Was macht eigentlich ... Dr. Katja Weiß (geb. Kriebel)
Teilnehmerin des Mentoring-Programms für Postdoktorandinnen und Juniorprofessorinnen (2016 - 2018)
Während ihrer Zeit an der Universität Rostock forschte Katja Weiß eng zusammen mit Biowissenschaftler:innen, Ingineur:innen und Ärzt:innen. Heute leitet sie bei Panpharma GmbH das Labor Mikrobiologie. Auch hier kann sie ihre interdisziplinären Fähigkeiten erfolgreich einsetzen.
Bereits mit 12 Jahren stand für mich fest, dass ich Meeresbiologie studieren wollte. Als ich dann mit meinem Studium begann, hatte ich keine klare Vorstellung, wie mein späteres Berufsleben einmal aussehen würde. Mein Motto war: Studieren, was mich interessiert. Das mag leichtsinnig erscheinen, doch war das für mich damals einfach richtig.
Ich habe Biologie mit Meeresbiologie als Hauptfach, Mikrobiologie und Genetik als Nebenfächer sowie medizinische Mikrobiologie als nicht-biologisches Nebenfach studiert. Im Studium hat sich dann mein Bild von der Meeresbiologie recht schnell verändert. Meeresbiologin zu sein, heißt nämlich nicht nur, Strukturen und Vorgänge bei Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen in maritimen Lebensräumen zu erforschen, sondern auch mit dem Schiff rauf aufs Meer zu fahren und schwere Analyse-Geräte ins Wasser zu lassen und wieder herauszuziehen – bei meiner Körpergröße eine echte physische Anstrengung. Dafür konnte ich mich aber immer mehr für die Laborarbeit und mikrobiologische Forschung begeistern. „Dann werde ich Mikrobiologin!“, sagte ich mir.
Meine Diplomarbeit schrieb ich auf dem Gebiet der medizinischen Mikrobiologie. Nach deren Abschluss wechselte ich in die Parodontologie der Universitätsmedizin und erforschte gemeinsam mit der medizinischen Mikrobiologie und Immunologie. Dabei untersuchte ich den Einfluss von Bakterien auf eine Stamm- und Immunzellinteraktion am Beispiel der Paradontitis, einer bakteriell bedingten Entzündung, und rheumatoiden Arthritis, einer entzündlichen Erkrankung der Gelenke. Während meiner Promotionszeit lernte ich den interdisziplinären Austausch mit Zahnmediziner:innen, Mikrobiolog:innen, Zellbiolog:innen und Immunolog:innen sowie mit verschiedenen Firmen zu schätzen und stellte fest, dass ich sehr gut zwischen den verschiedenen Kolleg:innen vermitteln konnte. Die Arbeit machte großen Spaß, also blieb ich als PostDoc. Die Stelle war jedoch nur für ein Jahr befristet. Ob die Finanzierung danach weitergehen würde, war abhängig von Überschussgeldern des Instituts. Die Forschungsergebnisse waren zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit fortgeschritten, um Drittmittel zu beantragen. Ich beschloss also den Modellorganismus und die Fachrichtung zu wechseln und bewarb mich am Institut für Biowissenschaften der Universität Rostock in der Abteilung Mikrobiologie auf eine Stelle mit der Möglichkeit auf dieser auch zu habilitieren. Die Stelle war erst einmal für drei Jahre befristet plus der Option drei weitere Jahre zu verlängern. Meine Aufgabe war es, innerhalb der nächsten Jahre eine eigene Forschungsgruppe aufzubauen, die sich mit der Charakterisierung der Peptidylarginine Deiminase in Clostridien beschäftigt.
Durch die Teilnahme an KarriereWegeMentoring bekam ich Klarheit über meinen weiteren Berufsweg
Kurz nachdem ich im Institut angefangen habe, erfuhr ich von einer Ausschreibung für eine Juniorprofessur. Für mich war klar, darauf bewerbe ich mich. Ich bin jemand, wenn ich mich zu einer Sache entschieden habe, dann hänge ich mich auch zu 100 Prozent rein. Eine Professur war eine ernsthafte Option für mich. Ich musste dann jedoch erfahren, dass ich mich nicht auf eine Stellenausschreibung im selben Institut bewerben konnte. Die Enttäuschung war für mich Anlass, jetzt konkret auch nach Alternativen außerhalb der Universität zu suchen.
Einen Plan B in der Tasche zu haben, war mir immer wichtig. Durch die Teilnahme am Rostocker Mentoring-Programm wurde Plan B konkret. Ich kann mich noch sehr gut an das Seminar „Karrierewege außerhalb der Wissenschaft“ mit Frau Dr. Dieta Kuchenbrandt erinnern. Dieses Seminar hat meinen weiteren Berufsweg entscheidend beeinflusst. Erst vor kurzem habe ich mich noch einmal bei Frau Kuchenbrandt für ihr Mut machen bedankt, außerhalb der Wissenschaft nach spannenden Möglichkeiten zu suchen. Das Coaching, in dem um die Frage ging „Wo bin ich in 10 Jahren“ hat mir zudem sehr geholfen, Möglichkeiten zu visualisieren und schließlich umzusetzen. Den Plan habe ich bis heute.
40 Bewerbungen, bis es dann bei einer Firma geklappt hat
Ich hörte mich also um und fing an – lange bevor mein Vertrag an der Universität auslaufen sollte – mich bei verschiedenen Firmen zu bewerben. Das ist auch mein Tipp an alle, die darüber nachdenken, die universitäre Forschung zu verlassen – es rechtzeitig zu tun. Ich habe mich ohne Druck beworben. Zwischenzeitlich bekam mein damaliger Lebenspartner und jetziger Ehemann ein attraktives Jobangebot in Hamburg und ich wurde Mutter. Die Bewerbungsphase dauerte ein dreiviertel Jahr. Am Ende habe ich 40 Bewerbungen verschickt, wurde aber nur zu vier Bewerbungsgesprächen eingeladen. Von vielen Firmen habe ich bis heute keine Antwort erhalten. Das eine Vorstellungsgespräch fand sogar ohne schriftliche Bewerbung am Telefon statt. Am Ende des Telefonats habe ich auch gleich eine Rückmeldung bekommen, warum ich für die Stelle nicht infrage käme. Das war eine interessante Erfahrung, die ich nur empfehlen kann. Für mich war es nicht erfolgreich sich auf Portalen zu bewerben. Rückblickend denke ich, dass die Fragemasken auf den Portalen nur dazu dienen, die Bewerberin bzw. den Bewerber vorab nach Stichwörtern zu filtern. Und ohne die richtigen Schlüsselwörter wird die eigentlich Bewerbung erst gar nicht angeguckt.
Von den vier Bewerbungsgesprächen konnte ich schließlich in einem überzeugen, obwohl ich keine Berufserfahrungen auf dem Gebiet hatte. Entscheidend für die erfolgreiche Bewerbung waren meine nachweislich interdisziplinären Erfahrungen und kommunikativen Fähigkeiten. Jetzt leite ich bei Panpharma das Labor Mikrobiologie. Am Standort stellen wir sterile Injektionsmittel vorwiegend für Krankenhäuser her. Die Mikrobiologie untersucht dabei die Rohstoffe sowie die Herstellung von Lösungen bis zum fertigen und abgefüllten Endprodukt auf deren Abwesenheit von Mikroorganismen.
Ich bin dankbar dafür, sagen zu können, dass ich mich für Plan B entschieden habe, auch wenn meine jetzige Tätigkeit mit Forschung nichts mehr zu tun hat, dafür aber täglich andere Herausforderungen für mich bereit hält.