Das Vermächtnis des Tycho Brahe

Der Beobachter

Überreste der Supernova von 1572; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Tycho-supernova-xray.jpg

Die Beobachtungen der Supernova 1572 und des Kometen 1577/1578 waren bahnbrechende Entdeckungen, die unsere Sicht auf den Himmel und die Sterne bis heute beeinflussen. Seine ausgesprochen präzisen Messungen und Beobachtungen bildeten die Grundlage für die Wissenschaftsgenerationen nach ihm. Es ist davon auszugehen, dass Brahe die Wahrheit des heliozentrischen Weltbildes erkannte, dies allerdings aus Angst vor Repressionen nicht adaptierte. So versuchte er durch sein Planetensystem eine Verbindung beider Ansichten zu kreieren.

Die Stella Nova, die er 1572 entdeckte und in der Sphäre des einstmals unveränderlichen Raums außerhalb des Plantensystems verortete, ist heute als Supernova bekannt. Die Bezeichnung Nova wurde von Brahes ursprünglichen Terminus übernommen. Heute trägt die von Brahe entdeckte Supernova die Bezeichnung SN 1572.

Auch für die Erklärung der einst so rätselhaften Erscheinungen der Kometen schuf Tycho Brahe eine wesentliche Voraussetzung. Er fand heraus, dass es sich um Himmelskörper handelt, die weiter als der Planet Saturn von der Erde entfernt sein können.

Erst 1681 entdeckte der Plauener Geistliche und Astronom Georg Samuel Dörffel (1643-1688), dass auch Schweifsterne den Brennpunkt ihrer Bahnen im Zentrum der Sonne haben. Kometenbahnen wurden somit berechenbar.

Kaum zehn Jahre später setzte Isaac Newton (1643-1727) mit der exakten mathematischen Grundlage unter Einbeziehung seines Gravitationsgesetzes den Schlusspunkt unter dieses Kapitel der Astronomiegeschichte.

Der Datensammler

Die Datensammlungen, die Tycho Brahe der Nachwelt hinterlassen hat, suchen in der Astronomiegeschichte ihresgleichen. Die bahnbrechenden Entdeckungen, die Johannes Kepler nach dem Tod seines Lehrers machte, wären ohne die Aufzeichnungen Brahes nicht möglich gewesen. Er gilt mit seinem Streben nach immer exakteren Messungen als Begründer der Methodik in der modernen Wissenschaft.

Brahe und Kepler – Symbiose in der Wissenschaft

Das Zusammenwirken Brahes und Keplers, ihre Arbeiten und Entdeckungen können als Sternstunde der Wissenschaft betrachtet werden. Das Zusammenspiel der Fähigkeiten des hervorragenden Beobachters auf der einen und des flexiblen Theoretikers auf der anderen Seite führte zu großen Errungenschaften in der Astronomie.

Der Erfinder

Titelbild Astronomiae Instauratae Mechanica (Tycho Brahe). Tycho Brahe: Astronomiae Instauratae Mechanica, Sondersammlungen der Universität Rostock

Brahe war schon früh darauf angewiesen, seine Instrumente zur Beobachtung der Himmelsbewegungen selbst zu bauen. Er stattete seine Sternwarten Uraniborg und Stjerneborg mit eigenen Instrumenten und Beobachtungswerkzeugen aus, die er an die speziellen Gegebenheiten auf der Insel Hven anpasste.

Der Mondkrater

Zu Ehren Tycho Brahes benannte Giovanni Battista Riccioli nach ihm einen der bedeutendsten Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes. Sein Durchmesser beträgt 85 Kilometer, seine Tiefe vom Kraterrand misst erstaunliche 4.850 Meter. Im Zentrum des Kraters erhebt sich ein Zentralberg von mindestens 1.600 Metern. Tycho ist Ursprung des ausgedehntesten und hellsten Strahlensystems des Mondes. Bei einem dieser Strahlen befindet sich die Landestelle der Apollo 17 Mission von 1972, dem letzten bemannten Flug zum Mond.