Wissenschaftler der Universität Rostock entdeckt 148 Vogelarten in Rostock an einem Tag

Nach dem Birdrace gönnen sich Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk eine Pause nachmittags im Garten – und freuen sich über einen glücklichen Zufall – Art Nummer 141, eine Schwanzmeise.
Nach dem Birdrace gönnen sich Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk eine Pause nachmittags im Garten – und freuen sich über einen glücklichen Zufall – Art Nummer 141, eine Schwanzmeise. (Foto: privat)
Beim Birdrace muss man früh aufstehen. Morgens um 5 Uhr haben Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk bereits zwei Stunden Beobachtungen hinter sich und Waldohreule und Waldkauz auf der Liste. Jetzt geht es mit dem Fahrrad ins Hüttelmoor und in die Rostocker Heide – hier wird gerade dem Ruf der seltenen Rohrdommel gelauscht. (Foto: privat).
Beim Birdrace muss man früh aufstehen. Morgens um 5 Uhr haben Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk bereits zwei Stunden Beobachtungen hinter sich und Waldohreule und Waldkauz auf der Liste. Jetzt geht es mit dem Fahrrad ins Hüttelmoor und in die Rostocker Heide – hier wird gerade dem Ruf der seltenen Rohrdommel gelauscht. (Foto: privat).

Woher nimmt der 41-jährige seine Zuversicht? Der Rostocker Naturliebhaber und sein siebenjähriger Sohn Luuk haben am diesjährigen Birdrace teilgenommen. Deutschlandweit versuchen Teilnehmer innerhalb eines Tages so viele Vogelarten wie möglich zu sehen oder zu hören. Vorab wird vereinbart innerhalb welcher Grenzen beobachtet wird. Gezählt werden darf jede gesehene oder gehörte Vogelart, sofern sie sicher bestimmt wurde.

„Der Spaßwettbewerb hat gezeigt, wie artenreich beispielsweise Rostocks Vogelwelt ist“, sagt Basen, der sich in seiner Forschung mit hitzeliebenden Mikroorganismen beschäftigt. Der Liebhaber der so vielfältigen Vogelwelt hat an nur einem Tag im Stadtgebiet der Hanse- und Universitätsstadt Rostock 148 Vogelarten entdeckt, davon 79 Singvogelarten. „Beim diesjährigen Birdrace mit die meisten Singvogelarten in einem einzigen Landkreis in ganz Deutschland“, sagt er stolz. Allein in der Rostocker Heide und dem angrenzenden Hüttelmoor finde man fast alle Waldvogelarten Mitteleuropas, sagt Basen. Von Schwarz- und Mittelspecht über die häufige Kohlmeise bis hin zu solch seltenen Brutvögeln wie dem Zwergschnäpper sei alles zu finden. Das ganze Areal sei sehr strukturreich, habe offene Bereiche zum Hüttelmoor. Und hier stehe noch die so selten gewordene Zwergstrauchheide. Nadelwald gehe über in Erlenbruch und Buchenwald, viele alte Eichen seien hier zu finden. Ein idealer Lebensraum für viele Vogelarten. Das hier liegende Totholz lieben die Spechte. Und nicht weit, in der Peezer Niederung, einem Wiesengebiet, entdeckte Basen klassische Wiesenvögel wie u.a. die Wiesenschafstelze. „Und auch Arten, die in anderen Gegenden Deutschlands längst nicht mehr so oft zu finden sind“, sagt der Forscher. Als Beispiele nennt er Gartenrotschwanz, Grauammer und den Kolkraben. „Wir haben hier sogar eine Turteltaube, den Vogel des Jahres 2020, gesehen“, schwärmt Professor Basen. Seit 1980 sind fast 90 Prozent ihrer Bestände in Deutschland verloren gegangen. Der kleinen Taube fehlten geeignete Lebensräume wie strukturreiche Wald- und Feldränder. Besonders durch die industrielle Landwirtschaft haben sich die Bedingungen für die Turteltaube verschlechtert.

Doch noch eines hat Rostock aufzubieten. „Im Barnstorfer Wald, dem Naherholungsgebiet der Stadt, leben ebenfalls die meisten Waldvogelarten Mitteleuropas“, hat Professor Basen erkundet. In nur zwei Stunden habe er hier etwa 37 Arten gehört, u.a. den farbenprächtigen Pirol.

Der oberste Zoologe der Universität Rostock, Professor Stefan Richter, würdigt das Engagement von Professor Basen, „der uns als Mikrobiologe kompetent und engagiert hilft“. „Artenkenntnis gehört zu einer vernünftigen Biologieausbildung unbedingt dazu. 20 bis 30 Vogelarten sollten Studierende der Biologie – Lehramt und Bachelor – unbedingt kennen, mehr sind natürlich besser“, betont Professor Richter, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine und Spezielle Zoologie. Und am besten lerne man Vögel zusammen mit ihrem Gesang kennen. Dazu bietet der Lehrstuhl jeden Frühling Vogelstimmenexkursionen an. „Um Vogelstimmen wirklich zu lernen, muss man sich aber selbst aufmachen“, sagt Professor Richter. Text: Wolfgang Thiel

 

Bildunterschriften: Nach dem Birdrace gönnen sich Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk eine Pause nachmittags im Garten – und freuen sich über einen glücklichen Zufall – Art Nummer 141, eine Schwanzmeise.

Beim Birdrace muss man früh aufstehen. Morgens um 5 Uhr haben Professor Mirko Basen und sein Sohn Luuk bereits zwei Stunden Beobachtungen hinter sich und Waldohreule und Waldkauz auf der Liste. Jetzt geht es mit dem Fahrrad ins Hüttelmoor und in die Rostocker Heide – hier wird gerade dem Ruf der seltenen Rohrdommel gelauscht. (Fotos (2): privat).

 

Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Mirko Basen
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Tel.: +49 381 498-6162
Mirko.Basenuni-rostockde


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