Forscher legen Studie zum Wohlbefinden der Menschen in der Weihnachtszeit und danach vor

Dr. Oliver Weigelt freut sich auf Weihnachten und Zeit mit der Familie (Copyright: Universität Rostock/Julia Tetzke).

145 Berufstätige wurden jeweils freitags und montags befragt. Zusätzlich zu Erholung und Wohlbefinden beantworteten sie Fragen zu unerledigten Aufgaben am Ende der Arbeitswoche und unerledigten Aufgaben aus dem Privatleben, zum Beispiel im Zusammenhang mit Weihnachten. Die Befragten gaben ebenfalls wöchentlich an, inwieweit sie an arbeitsfreien Tagen von der Arbeit abschalten und in ihrer Freizeit entspannen konnten. In der Vorweihnachtszeit wurde außerdem die Vorfreude auf Weihnachten erfasst.

Die Studie zeigt, dass das Wohlbefinden bereits mehrere Wochen vor Heiligabend ansteigt, nach Weihnachten wieder absinkt und in der zweiten Winterhälfte wieder zunimmt. Weihnachten als Erholungsmöglichkeit wirft offenbar seine Schatten voraus und klingt bis zu mehreren Wochen nach.

Die Studie sei im September geplant worden. „Just zu dem Zeitpunkt, als in den Supermärkten die ersten Weihnachtsmänner in die Regale gestellt wurden“, blickt Oliver Weigelt zurück. Der 38-jährige Forscher verweist auf vorliegende Studien, die zeigen würden, dass das Wohlbefinden der Menschen im Urlaub steige. „Kehren sie in den Arbeitsprozess zurück, sind Berufstätige aber bereits nach wenigen Tagen wieder genauso urlaubsreif, wie vor der freien Zeit.“ Das Stimmungshoch ist schnell wieder weg.

Bislang gab es vor allem Studien zum Wohlbefinden im Urlaub und in den ersten Arbeitstagen nach der freien Zeit. Jetzt interessierte die Forscher zum einen, ob und wie man auch längerfristig vom Erholungs-Effekt profitieren kann. Zum anderen untersuchten die Psychologen, inwieweit das Wohlbefinden bereits vor den eigentlichen freien Tagen steigt. Für die meisten Menschen sei Weihnachten frei, dennoch löse es aber auch ambivalente Gefühle aus, so Dr. Weigelt.

So habe die Weihnachtszeit für viele Menschen zwei Gesichter. Auf der einen Seite stehen schöne Dinge wie gesellige Weihnachtsmarktbesuche, Weihnachtsfeiern und besinnliches Beisammensein. Auf der anderen kann die Zeit vor Weihnachten mit privaten Verpflichtungen aber auch besonders stressig sein. „Es entstehen zusätzliche berufliche und private Stressfaktoren“, betont der Rostocker Psychologe. „Diesen Aspekt haben wir uns genauer angesehen, konkret anhand unerledigter Aufgaben.“ Das Wissenschaftler-Team zeigt, dass das Wohlbefinden für die meisten Menschen bereits in der Adventszeit stetig ansteigt, dass aber Personen, die sich auch kurz vor Weihnachten noch immer mit einem Berg unerledigter Dinge herumschlagen, von diesem Vorweihnachtseffekt nicht profitieren. Weigelt hält fest: „Wer alles frühzeitig abschließen kann, geht insgesamt auch besser gestimmt durch die Adventszeit“. Oliver Weigelt, Vater einer kleinen Tochter, freut sich erstmals auf das Weihnachten zu Dritt. „Allerdings beschäftigen mich etliche Aufgaben, die noch zu erledigen sind“, sagt Weigelt und liegt damit im Trend. Er weiß aus der Studie, dass einigen vor den Pflichten graut, die noch anstünden. Laut Weigelt komme die Arbeitsverdichtung vor, aber auch nach Weihnachten möglicherweise besonders zum Tragen, weil alle zur gleichen Zeit im Urlaub sind. „Arbeitgeber und deren Führungskräfte täten gut daran, Aufgaben längerfristig zu planen, damit sie ohne großen Druck im Voraus abgeschlossen werden könnten“, rät Oliver Weigelt.

Weiterhin spiele die Vorfreude eine wichtige Rolle. Bei Befragten, die sich mehr als andere auf Weihnachten freuten, stieg die positive Stimmung in der Vorweihnachtszeit tendenziell schneller an.

Seinen Höhepunkt erreicht das Wohlbefinden an Weihnachten selbst. Nach dem Jahreswechsel zeige die Stimmungskurve bei den meisten Menschen wieder nach unten. Wer sich allerdings über Weihnachten gut erhole, der könne länger von dem Polster des Wohlbefindens zehren. Die Autoren raten im Ergebnis dazu, in den Weihnachtsferien bewusst von der Arbeit abzuschalten und auch die Ruhepausen im neuen Jahr zu nutzen. Wer sich gut erhole und es dann auch noch schaffe, die Entspannung in die Wochenenden des neuen Jahres zu übertragen, profitiere auch länger von der Erholung. Text: Wolfgang Thiel

Den Link zur Originalstudie finden Sie unter https://doi.org/10.1080/02678373.2018.1427816

Kontakt:
Dr. Oliver Weigelt
Lehrstuhl für ABWL: Organisations- und Personalpsychologie
Institut für Betriebswirtschaftslehre
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (WSF)
Universität Rostock
Tel.: +49 381 498-4085
oliver.weigelt@uni-rostock.de
https://www.bwl.uni-rostock.de/institut/lehrstuehle/abwl-organisations-und-personalpsychologie-prof-dr-bernd-marcus/


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