Implementierung von Diversität in Lehre und Forschung
Die vorliegende Checkliste soll Lehrende dabei unterstützen, ihre Veranstaltungen und Lehrinhalte zu organisieren. Die Fragen bieten eine Hilfestellung, um die Bereiche Inhalte, Lehrende, Lernende, Methodik und Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Verankerung und Repräsentation der Dimensionen von Diversity zu prüfen. Die Fragen sollen außerdem Impulse geben und zur Reflexion anregen, damit Sie Ihre Lehre einer kritischen und konstruktiven Analyse unterziehen können.
Die Gedanken zur und während der Vorbereitung einer Lehrveranstaltung bestimmen maßgeblich auch über die Richtung sowie den Verlauf einer Lehrveranstaltung. Lernformen und -inhalte sowie Anforderungen werden in dieser Phase festgelegt, ohne aber bereits Kenntnis über die konkrete Zusammensetzung der Studierenden zu haben.
Um mehr Diversität in die Lehre einfließen zu lassen und das Diskriminierungspotential zu verringern kann es helfen, die folgenden Fragen bei der Vorbereitung und Planung einer Lehrveranstaltung einzubeziehen:
Viele Lehrende werden es kennen: Immer die gleichen Studierenden beteiligen sich mit Fragen oder Wortbeiträgen an Diskussionen in Seminaren, sodass diese manchmal zäh und einseitig verlaufen. Die Konsequenz sind fehlende, vor allem unterschiedliche Perspektiven. Um dies aufzubrechen, haben wir im folgenden einige Möglichkeiten zusammengetragen, die Sie in ihre Lehrsituation integrieren können.
Hochschulen haben den gesetzlichen Auftrag, die Bedarfe der Studierenden mit Beeinträchtigungen zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, dass sie „die Angebote der Hochschule möglichst ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen können“ (§ 2 Abs. 4 Hochschulrahmengesetz, § 3 Abs. 4 LHG M-V). Was aber bedeutet „barrierefrei“ in Bezug auf die Gestaltung von Lehrveranstaltungen, Materialien und Prüfungsanforderungen? Wie können Lernangebote gestaltet werden, dass alle Studierenden von ihnen profitieren? Hinweise dazu, haben wir für Sie an folgenden Stellen zusammengefasst:
Zu Beginn des Studiums oder eines neuen Semesters ist es meist hektisch für alle, egal ob Lehrpersonen oder Studierende. Chronische Erkrankungen oder (nicht sichtbare) BeHinderungen können diese Hektik auch im Laufe des Semesters noch verstärken. Die folgende Übersicht gibt Ihnen Hinweise, wie der Start ins Semester barrierefrei(er) gestaltet werden kann:
In Lehrveranstaltungen herrscht nie eine komplett geräuschfreie Lernumgebung. Häufig begleiten unerwünschte Nebengeräusche durch bspw. Papierrascheln, Flüstern oder das Zuspätkommen von Kommiliton*innen die Lehr-Lern-Situation in Seminaren oder Vorlesungen. Diese unerwünschten Geräusche werden als sogenannter „Leiser Lärm“ bezeichnet und können zu einer Belästigung, Störentwicklung, Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit, besonderem Ungefallen oder sogar Gesundheitsschäden führen. Für einige Studierende stellt der „Leise Lärm“ auch eine Lernbarriere dar, wodurch eine Partizipation unmöglich oder stark erschwert wird. Die folgenden Hinweise zeigen Ihnen, worauf bei der Gestaltung von Lehrveranstaltung zu achten ist:
Barrierearm gestaltete Präsentationen sind in Lehrveranstaltungen insbesondere für Studierende mit Seh- und Hörbehinderungen wichtig. Die hier zusammengefassten Hinweise geben Ihnen einen Überblick, wie Sie ihre Folien möglichst barrierefrei gestalten können, sodass alle Studierenden davon profitieren.
Häufig sind Informations- und Kommunikationsprozesse in Lehrveranstaltungen nicht barrierefrei gestaltet. Für sehbeeinträchtigte Studierende können sich dadurch bspw. Einschränkungen bei der Erfassung von schriftlichen oder bildlichen Lehrinformationen oder für hörbeeinträchtigte Studierende bei der Erfassung von akustischen Informationen ergeben.Die Bereitstellung von barrierefreien Lehr- und Lernmaterialien für beeinträchtigte Studierende ist daher eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lehren und Lernen. Im Projekt Inklusive Hochschule wurde zur Unterstützung der Lehrenden der Universität Rostock ein Webtutorialerarbeitet, welches hilft, die eigenen Lehrmaterialien auf Barrierefreiheit zu überprüfen, sie barrierefrei zu gestalten und hierzu verschiedene Techniken zu erlernen.
Digitalisierung bekommt auch in der Universität immer größere Bedeutung. Insbesondere vor dem Hintergrund einer barrierearmen Gestaltung von Lehrveranstaltungen, können Online-Formate einige Vorteile bringen. Die hier zusammengefassten Handlungsempfehlungen sollen Ihnen Unterstützung bieten und Anregung geben, Ihre digitale Lehre barrierefrei gestalten zu können.
Weitere Hinweise zu vielfältigen Gestaltungsmethoden für die digitale Lehre finden Sie beim Zentrum für Lehrer:innenbildung (ZLB).
Von einer Untertitelung für eingestellte Vorlesungen profitieren nicht nur höreingeschränkte Studierende. Sie kann auch für andere Zielgruppen, etwa für Menschen, die mit der Sprache des Videos nicht vertraut sind oder mobile Nutzer:innen, die den Ton wegen des Umgebungslärms nicht verstehen oder ihn bewusst ausgestellt haben, hilfreich sein. Insgesamt machen Untertitelungen außerdem Webseiten Suchmaschinenfreundlicher. Auf der Seite des Projektes BIK (barrierefrei informieren und kommunizieren) für alle finden Sie Hinweise zur Erstellung von Untertiteln.
Setzen Sie ein Zeichen und signalisieren Sie Ihren Studierenden, dass Sie für sie ansprechbar sind. Die folgende Folie können Sie in Ihre Power Point Präsentation einbauen, als pdf verwenden oder als Handzettel ausdrucken und in Ihrer Lehrveranstaltung verteilen.
Der Nachteilsausgleich ist ein Rechtsanspruch für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung auf eine bedarfsgerechte Anpassung von Studien- und Prüfungsbedingungen. Im Rahmen des Projektes Inklusive Hochschule wurden nützliche Informationen zur Beantragung von Nachteilsausgleichen zusammengestellt.
Die Universität Rostock versteht sich als weltoffene Hochschule und möchte als Ort des Lernens und Forschens mit ihrer 600jährigen Geschichte ein sicheres Fundament für die Themen und Herausforderungen der Zukunft bieten. Eine andauernde Herausforderung für die Gesellschaft in der wir leben sind Ausgrenzungs- und Unterdrückungsmechanismen. Unsere Universität hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Selbstständigkeit und Selbstverantwortung, nicht nur ihrer Studierenden, sondern aller Angehörigen zu fördern. Aus diesem Grund finden Sie nachstehend eine Übersicht mit Informationsmaterialien und Hinweisen, die ein rassismuskritisches Denken fördern und Ihnen helfen sollen, sich mit eigenen Stereotypen, Privilegien und Denkmustern auseinanderzusetzten.
Weiterführende Literatur und Hinweise
Diversität in die Lehre bringen:
- Diversitätsgerecht Lehren und Lernen (Auferkorte-Michaelis, Nicole und Frank Linde. 2014.)
- Wie kommt Gender in die Forschung? Leitfaden, Leitweg, Checkliste (König, Ilse; Ursula Brustmann. Österreichisches Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. AG Gender Mainstreaming. 2004.)
- Gender-Mainstreaming in Forschungsvorhaben (Ressortforschung). (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2005.)
- Gender Curricula: Datenbank "Gender in gestufte Studiengänge" (Netzwerk Frauenforschung NRW)
- trans. inter*. nicht-binär. Lehr- und Lernräume an Hochschulen geschlechterreflektiert, diskriminierungskritisch und respektvoll gestalten. (Akademie der bildenden Künste Wien, 2019.)
Eine Übersicht mit Lehrverantaltungen zu den Themen Gender und Diversität finden Sie hier.
Diversität in den MINT-Fächern:
- „Gendering MINT - Gender-Perspektiven in den Natur- und Technikwissenschaften“ (Handreichung der Universität Freiburg)
- "Handreichung zur Integration von Gender- und Diversity-Aspekten in die ingenieurwissenschaftliche Lehre" (Draude, Claude. 2016. Braunschweig: Maria-Goeppert-Mayer-Professur am Institut für Flugführung und Institut für Konstruktionstechnik.)
- "Diversity in the Cultures of Physics: A European Summer School Curriculum" (Erlemann, Martina und Leli Schiestl. 2019.)
- Gender und Diversity in der Lehre der MINT-Fächer (Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen, gFFZ)
Digitale Lehre:
- Community of Practice: Gender in der digitalen Lehre (FernUniversität Hagen, 2020)
- Barrierefreies E-Learning – Tipps für E-Learning-Anbieter*innen (Zusammenstellung des Projektes „BIK für Alle“)
- Tools für die digitale Lehre (Hinweise des ZLB)
Beratung für mehr Diversität an der Uni
Sie möchten Ihre Internetseite unter Berücksichtigung von Diversitätsaspekten überarbeiten oder ihre Stellenausschreibungen gendersensibel verfassen? Ein neues Projekt ist in Planung, bei dem auch Gender und Diversity eine Rolle spielen sollen? In Ihren Veranstaltungen fehlen Gender und Diversität als Analysekonzepte bisher und Sie möchten das ändern? Das Vielfaltsmanagement unterstützt Sie gerne bei Ihren Vorhaben auf dem Weg zu einer "Hochschule für alle".
Ein Termin kann per E-Mail an andreas.tescheuni-rostockde oder an diversityuni-rostockde vereinbart werden.