Die Rudolfinischen Tafeln

Die Rudolfinischen Tafeln (lat.: Tabulæ Rudolphinæ) sind ein Tabellenwerk zur Vorhersage der Planetenstellungen. 1600 wurden Tycho Brahe und Johannes Kepler von Kaiser Rudolf II. beauftragt, genauere Berechnungen von Planetentafeln durchzuführen. Nachdem Brahe 1601 starb, vollendete Kepler den Auftrag und stellte die Tafeln 1627 fertig.


Das Säulendach trägt die Symbole von Keplers Arbeit. Der Reichsadler auf dem Dach entspricht dem Wunsch Keplers, dass der Kaiser für seine Arbeit immer zahlen möge. Urania – die Göttin der Astronomie ist mittig auf dem Dach platziert. Zwölf Nymphen bzw. Göttinnen verkörpern die wissenschaftlichen Arbeiten von Kepler.

 

Der Sockel gibt Auskunft über die Vorarbeit und Entstehung der Rudolfinischen Tafeln. Das linke äußere Feld ist Tycho Brahe gewidmet, darauf sind seine Bücher aufgereiht. Im Mittelfeld ist die Insel Hven dargestellt, Tychos Observatorium. Zu erkennen sind Uraniborg, das Hauptschloss und die Sternwarte, Häuser des Dorfes, Fischteiche und ein kleiner Wald. Die beiden äußeren rechten Tafeln sind dem Buchdruck gewidmet. Man erkennt den Setzer, der vor dem Buchstabenkasten sitzt. Daneben sind zwei Drucker an der Arbeit. Das Wappen und der Adler weisen darauf hin, dass die Werkstatt in Ulm steht. Links von der Abbildung der Insel Hven sieht man Johannes Kepler bei Kerzenschein in seinem Arbeitszimmer sitzen. Über ihm sind ein Wappen und die Titel der Bücher abgebildet, die als Weg bis hin zu den Rudolfinischen Tafeln beschrieben werden können.

Der Säulenbau symbolisiert die Geschichte der Astronomie von den ersten Sterndeutern bis hin
zu Tycho Brahe. Insgesamt gibt es zehn Säulen, mit Namen von Astronomen und Abbildungen Ihrer Geräte (von links nach rechts):


Die Säule des Aratos von Soloi (erste Säule von links): Er war ein Dichter im dritten Jahrhundert v.Chr. und wurde durch sein Gedicht „PHAENOMENA“, einer Beschreibung des Himmels, bekannt.


Die Säule des Hipparchos (zweite Säule von links): Er lebte im zweiten Jahrhundert v.Chr. und gilt als der größte antike Astronom. Auf ihn ist die Planetentheorie mit Kreisen und Epizykela zurückzuführen. Außerdem entwickelte er einen Sternenkatalog mit genauen Sternpositionen und Sternhelligkeiten. Das versiegelte Testament, das er in seiner linken Hand hält symbolisiert den Sternenkatalog als Erbe für die nachfolgenden Astronomen.


Es folgt die Säule von Nicolaus Copernicus: Das untere Instrument, das an der Säule angebracht ist, ist das von Copernicus entworfene Triquetum. Copernicus sitzt Tycho Brahe gegenüber und es scheint, als würden die beiden miteinander diskutieren. Copernicus hält dabei das fünfte Buch seines Werkes in der Hand, in welchem die Bewegungen der fünf Planeten beschrieben werden.
Die Person in alter Tracht im Hintergrund visiert zwei Sterne mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger an. Sie symbolisiert die ersten Instrumente der astronomischen Forschung: die menschliche Hand und das menschliche Auge.


Tycho Brahe wird mit der schönsten Säule geehrt. Sein Quadrant und sein Sextant, die beide von ihm entwickelt wurden sind an der Säule befestigt. Außerdem lehnt an seiner Säule das Buch „Astronomiae
instauratae progymnasmata“, welches 1602 von Kepler herausgegeben wurde. Darin enthalten sind die Resultate seiner Beobachtungen.


Die Säule des Ptolemäos (an der zweiten Säule von rechts): Die Tafel, die an der Säule lehnt, erinnert an seine größte Leistung - die Mondtheorie.


Die Säule des Meton (auf der rechten Seite): Er lebte im fünften Jahrhundert und machte die ersten bekannten Bestimmungen der Länge des Sonnenjahres. An seiner Säule ist eine Tafel mit einem 19-fach geteilten Ring befestigt. Sie symbolisiert den metonischen Zyklus.

Titelbild der Rudolfinischen Tafeln. Johannes Kepler: Tabulae Rudolphinae, Sondersammlungen der Universität Rostock.

Legende:
1) Magnetica, die Lehre vom Magnetismus
2) Stathmica, die Messkunst
3) Doctrina Triangulorum, die Dreieckslehre mit Winkelmaß und Zirkel
4) Reichsadler; darunter: Uania - Göttin der Astronomie
5) Logarithmica, die Göttin der Logarithmen
6) Optica, die optische Lehre
7) Physica Lucidi et Pellucidi, Lucius & Umbram, die Lichttheorie