig
Gertrudenstr. 11, Torhaus
18057 Rostock
holger.helbiguni-rostockde


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