Vespucci-Reisebericht „Novus Mundus“ auf dem Schulschiff „Amerigo Vespucci“

Zur Hanse Sail 2019 legte das Schulschiff „Amerigo Vespucci“ zum ersten Mal in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock an. Während dieses Besuchs hat der Rektor der Universität Rostock, Professor Wolfgang Schareck, am 11. August 2019 ein Faksimile des jüngst durch die Universität erworbenen Reiseberichtes „Novus Mundus“ von Amerigo Vespucci an Kapitän Stefano Costantino übergeben.

Benannt wurde das Schiff nach dem berühmten florentinischen Kaufmann Amerigo Vespucci (um 1451-1512), der dem von Kolumbus entdeckten Kontinent seinen Namen gab. Es war Vespucci, der die Europäer über „Amerika“, seine Landschaft, die Einheimischen und ihre Gewohnheiten unterrichtete. Sein Bericht „Novus Mundus“ über seine transatlantische Fahrt nach Südamerika in den Jahren 1501/1502 wurde erstmals 1502/3 in Florenz gedruckt und verbreitete sich in der ganzen Alten Welt. Der Universitätsbibliothek Rostock war es vor kurzem gelungen, die erste Folioausgabe des „Novus Mundus“ zu erwerben. Der Ankauf wurde möglich durch Fördermittel der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Johannes und Annitta Fries-Stiftung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, gemeinsam mit der OSPA-Stiftung sowie Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern unterstützte die Universität bei der Einwerbung der Fördermittel.

Bei dem Exemplar der Universitätsbibliothek Rostock handelt es sich um einen der seltensten und kulturhistorisch bedeutendsten Drucke, die in den ersten Jahrzehnten des Buchdrucks im Umfeld der Rostocker Universität entstanden sind: Der Rostocker Druck aus dem Jahr 1505 ist die einzige Ausgabe im Folioformat, während alle anderen Editionen im kleineren Format Oktav oder Quart gedruckt sind. Die Größe der Abbildungen, vor allem der nur im Rostocker Druck enthaltenen handkolorierten Weltkarte nach dem antiken Geographen Claudius Ptolemäus, bedingte die Wahl dieses Formates. Von diesem sehr seltenen Druck sind nur weitere zwei Exemplare bekannt. Die anderen beiden werden in der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main und in der British Library in London aufbewahrt.

„Im Jahr 1505 war die mecklenburgische Stadt Rostock am Puls der Zeit und nicht wie später oftmals behauptet 50 Jahre hinterher. Auf diese Weise wurde die informierte Öffentlichkeit nahezu umgehend über den mit der Entdeckung des vierten Kontinents eingeleiteten Paradigmenwechsel informiert“, stellt Rektor Professor Wolfgang Schareck heraus. „Wir danken der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie der Johannes und Annitta Fries-Stiftung für ihre Unterstützungen. Mit der Entscheidung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der OSPA-Stiftung ebenfalls dieses Projekt zu fördern ist der Erwerb dieses bedeutenden Dokuments für unsere Universität nahezu ausschließlich aus Stiftungsmitteln möglich gewesen,“ hebt Professor Schareck hervor.

„Wir freuen uns sehr, dass es durch die gemeinsamen Anstrengungen und die Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der OSPA-Stiftung gelungen ist, die erste Folioausgabe des „Novus Mundus“ dauerhaft für die Universitätsbibliothek Rostock zu sichern. Ich bin überzeugt, dass dies auch zu neuer Aufmerksamkeit und Wahrnehmung führen wird“, ergänzt Alexander Salomon von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Karsten Pannwitt, Mitglied des Vorstandes der OSPA: „Rostock präsentiert sich gerade zur Hanse Sail als weltoffene Stadt. Schön ist es, besonders im Rahmen dieser Veranstaltung, die Gastfreundschaft Rostocks unterstreichen zu können. Nach jahrzehntelangen Bemühungen ist es gelungen, das nach dem Entdecker von Amerika benannte Segelschulschiff der italienischen Marine nach Rostock zu bekommen. Zeitgleich unterstützte die OSPA-Stiftung die Anschaffung eines Exemplares der "Epistola Albericij. De novo mundo". Ein eindrucksvoller Reisebericht des Kaufmanns, Seefahrers, Navigators und Entdeckers Amerigo Vespucci. Einer der ersten Drucke von Hermann Barckhusen in Rostock ist eine bedeutende Bereicherung der Universitätsbibliothek Rostock im Jahr des 600. Geburtstages der ältesten Universität im Ostseeraum, unterstützt Forschung und Lehre und zeigt unsere Verbundenheit mit der Region."

Der für eine Summe von rund 200.000 Euro aus Privatbesitz erworbene Rostocker Druck zeichnet sich durch zahlreiche zeitgenössische Randnotizen aus und stand der Forschung bisher nicht zur Verfügung. Über die Geschichte des Exemplars ist noch wenig bekannt. Eine wichtige Spur führt jedoch nach Warschau: Im 18. Jahrhundert gehörte das Werk zur Bibliotheca Zaluski, in deren Tradition die heutige Nationalbibliothek Polens steht. Aus diesem Grund erfolgte der Ankauf durch die Universitätsbibliothek Rostock in enger Abstimmung mit der Biblioteka Narodowa. In digitaler Form ist das Werk sowohl in der polnischen digitalen Bibliothek Polona als auch in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern und unter dem Zitierlink purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1666749583 auf dem Rostocker Dokumentenserver (RosDok) recherchierbar.

Im Rahmen eines Empfangs auf der oft als „schönsten Schiff der Welt" bezeichneten „Amerigo Vespucci“ wird dem Kapitän Stefano Costantino anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Universität Rostock durch Rektor Professor Wolfgang Schareck ein Faksimile dieses prachtvollen Exemplars überreicht werden. Die „Amerigo Vespucci“ und ihr Schwesternschiff Cristoforo Colombo wurden vom Marineingenieur Major Francesco Rotundi, Direktor der Werften von Castellammare di Stabia bei Neapel in Italien, entworfen. Seinen Stapellauf hatte das Schiff am 22. Februar 1931 in den Marinewerften von Castellammare di Stabia und dient seitdem als Ausbildungsstätte für die Kadetten der Marineakademie Livorno. Seit September 2007 ist das Ausbildungsschiff UNICEF-Botschafter.

Der erworbene Druck „Novus Mundus“ ist in der aktuellen Jubiläumsausstellung „Menschen – Wissen – Lebenswege. 600 Jahre Universität Rostock“ der Universität im Kulturhistorischen Museum Rostock zu sehen.

Kontakt:
Dr. Kristin Nölting
Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock
Tel.:  +49 381 498-1012
kristin.noeltinguni-rostockde
 


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