Rostocker Forscher erhält europäischen Preis für sein Lebenswerk

Der Rostocker Professor Eckhard Vogel wird mit einem europäischen Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. (Foto: privat).
Der Rostocker Professor Eckhard Vogel wird mit einem europäischen Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. (Foto: privat).

Der 77-jährige gebürtige Neustrelitzer, der bereits mit fünf Jahren eingeschult wurde und mit 17 sein Studium der Chemie an der Universität Rostock begann, hier promovierte und sich mit 36 Jahren habilitierte, hat sein ganzes Arbeitsleben der Forschung gewidmet. „Meine Frau Gisela sagt immer, ich war mit der Uni verheiratet“, lächelt er und schwärmt bis heute von der Forschung. Selbst die Emeritierung 2009 konnte Eckhard Vogel in seinem Tatendrang nicht bremsen. Arbeiten über „feuchte Luft“ wurden jüngst in Publikationen und Übersichtsartikeln veröffentlicht. „Die theoretischen Arbeiten brauchen kein Labor“, stellt der Ausgezeichnete fest und freut sich, auch heute noch zur aktuellen Forschung beitragen zu können.

Professor Vogels wichtigste Leistung besteht in einer weltweit führenden Kombination aus experimenteller und theoretischer Forschung, mit deren Hilfe sich thermophysikalische Eigenschaften von Fluiden mit extremer Genauigkeit bestimmen lassen. Dazu hat er u. a. ein Schwingscheibenviskosimeter eingesetzt, das aus Quarzglas besteht, in seiner Arbeitsgruppe konstruiert und gebaut wurde und bis heute als weltweites Unikat gilt. In mehr als vier Jahrzehnten wurden Messungen an vielen Gasen und Dämpfen im Temperaturbereich bis 400 Grad Celsius bei Drücken bis zu zwei Atmosphären mit außerordentlich geringer Unsicherheit durchgeführt. 

Seine Forschungsgruppe hat als erste weltweit ein Schwingdraht-Viskosimeter für Untersuchungen an verdünnten und dichten Gasen entwickelt und mit einem Ein-Senkkörper-Densimeter zur Dichtemessung kombiniert. Mit dieser Messanordnung sind auch im so genannten kritischen Gebiet Untersuchungen der Viskosität, also Zähigkeit, möglich. 

Vogel, der als Doktorvater gut 15 junge Forscher auf den Weg zum Doktortitel begleitet hat, entwickelte mit seinem Team Methoden, mit denen die Berechnung der Transporteigenschaften von verdünnten vielatomigen Gasen vollständig aus theoretischen Überlegungen möglich ist. Seine Forschung lieferte Referenzdaten und Formulierungen für die Viskosität und auch für die Wärmeleitfähigkeit vieler wichtiger Fluide, die weltweit als Standardwerte in der chemischen Industrie, in der Energie- und Verfahrenstechnik und in der Kälteindustrie genutzt und insbesondere von bestimmten Organisationen empfohlen werden (International Association of the Properties of Water and Steam - IAPWS, International Union of Pure and Applied Chemistry - IUPAC, National Institute of Standards and Technology - NIST in den USA).

„Eckhard Vogel ist ein international anerkannter Experte, der in der Lage ist, thermophysikalische Eigenschaften für die Gasphase mit hoher Genauigkeit zu bestimmen”, würdigt Professor Ralf Ludwig aus der physikalischen Chemie der Universität Rostock den Geehrten. Die dafür benötigten Apparaturen, eine sogenannte Loschmidt-Zelle mit holographischer Interferometrie für Diffusionsmessungen an Gasen und die beiden Viskosimeter, hat Vogel mit seiner Arbeitsgruppe selbst konzipiert und aufgebaut. Nach dem Ausscheiden von Eckhard Vogel 2009 aus dem Berufsleben haben Kollegen von der Universität Erlangen und der Universität der Bundeswehr in Hamburg um die Übernahme der filigranen Messgeräte geworben und den Zuschlag erhalten. Text: Wolfgang Thiel

 

Kontakt:
Professor Eckhard Vogel
Universität Rostock
Institut für Chemie
eckhard.vogel@uni-rostock.de


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