1563 bis 1584

06.12.1565

Die Universität verlor durch Brandschaden das vom Schweriner Bischof 1419 bereitgestellte und als "Collegium philosophicum" genutzte Gebäude. Doch konnte mit einem Neubau (auf dem Standort des heutigen Hauptgebäudes) schon 1566 begonnen werden. Größer und zweckmäßiger, 1567 fertiggestellt, wurde der Neubau, weil mit weißgetünchtem Putz von den üblichen Backsteinbauten in der Stadt abweichend, das "Collegium Album", das "Weiße Kolleg", genannt.

1566

Durch Abrißarbeiten am Johannis-Kloster ging der von der Universität genutzte Gebäudeanteil verloren.

1567

Die Universität erhielt einen Raumanteil im Michaelis-Kloster.

1568

Die Kirche des Michaelis-Klosters wurde zum "Collegium Theologicum".

13.07.1569

Die Anfänge der Universitätsbibliothek reichen bis ins Mittelalter zurück - bereits im 15. Jahrhundert werden Bücher ad librariam Artistarum in Rostock gewidmet. Als Geburtsstunde der Bibliothek gilt jedoch der 13. Juli 1569: An diesem Tag beschließt das Konzil der Universität, dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Nathan Chyträus, einen Raum für die collectio bibliothecae zur Verfügung zu stellen.

Der Hopfenmarkt um 1585
Das Michaeliskloster heute

1582

Der Juristischen Fakultät wurde für den jeweiligen Dekan die Würde eines Hofpfalzgrafen verliehen. Damit war sie berechtigt, Notare zu prüfen und zu ernennen (bis zur Reichsjustizreform 1879).

Um 1582

Die Artisten-Fakultät, an der neben der Ausbildung in lateinischer Sprache die sieben freien Künste gelehrt worden waren (Trivium = Grammatik, Arithmetik, Geometrie und das Quadrivium = Musik, Astronomie, Dialektik, Rhetorik), übernahm im Zuge der Entwicklung des naturwissenschaftlichen Studiums neue Aufgaben und rückte in die Reihe der Oberen Fakultäten, sie wurde zur Philosophischen Fakultät.

1573/1584

Die sich stärkende Landeshoheit führte in den Jahren 1573 und 1584 zu "Erbvergleichen" mit der Stadt Rostock, infolge derer die Universität eine ruhige Aufwärtsentwicklung anstreben konnte. Sie erreichte überregionale Bedeutung, der Zustrom der Studierenden wuchs.

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 327-328.

Weiterführende Literatur:

550 Jahre Theologie an der Rostocker Universität. Vorträge und Grußworte der Festveranstaltungen anläßlich des 550. Jahrestages der Gründung einer Theologischen Fakultät an der Universität Rostock, hg. von der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock. Sektion Theologie, [Rostock] 1983.

Asche, Matthias: Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule. Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der Frühen Neuzeit (1500-1800). Stuttgart 2000 (Contubernium, Bd. 52).

Beiträge zur Geschichte der Juristischen Fakultät der Universität Rostock. Materialien eines im Sommersemester 1994 aus Anlaß des 575jährigen Jubiläums veranstalteten Seminars. Rostock 1994.

Boeck, Gisela; Lammel, Hans Uwe; Münch, Ernst; Wagner, Wolfgang E.: Vom Collegium zum Campus. Orte Rostocker Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Rostock 2007.

Koppmann, Karl: Die Rektoren der Universität und die Dekane der artistischen Fakultät von 1563–1608. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock 3.4 (1903), S. 45-64.

Speicher des Wissens. 444 Jahre Universitätsbibliothek Rostock (Traditio et Innovatio, Sonderausgabe 2013).


1584 bis 1662

12.11.1619

Vom 12.-16.11.1619 wurden die Feierlichkeiten zum Abschluß des zweiten Jahrhunderts des Bestehens der Universität begangen. Es konnte ein glänzender Erfolg des Wiederauflebens nach der Reformation konstatiert werden.

1622

Joachim Jungius (in Rostock mit Unterbrechungen 1606-1628) gründete in Rostock die erste Naturwissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland, die "Societas Ereunetica sive Zetetica".

1627-1630

Während des Dreißigjährigen Krieges kamen 1627 katholische Truppen unter Wallenstein und Tilly nach Mecklenburg und nach Rostock, die bisher verschont geblieben waren. Nachdem die Landesherren das Land verlassen hatten, belehnte der Kaiser 1628 den Heerführer Wallenstein mit der erblichen Herzogswürde für beide Mecklenburg, mit der er auch Kanzler der Universität wurde. Wallenstein residierte in Güstrow, hat es aber schon 1629 wieder verlassen und im Jahre 1630 sein Kommando niederlegen müssen. Die Landesherren kehrten 1631 in ihre angestammten Rechte zurück.

Joachim Jungius (Ölgemälde, 19. Jh.)

25.07.1630

Die Universität konnte ungehindert von der katholischen Besatzung die Hundertjahrfeier der Augsburgischen Konfession begehen. Der Theologe Johannes Klein hielt eine geharnischte Rede gegen das Papsttum.

01.02.1631

Als der Stadtkommandant von einem nicht der Universität angehörenden, aber der akademischen Gerichtsbarkeit unterstehenden Akademieverwandten ermordet wurde, blieb die autonome Universität, vom Papst genehmigt und vom Kaiser bestätigt, unbehelligt.

23.10.1648

Im Friedensschluß von Münster wurde die Säkularisierung beschlossen, das Bistum Schwerin wurde aufgelöst. Damit ging die dem jeweiligen Bischof übertragene Kanzlerschaft, die Oberaufsicht über die Universität, auf die regierenden Landesherren über, die sie bis 1918 beibehielten und ausübten.

1662

Der Universität wurde das Haus der ehemaligen "Wasserkunst" an der Grube für astronomische Zwecke überlassen (bis 1760).

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 328-329.

Weiterführende Literatur:

Brodkorb, Clemens: Bistum Schwerin. In: Gatz, Erwin (Hg.): Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfängen bis zur Säkularisation. Freiburg 2003, S. 670-675.

Jakubowski, Peter: Joachim Jungius und der erste Höhepunkt in der Naturerkenntnis an der Rostocker Universität. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Bd. 35 (1986), 9, S. 64-69.

Krabbe, Otto Carsten: Aus dem kirchlichen und wissenschaftlichen Leben Rostocks. Zur Geschichte Wallensteins und des Dreissigjährigen Krieges. Berlin 1863.


1662 bis 1755

1669

Der Dreißigjährige Krieg hatte auch eine Machtverschiebung im Ostseeraum herbeigeführt. Von dem hansischen Städtebund hatten sich fast alle Städte den Territorialfürsten beugen müssen, sie zogen sich aus der hansischen Welt zurück. Der Hansetag von 1669 war der letzte des Bundes.
Mit dem Niedergang und mit dem Erlöschen der Hanse setzte das Absinken der internationalen Bedeutung im europäischen Raum und der damit verbundene Niedergang der Universität ein. Der Universität fehlte ein Rückhalt, der für eine Belebung notwendig gewesen wäre.

Das Weiße Kolleg

11.8.1677

Bei einem Großbrand in Rostock, der 700 Häuser in Schutt und Asche legte, verlor die Universität das Juristen-Kolleg am Alten Markt. Der Rektor, der Mediziner Johannes Bacmeister, verlor sein Wohnhaus mit der gesamten Einrichtung und mit allen im Hause aufbewahrten Unterlagen der Medizinischen Fakultät, ein unersetzlicher Verlust für medizin-historische Forschungen zur Geschichte der Fakultät.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gelangte die Universität wieder zu einer bescheidenen Blüte, bot aber das Bild einer kleinen Landesuniversität mit durchschnittlichem Niveau, wie es allerdings auch anderen Universitäten gleicher Größenordnung erging.

1702-1704

Im Frühjahr 1702 verlegte Herzog Friedrich Wilhelm seine Residenz von Schwerin nach Rostock und nahm mit seinen Kollegien fast das ganze Universitätsgebäude, das Weiße Kolleg, in Anspruch, der Universität verblieb nur das Erdgeschoß. Selbst als der Herzog zwei Jahre später nach Schwerin zurückgehen mußte, wurden die genutzten Räume nicht freigegeben. Zu Streitigkeiten mit dem Rat der Stadt kamen nun räumliche Schwierigkeiten hinzu.

12.11.1719

Zu der beabsichtigten Feier zum dreihundertjährigen Universitätsjubiläum hatte Herzog Karl Leopold mitgeteilt, daß sie wegen der Unruhen im Lande nicht stattfinden könne und verschoben werden müsse. Aber auch im Jahre 1720 war die Zeit für eine würdige Säkularfeier nicht günstig, die Feier unterblieb. Herzog Karl Leopold strebte mit allen Mitteln danach, Mecklenburg zu einem absolut regierten Staat umzugestalten und die Stadt Rostock endgültig zur Residenzstadt zu machen. Er wollte die übermächtige Stellung der Stände beseitigen oder einschränken. Auf Betreiben der Ritterschaft entzog der Reichshofrat dem Herzog jedoch die Regierungsgewalt und setzte seinen Bruder Christian Ludwig als Administrator ein. Diese sogenannten "Mecklenburgischen Wirren" konnten für die Universität keine Basis für eine gedeihliche Arbeit sein.

1748-1755

Herzog Christian Ludwig erreichte in geschickter Politik ein Nachgeben des Rates der Stadt, am 20. April 1748 wurde ein entsprechender Vergleich geschlossen. Am 18. April 1755 mußte der Herzog dann aber den berüchtigten "Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich", die "Magna Charta" der mecklenburgischen Stände, unterzeichnen. Der Vergleich bestimmte verfassungsrechtlich das Verhältnis der Landeshoheit mit den Landständen, darunter Rostock. Mit dem Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich wurde jede progressive Verfassungsentwicklung in Mecklenburg blockiert.

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 329-331.

Weiterführende Literatur:

Asche, Matthias: Bildungsbeziehungen der Hansestadt Lübeck zur Universität Rostock vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Chronik eines regen kulturellen Austausches auf den Spuren der Hanse. In: Lübeckische Blätter, Bd. 164 (1999), 15, S. 221-225.

Kohfeldt, Gustav: Rostocker Professoren und Studenten im 18. Jahrhundert. Schilderungen nach den Akten und nach zeitgenössischen Berichten. Rostock 1919.

Koppmann, Karl: Rostocks Stellung in der Hanse. In: Mecklenburgische Jahrbücher, Bd. 52 (1887), S. 183-208.

Manke, Matthias: Verfassung und Lebenswirklichkeit. Der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich von 1755 in seiner Zeit. Lübeck 2006.

Raabe, Wilhelm: Carl Leopold, aus Schwerin vertrieben, residirt in Wismar und Dömitz. In: Raabe, Wilhelm: Specielle Landes- und Volkskunde beider Großherzogthümer, Wismar 1863, S. 1033-1042.

Ziegler, Uwe: Die Hanse. Aufstieg, Blütezeit und Niedergang der ersten europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Eine Kulturgeschichte von Handel und Wandel zwischen 13. und 17. Jahrhundert. Bern 1996.


1755 bis 1790

1760-1789

Herzog Friedrich (der Fromme), ein ausgesprochener Anhänger der Hallenser Pietisten, faßte den Plan, die Rostocker Theologische Fakultät als Pflanzschule für die Pfarrer des Landes im Sinne des Pietismus zu reformieren. Die Fakultät widersetzte sich diesem Bestreben, unterstützt von der gesamten Universität und vom Rat der Stadt.
Daraufhin erwirkte der Herzog am kaiserlichen Hof das Patent für eine neu zu gründende Universität mit vier Fakultäten, das am 3. Oktober 1758 erteilt wurde. Eine Aufhebung der Universität Rostock war darin aber nicht vorgesehen. Im Jahre 1760 wurden Rektor und Konzil der Universität und der Rat der Stadt über den Plan informiert, daß in Bützow eine neue Universität errichtet und die Rostocker Universität aufgehoben werden würde. Die fürstlichen Professoren wurden nach Bützow beordert, und die Weisung zur Schließung der Universität Rostock wurde erteilt.
Solange sich herzogliche Truppen in Rostock aufhielten, konnte das Vorhaben der Schließung gelingen. Als aber im Laufe des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) preußische Truppen nach Rostock kamen, war die Befehlsgewalt des Herzogs wirkungslos, die Universität Rostock blieb erhalten.
So bestanden in Mecklenburg zwei Universitäten nebeneinander, in Wirklichkeit nur vom Gegensatz zwischen Landesherrn und Stadt getragen. In Rostock setzte der Rat das in seinen Kräften Liegende ein, um den verbliebenen Teil der Universität zu beleben. Dem Herzog wiederum wurde von einer Kommission empfohlen, die Universität Bützow aufzuheben. Der Herzog verstarb am 24. April 1785, mit ihm verlor die "Friedrichs-Universität Bützow" ihre Stütze.

1788

Der Nachfolger von Herzog Friedrich, Friedrich Franz I., erstrebte eine Bereinigung des Verhältnisses zu Rostock. Der am 13. Mai 1788 abgeschlossene "Grundgesetzliche neue Erbvertrag" beendete den Kampf der Stadt gegen die Landeshoheit. Bei den vorbereitenden Beratungen zum Abschluß des neuen Erbvertrages war die Universität selbst nicht gehört worden, obwohl er auch die Universität betraf. So war darin vereinbart worden,
- daß die Universität Bützow nach Rostock zurückgeführt werden und die wiedervereinigte Universität in Rostock die einzige im Lande sein und bleiben,
- daß der Landesherr Patron und Kanzler der Universität sein,
- daß das Kompatronat der Stadt erhalten bleiben
- und daß die bisherige Teilung des Lehrkörpers aufgehoben werden solle.

Friedrich der Fromme (Büste)
Universitätsgebäude in Bützow

1789

Der Lehrbetrieb in Rostock wurde am 28. April 1789 aufgenommen. Die für Zwecke der Landesregierung im Universitätsgebäude beanspruchten Räume wurden freigemacht. Für die im Weißen Kolleg untergebrachte Justizkanzlei mußte die Universität die Regentie in der Langen Straße hergeben, an deren Stelle später ein Neubau für das Oberlandesgericht Rostock aufgeführt wurde.
Die Amtszeit für Rektor und Dekane, bisher für ein Semester, wurde auf ein Jahr festgesetzt.
Am 4. Dezember 1789 ernannte der Herzog den an den Verhandlungen zur Zusammenführung beteiligten Kanzleidirektor Adolph Friedrich Loccenius zum ersten Vizekanzler (Kurator) der Universität, der als staatlicher Aufsichtsbeamter neben festgelegten Einzelaufgaben alle Vorgänge an der Universität zu kontrollieren hatte.
Loccenius war mit Eifer, aber mit weniger Erfolg um Erfüllung seines Auftrages bemüht. Als er am 2. Juli 1793 verstarb, wurde ein Nachfolger nicht bestimmt.

1789/1790

Das beim Stadtbrand im Jahre 1677 zerstörte Gebäude der Juristen-Fakultät am Alten Markt wurde für die Medizinische Fakultät als Anatomisches Institut ausgebaut. Damit erhielt die Fakultät am 3.11.1790 ein erstes eigenes Gebäude.

1790

Franz Christian Lorenz Karsten, Professor der Ökonomie (Landwirtschaft, in Bützow 1775-1789, in Rostock 1789- 1828) war einer der ersten in Deutschland, der landwirtschaftliche Vorlesungen hielt. Er richtete eine kleine landwirtschaftliche Versuchsstation zur praktischen Ausbildung der Studenten ein. Finanzielle Unterstützung durch das Land und durch die Universität blieb jedoch aus.

1790

Gründung des Theologisch-Pädagogischen Seminar.

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 331-332.

Weiterführende Literatur:

Asche, Matthias: Die mecklenburgische Hochschule Bützow (1760-1789) - nur ein Kuriosum der deutschen Universitätsgeschichte? Versuch einer historischen Neubewertung. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte, Bd. 9 (2006), S. 133-147.

Camenz, Günter: Zur Geschichte der Universität "Fridericiana" in Bützow 1760-1789. Bützow 1999.

Hölscher, Uvo: Urkundliche Geschichte der Friedrichs-Universität Bützow. In: Mecklenburgische Jahrbücher, Bd. 50 (1885), S. 1-110.

Velthusen, Johann Kaspar: Nachricht von der Stiftung eines Herzoglichen pädagogisch theologischen Seminariums auf der Universität Rostock. Rostock 1790.

Wegner, Christoph: Franz Christian Lorenz Karsten. Eine kritische Biographie. In: Buchsteiner, Martin (Hg.): Zur Entstehung der Agrarwissenschaft. Beiträge zu Leben und Werk von Franz Christian Lorenz Karsten und Johann Nepomuk Hubert (von) Schwerz. Norderstedt 2010, S. 55-111.

Wegner, Richard N.: Zur Geschichte der anatomischen Forschung an der Universität Rostock. Wiesbaden 1917.


1790 bis 1818

Um 1800

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts zahlreiche deutsche Universitäten schließen mußten, blieb die Universität Rostock zwar erhalten, hatte aber um ihre Existenz zu ringen.

1800

Gesellen-Unruhen in Rostock in den Jahren 1791-1795 konnten nur mit militärischer Hilfe niedergeschlagen werden, es kam im Jahre 1800 zur sogenannten "Butterrevolution". Der Rat der Stadt erbat Hilfe durch die Universität, Studenten wurden zur Wiederherstellung der Ordnung eingesetzt. Zugleich stellte die Universität das "Auditorium Magnum" auf dem Universitätsplatz für die Unterbringung von über 100 Inhaftierten bereit. Nach Freiwerden schlug die Universität vor, das baufällig gewordene Gebäude abzubrechen.

Ehemaliges Anatomisches Institut am Alten Markt

1806

Die Napoleonischen Kriege lenkten die Aufmerksamkeit in andere Bahnen. Französische Truppen besetzten 1806 das ganze Land. Die Universität mußte der Französischen Besatzung das Anatomische Institut am Alten Markt, ebenso auch das Auditorium Magnum zuerst als Lazarett, später als Rekrutendepot genutzt, zur Verfügung stellen.

1812

Im Jahre 1812 wurde dann auch das Konviktoriengebäude im Johannis-Kloster für Lazarettzwecke beschlagnahmt. Nach der Niederlage in Rußland zogen sich die französischen Truppen zurück, russische Truppen besetzten Mecklenburg. Der Herzog hob die napoleonische Kontinentalsperre auf und gab seine Lösung vom Rheinbund bekannt. Studenten meldeten sich als Freiwillige, an der Universität wurde der Vorlesungsbetrieb unterbrochen.

1813

Nach der Niederlage Napoleons bei Leipzig (16.10.1813) konnte die Universität sich wieder ruhiger Arbeit zuwenden.

1815

Während der Befreiungskriege war bei den Studierenden der Gedanke der deutschen Einheit wach geworden. Es entstand 1815 in Jena eine einheitliche Burschenschaft, der sich in Rostock die 1812 gegründete "Rostochia" anschloß. Durch die Aktivitäten der Burschenschaft wurden die Regierungen der Länder des entstandenen "Deutschen Bundes" auf sie aufmerksam und auf die "Anzeichen drohender Revolution" hingewiesen.

1818

Das von den napoleonischen Truppen als Lazarett in Anspruch genommene Gebäude des Anatomischen Instituts am Alten Markt konnte nach notwendiger Reparatur erst im Jahre 1818 wieder in Betrieb genommen und den Studenten der Medizin damit eine praktische Ausbildung zuteil werden.

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 333-334.

Weiterführende Literatur:

Höffer, Volker: Das studentische Verbindungswesen an der Universität Rostock vom Ausgang des 18. Jahrhunderts bis zum Vorabend der bürgerlich-demokratischen Revolution in Deutschland. Rostock 1987.

Hoppe, Klaus-Dieter; Nenz, Cornelia; Weiß, Detlef (Hg.): Franzosenzeit in Mecklenburg. Begleitkatalog zur ständigen Ausstellung "Franzosenzeit in Mecklenburg" des Fritz-Reuter-Literaturmuseums im Gewölbe des Stavenhagener Schlosses. Rostock 2007.

Manke, Matthias; Münch, Ernst (Hg.): Unter Napoleons Adler. Mecklenburg in der Franzosenzeit. Lübeck 2009.

Reincke-Bloch, Hermann: Mecklenburg zu Beginn der Freiheitskriege. Rede gehalten in der Aula der Universität am 28. Februar 1913 bei der akademischen Feier zur Erinnerung an die Befreiungskriege. Rostock 1913.


1818-1820

1819

Im August 1819 fand unter der Leitung des österreichischen Fürsten Metternich ein Ministerkongreß statt, der die berüchtigten "Karlsbader Beschlüsse" zur Überwachung der deutschen Hochschulen und zur Einführung einer Pressezensur festlegte. Im September 1819 wurden sie in Frankfurt/Main zu provisorischen Bundesbeschlüssen erhoben und die Regierungen verpflichtet, die Allgemeine Deutsche Burschenschaft mit allen Mitteln zu unterdrücken. Es sollte bei jeder Universität ein mit zweckmäßiger Instruktion und ausgedehnten Befugnissen versehener außerordentlicher landesherrlicher Bevollmächtigter eingesetzt werden. Der Kanzleirat Friedrich von Schmidt, Gouverneur beim Erbgroßherzog in Rostock, wurde am 15. November als solcher bestellt.

26.8.1819

Für die Aufstellung eines Blücher-Denkmals, des ersten in Deutschland, hatte das baufällig gewordene Auditorium Magnum abgerissen werden müssen. Der Universität wurde als Ersatz die Marienkirche für die Durchführung feierlicher Handlungen und für Disputationen zur Verfügung gestellt. Als am 26. August 1819 das Blücher-Denkmal eingeweiht wurde, führten sich die teilnehmenden Studenten "so anständig und ordentlich auf", daß der Großherzog ihr Verhalten lobend erwähnte.

12.11.1819

Die Feierlichkeiten zum 400. Jahrestag der Gründung der Universität fanden vom 11.-13.11.1819 aus finanziellen Gründen im bescheidenen Rahmen statt.
Der Regierungsbevollmächtigte von Schmidt hatte zuvor nach Schwerin berichten müssen, daß auch in Rostock seit 1812 die Organisation einer Burschenschaft vorhanden sei, die aber keine politischen Interessen verfolgt habe, sie wäre aufgelöst worden. Bei der Einschätzung der sich in den späteren Jahren immer wieder bildenden, verbotenen Studenten-Verbindungen zeigte die Haltung der Universitätsleitung, des Regierungsbevollmächtigten und auch des Großherzogs (dieser Rang war dem Landesherrn auf dem Wiener Kongreß verliehen worden), daß sie gewillt waren, die geforderten Maßnahmen gegen die Studenten nur bei unumgänglicher Notwendigkeit anzuwenden und Milde walten zu lassen.

Karl Friedrich von Both
Blücher-Denkmal auf dem Universitätsplatz

1820

Legationsrat von Schmidt wurde am 16. September 1820 aus der Aufgabe des Regierungsbevollmächtigten entlassen, mit dem 12.10.1820 wurde der Vizedirektor der Justizkanzlei in Rostock, Karl Friedrich von Both, mit dieser Aufgabe betraut. Er erwarb sich, 1836 auch zum Vizekanzler (Kurator) der Universität ernannt, in 50jähriger Amtszeit anzuerkennende Verdienste um die Universität und deren Erhaltung. (Herzogliche Instruktion für von Both)

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 334-335.

Weiterführende Literatur:

Büssem, Eberhard: Die Karlsbader Beschlüsse von 1819. Die endgültige Stabilisierung der restaurativen Politik im Deutschen Bund nach dem Wiener Kongreß von 1814/15. Hildesheim 1974.

Grotefend, Hermann: Zur Geschichte der Rostocker Burschenschaft. In: Mecklenburgische Jahrbücher, Bd. 84 (1919), S. 123-130.

Koppmann, Karl: Zur Geschichte des Blücher-Denkmals in Rostock. [Rostock] 1909.

Kurth, Alexandra: Männer - Bünde - Rituale. Studentenverbindungen seit 1800. Frankfurt am Main u.a. 2004.

Schmidt, Martin H.: Das Blücher-Denkmal in Rostock von Johann Gottfried Schadow. In: Gebhard Leberecht von Blücher und seine Zeit. [zum 250. Geburtstag], [Red. Wolf Karge]. Rostock 1992, S. 19-42.


1820 bis 1827

26.1.1823

Ein Schadenfeuer vernichtete das Haus des Rektors Professor Pries, nur weniges konnte gerettet werden. Am Abend beschlossen die Studenten, die für einen Studentenball gesammelte Summe von 330 Talern dem Rektor als Beihilfe zur Verfügung zu stellen, um dem Regierungsbevollmächtigten die Loyalität der Studentenschaft deutlich zu machen.

09. bis 13.02.1823

Am 9. Februar kam es zu einem schweren Zusammenstoß zwisehen Studierenden und Militärangehörigen. Da nach Meinung der Studenten nicht nachdrücklich genug gegen die Soldaten vorgegangen wurde, verließen sie am 13. Februar die Stadt und wandten sich nach Bützow. Nach einer Aufforderung des Großherzogs und nach Verabschiedung einer Verrufs-Erklärung kehrten die Studenten Mitte März nach Rostock zurück.

Helmuth von Blücher

1825

Als Professor Heinrich Spitta im Jahre 1825 nach Rostock kam, gelang es ihm, vom Armenkollegium der Stadt die Genehmigung zu erhalten, im Städtischen Krankenhaus in der Grubenstraße eine ambulatorische Klinik mit Beteiligung der Studenten durchführen zu können.

Juli 1826

Der Regierungsbevollmächtigte wurde beauftragt, sämtliche Kassen und das dazugehörige Belegwesen, die ordentliche Verwendung der Mittel und die sichere Belegung zu prüfen. Dazu ergab sich seitens der Universität kein Widerspruch. Der erste Schritt für eine Einflußnahme der Landesregierung auf die Finanzverwaltung der Universität war getan.

Quelle: 575 Jahre Universität Rostock. Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Rostock 1994, S. 335-336.

Weiterführende Literatur:

Hückstädt, Arnold: Fritz Reuter und die "Allgemeinheit", John Brinckman und die "Gesellschaft der Volksfreunde". Rostocker Studentenverbindungen zwischen 1831 und 1834. In: Brunners, Christian (Hg.): Fritz Reuter, John Brinckman, Dethloff Carl Hinstorff und Rostock. Rostock 2002, S. 8-24.

Jügelt, Karl-Heinz: Bibliotheca Philosophica - Bibliotheca Academica - Universitätsbibliothek. Bücher, Bibliothekare und Ereignisse in der 425jährigen Geschichte der Universitätsbibliothek Rostock. In: Mögen viele Lehrmeinungen um die eine Wahrheit ringen. Hrsg. vom Rektor der Universität Rostock. Rostock 1994, S. 40-69.