Armleuchteralgen sind aus mehreren Gründen von besonderem Interesse. Sie stellen eine wichtige Verbindung zwischen Landpflanzen und Grünalgen dar und sind daher entscheidend für das Verständnis des Landgangs der Pflanzen. Darüber hinaus fungieren sie als „Habitatbildner“, indem dichte Bestände Jungfischen und Kleinkrebsen Schutz vor Fraßfeinden bieten. Diese Rückkopplungseffekte in den Nahrungsnetzen tragen wesentlich dazu bei, dass Gewässer, die leicht bis mittelschwer durch Nährstoffeinträge belastet sind, in einem akzeptablen Zustand bleiben. Viele Arten der Armleuchteralgen haben zudem spezielle Ansprüche an ihre Wuchsorte, was sie zu hervorragenden Bioindikatoren für den Gewässerzustand macht.
Mit dem jetzt veröffentlichten Werk haben die Autoren eine wertvolle Referenz zur sicheren Artabgrenzung und -bestimmung aller in Europa vorkommenden Armleuchteralgen geschaffen. Besonders hervorzuheben ist, dass nicht die Meinung eines einzelnen Spezialisten, sondern das Ergebnis einer Zusammenarbeit europäischer Expertinnen und Experten präsentiert wird. Alle kontroversen Ansichten wurden im Vorfeld diskutiert und zu einem konsistenten Konzept der Artabgrenzung zusammengeführt.
Trotz dieser umfassenden Arbeit bleiben einige Fragen offen, die während der Arbeiten an der Publikation sichtbar wurden. Eine dieser Fragen betrifft die Schutzmöglichkeiten für weit verbreitete parthenogenetische Sippen, deren Fortbestand von der Existenz seltener, sich geschlechtlich vermehrender Sippen abhängt. Diese Thematik wird derzeit im EU-geförderten Projekt ProParts bearbeitet, das an der Universität Rostock koordiniert wird.
Die Entstehung dieses Buches geht auf die Gründung der Arbeitsgruppe Characeen an der Universität Rostock im Jahr 2004 zurück. Bereits wenige Jahre später war Rostock Gastgeber eines weltweiten Treffens von Spezialisten für diese Organismengruppe. Die Rostocker Wissenschaftler waren federführend an der Organisation dieses Übersichtswerkes beteiligt. Die Arbeiten wurden nicht durch spezifische Projekte gefördert, sondern sind das Ergebnis der Leidenschaft und des Engagements der Forschenden sowie der umfassenden Forschungsmöglichkeiten an der Universität Rostock. Sie basieren jedoch auf einer Vielzahl von EU-, DFG-, BfN- und BMBF-geförderten Projekten, die am Institut für Biowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und im Rahmen der Aktivitäten des Departments für Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät durchgeführt wurden.
Kontakt:
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biowissenschaften
Lehrstuhl Ökologie
Tel.: +49 381 498-6070
E-Mail: hendrik.schubertuni-rostockde
https://www.oekologie.uni-rostock.de/