Zu viel Sommerhitze beeinflusst Vorkommen des Blasentangs in der Ostsee

Abb. 1: Der Blasentang Fucus vesiculosus. (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 1: Der Blasentang Fucus vesiculosus. (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 2: Der Blasentang Fucus vesiculosus. (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 2: Der Blasentang Fucus vesiculosus. (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 3: Benthischer Mesokosmos-Anlage in Kiel (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 3: Benthischer Mesokosmos-Anlage in Kiel (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff)
Abb. 4: Blick in einen der Experimentier-Tanks, wo der Blasentang verschiedenen Wassertemperaturen und Versauerungsraten ausgesetzt wird (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff).
Abb. 4: Blick in einen der Experimentier-Tanks, wo der Blasentang verschiedenen Wassertemperaturen und Versauerungsraten ausgesetzt wird (Foto: Universität Rostock/Angelika Graiff).

Der Blasentang besiedelt große Kiesel oder Felsen entlang der Ostseeküste. Hier schafft er Heimat und Schutz für kleine Krebse, Muscheln, Schnecken, Algen und sogar für Fische. So legt beispielsweise der Hering gern seine Eier in Fucus-Beständen ab. In den flachen Küstenzonen der Ostsee ist der Blasentang den sich schnell verändernden Umweltbedingungen aufgrund der globalen Veränderungen besonders stark ausgesetzt. Mit dem Blasentang in Gemeinschaft lebende Organismen und andere Algenarten sind fein aufeinander abgestimmt. Wird ein Bestandteil dieser marinen Lebensgemeinschaft durch den Klimawandel beeinträchtigt, wirkt sich dies auf das gesamte Ökosystem Ostsee aus, aber auch auf die für uns Menschen wichtigen ökologischen Funktionen der Ostsee, beispielsweise als Sauerstoffproduzent oder Nährstofffilter.

In der im Fachjournal Biology veröffentlichten Studie haben Angelika Graiff und Ulf Karsten von der Universität Rostock nun untersucht, wie unterschiedliche Wassertemperaturen und Versauerungsraten den Blasentang in allen vier Jahreszeiten beeinflussen. Dafür untersuchten sie die Eigenschaften der Braunalge mit Hilfe von benthischen Mesokosmen (Kiel Outdoor Benthocosms) – das sind große Experimentier-Tanks, in denen die Eigenschaften des Meereswassers künstlich verändert werden können –, um herauszufinden, wie sich der Blasentang unter den für ihn bisher ungewohnten Bedingungen – oxidativem Stress unter verschiedenen Szenarien des globalen Wandels – entwickelt. Es zeigte sich, dass Fucus vesiculosus zu jeder Jahreszeit unter Versauerung auch starken künstlich verursachten Sauerstoff-Stress tolerierte, wohingegen Änderungen der Wassertemperatur einen stärkeren negativen Effekt auf die so genannten antioxidativen Eigenschaften des Blasentangs hatte. Diese antioxidativen Eigenschaften schützen die Zellmembranen und die Funktion der Zellen und erhalten damit die physiologische Leistungsfähigkeit der Alge. Erhöhte Temperaturen verändern die Membraneigenschaften der Zellen und führen zu einer deutlich erhöhten Zellmembranschädigung in allen Jahreszeiten, was wiederum Störungen des Stoffwechsels zur Folge haben kann. Insgesamt ergab die Studie, dass länger anhaltende und intensivere sommerliche Hitzewellen in seichten Küstenbereichen mit für den Blasentang tödlichen Temperaturen das dauerhafte Vorkommen dieser Schlüsselart in der Ostsee deutlich beeinflussen können.

Veröffentlichung: Graiff, Angelika & Karsten, Ulf:  Antioxidative Properties of Baltic Sea Keystone Macroalgae (Fucus vesiculosus, Phaeophyceae) under Ocean Warming and Acidification in a Seasonally Varying Environment. Biology 2021, 10(2), 1330, https://doi.org/10.3390/biology10121330



Kontakt:
Dr. Angelika Graiff
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Angewandte Ökologie & Phykologie
Tel.: +49 381 498-6101
E-Mail: angelika.graiffuni-rostockde


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