Rostocker Forscherin hält Plädoyer für Roggen als Schweinefutter

Professorin Petra Wolf beobachtet in einem Forschungsprojekt, wie sich das Füttern von Roggen auf die Schweinegesundheit auswirkt (Foto: Universität Rostock/privat).

„Roggen gehört wieder in den Futtertrog für Schweine und auf den Teller des Menschen“, sagt Petra Wolf, Professorin für Ernährungsphysiologie und Tierernährung an der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Universität Rostock. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt „Rye-SaFe Mischfutterkonzept“, das das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert, werden tragende Sauen an der AUF ab August mit Roggen gefüttert und akribisch auf Gesundheit und Wohlbefinden hin beobachtet. Parallel dazu macht ein Landwirt aus der Nähe von Rostock bei diesem Forschungs-Projekt mit.

„Der Roggen hat Inhaltstoffe, die zur Sättigung und Zufriedenheit der Muttertiere beitragen“, sagt die Forscherin. Zudem werde die Mikroflora des Dickdarms beim Schwein stabilisiert. „Dann ist kein Platz für Salmonellen“, weiß Petra Wolf. Diese Bakterien können gerade bei Ferkeln Durchfälle auslösen. Ein gefürchtetes gesundheitliches Problem, das zu Verlusten bei Ferkeln führen kann. Gelingt es, durch die neue Futter-Methode Salmonellen auszuschalten, können die in einem solchen Fall notwendigen Antibiotika-Gaben für Ferkel vermieden werden.

Aber schmeckt den Schweinen der Roggen überhaupt? „Ja“, sagt Petra Wolf. Es gäbe neue Hybrid-Sorten, die die Schweine gerne fressen. Die Rostocker Forscher wollen die Sauen, also Muttertiere, während des Abferkelns, in der Phase des Säugens penibel ins Visier nehmen. Zudem werde auf die Ferkel ab dem 28. Lebenstag ein besonders waches Auge geworfen, wenn der tierische Nachwuchs von der Mutter getrennt werde.

Schon jetzt stehe fest, so die Professorin, dass durch das Füttern von Roggen, anders als bei Weizen oder Gerste, mehr gute Futterbestandteile im Dickdarm bei Schweinen ankämen. „Wir werden beweisen, dass die Inhaltsstoffe des Roggens eine neue Perspektive für die Schweinefütterung bieten, ist die Wissenschaftlerin überzeugt. Roggen sei in der Landwirtschaft lange Zeit vernachlässigt worden. Durch den nicht zu übersehenden Klimawandel würden sich die Landwirte wieder auf diese alte Getreideart, die sich durch ihre langen Wurzeln auszeichnet und dadurch gut mit Trockenheit klarkommt, besinnen. Zudem seien neue Roggensorten gezüchtet worden, die sich auch durch guten Geschmack auszeichnen würden.  Das regional angebaute Getreide könne von der Jungsau bis zum verkaufsfähigen Läuferschwein maßgeblich zur Tiergesundheit und damit zum Wohle des Menschen beitragen.

„Die Produktion von sicheren Lebensmitteln ist das oberste Ziel in der Schweinefleisch-Produktion“, unterstreicht Petra Wolf. Die Bemühungen der letzten Jahre zur Reduktion von Salmonellen bei Schweinen seien nicht weitreichend genug. Deshalb wolle sie in dem Forschungs-Projekt die alte Kulturpflanze wieder voll in den Blick nehmen und ihre Vorzüge belegen.

Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Prof. Dr. Petra Wolf
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Professur für Ernährungsphysiologie und Tierernährung
Tel.: +49 381 498-3320
petra.wolfuni-rostockde


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