Dr. Karin Glaser erhält Professur an der TU Freiberg

Liebe Frau Glaser, schön dass Sie heute den Weg zu uns gefunden haben. Sie sind Biologin und Ihre Forschungsschwerpunkte sind die molekulare Ökologie und die Taxonomie von Mikroalgen. Im Oktober haben Sie eine Professur an der TU Bergakademie Freiberg/ Sachsen übernommen. Zunächst: Unseren herzlichsten Glückwunsch zu diesem großen Erfolg. Was sind dort Ihre neuen Forschungsschwerpunkte?

An der TU Freiberg übernehme ich die Leitung der Arbeitsgruppe „Biologie / Ökologie“. Dort habe ich natürlich nicht mehr vorrangig mit Mikroalgen zu tun, sondern es wird viel um Fragen der Re-Naturierung von Folgen des Bergbaus gehen und wie man umweltgerecht und gemäß den heutigen Ansprüchen neue Gebiete erschließen kann. Die Professur ist somit sehr praktisch orientiert.

Die W2-Professur ist als Tenure-Track angelegt, d.h. man wird nach drei Jahren zwischen- und nach sechs Jahren abschlussevaluiert; und wenn man sich „bewährt“ hat, ist das große Ziel einer Lebenszeitprofessur erreicht.

Haben Sie viele Bewerbungen schreiben müssen, bevor es mit dem Ruf geklappt hat?

Ich habe mich auf einige Stellen im Vorfeld beworben. Ich bin fast immer eingeladen worden, aber geklappt hat es jetzt schließlich in Freiberg, worüber ich mich sehr freue. Die erste Absage ist die Schlimmste. Zukünftigen Mentees möchte ich raten, sich nicht von Absagen entmutigen zu lassen und durchzuhalten.

Frau Glaser, Sie waren im Programm von April 2019 bis Februar 2021. Mit welchem Ziel sind Sie in das Mentoring-Programm gestartet?

Großes Ziel war immer die Professur gewesen. Natürlich habe ich auch über andere, alternative Wege durch das Mentoringprogramm nachgedacht. Wichtig war im Mentoringprogramm für mich auch die Frage, wie ich mich besser qualifizieren kann, um mich erfolgreich auf Professuren zu bewerben.

Von welchem Programm-Baustein – One-to-One-Mentoring, Peer-Mentoring, Seminare/ Netzwerkveranstaltungen, Coaching – haben Sie persönlich am meisten profitiert?

Alle Bausteine haben sehr gut zusammen funktioniert. Ich habe die Seminare sehr gemocht; die haben mich wirklich weitergebracht. Besonders hilfreich waren die Seminare zu den Themen: wie muss ich mich präsentieren und das Seminar zum Bewerbungs- und Berufungstraining. Insbesondere im Peer-Mentoring war der Austausch mit anderen Habilitandinnen zu den Fragen wichtig, wie sich motivieren, wie mit Stress umgehen oder wo findet man Hilfe. Ich erinnere mich an eine Situation, wo ich für eine Bewerbung ein Lehrkonzept schreiben musste. Viele der anderen Mentees haben ganz selbstverständlich ihre Erfahrungen im Schreiben von Lehrkonzepten mit mir geteilt und mir auch ihre Lehrkonzepte gezeigt.

Was war Ihr Highlight in der Mentoring-Beziehung? Was war besonders unterstützend?

Besonders positiv habe ich unser Erstgespräch in Erinnerung. Meine Mentorin berichte mir davon, wie sie es geschafft hat, sich durchzuboxen und was man beim Schreiben von DFG-Anträgen beachten muss.

Welche Stärken haben Sie durch die Teilnahme am Mentoring-Programm gewonnen?

Auf jeden Fall mehr Selbstsicherheit, sich selbst besser zu präsentieren und ein selbstsicheres Auftreten.
Im Mentoringprogramm haben wir, insbesondere im Peer-Mentoring, und ich mit meiner Mentorin, auch über Misserfolge gesprochen. Das ist enorm wichtig. Stolpersteine sind der Weg zum Ziel; sich nicht von seinen Zielen abbringen lassen. Das Mentoringprogramm hat mir Kraft gegeben auch mit Niederlagen umzugehen.

Was möchten Sie den aktuellen Mentees mit auf den Weg geben?

Nutzen Sie das Peer-Mentoring! Wir haben auch noch nach Programmende den Kontakt zueinander gehalten. Dann würde ich empfehlen, bei der Wahl des Mentors/ der Mentorin eher auf das Bauchgefühl zu hören. Es ist wichtiger, dass die Chemie – das Zwischenmenschliche – stimmt, als dass man einen Mentor oder eine Mentorin mit einem großen Namen hat.

Welche Rolle hat für Sie das Geschlecht bei der Wahl des Mentors/ der Mentorin gespielt?

Die Frage nach dem Geschlecht hat schon eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für die Mentor/innenwahl gespielt. Ich wollte die weibliche Seite sehen und hören, wie man mit der gläsernen Decke umgeht, an die viele Frauen ab einer bestimmten Qualifizierungsstufe stoßen. Und ich wollte erfahren, wie man die Decke durchstoßen kann.
Aber auch für die Wahl eines männlichen Mentors gibt es gute Gründe, denn Männer sind es schließlich, die es oftmals schaffen auf die Positionen zu kommen, wo Frauen auch hinwollen. Und von ihren Strategien und ihrem Auftreten zu lernen, kann sicher auch hilfreich sein. Das muss jede Mentee für sich entscheiden, was besser zu ihr passt.

Frau Glaser, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch und Ihre Zeit und wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!