Tycho Brahe als Dichter

Zeit seines Lebens war Tycho Brahe der Poesie zugetan und hinterließ auch eigene poetische Werke. Sie sind in der Mehrzahl verstreut in seinen wissenschaftlichen Publikationen zu finden. Skulpturen, Bilder und von ihm selbst verfasste Verse an den Wänden schmückten sein Schloss.


Den Liebreiz seiner Braut schildert Brahe mit einem Gedicht vor dem
dänischen König Frederik II.

Kein Sternenglanz strahlt dort am Himmel
So klar auf dieses Weltgetümmel,
Als mir Christinens Angesicht!
Der Sonne zartes Morgenlicht
Erreicht den Blick der Augen nicht;
Den Prachtglanz zeigt an seinem Adler
Sein Flügel, wie das Zedernbraun;
Die Haut ist blendend weiß zu schaun;
Rein zeigt ihr Herz sich jedem Tadler.


Am Eingang zu seinem unterirdischen Observatorium Stjerneborg wurde der Besucher mit folgenden Versen empfangenen:

URANIA hæc cernens terrestria coelitus antra,
Quæ nova sub terris techna paratur? ait.
Delapsa ingreditur: cæli quid Sidera celo,
Rursum ait, en tellus in mea Sacra volat?
Hic terræ in gremio quicquid seclusit Olympus
Panditur, has latebras Sidera nulla latent.
Quorsum opus immenso Cælos distare receßu,
Curve tot abstrusis Æthera volvo rotis?
Si penetrant humiles mea celsa Theatra cavernæ,
Ima etiam Tellus si dat in Astra viam.

URANIA, vom Himmel diese Erdhöhle erblickend, rief:
„Was für ein Streich wird mir dort unter der Erde gespielt?“
Sie glitt herab, trat ein, sprach. „Warum verberge ich die Sterne des Himmels,
Wenn die Erde in mein Heiligtum vordringt?
Was der Himmel geheim hält, wird im Schoße der Erde
Erkundet, kein Schlupfwinkel verbleibt den Sternen.
Was nutzen die abgelegensten Orte des Himmels,
die abstrusesten Krümmungen der Flugbahnen,
Wenn sie aus diesem unscheinbaren Erdloch in der Tiefe
Sie Eindringen in mein großes Sternentheater?“

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